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Kopfschmerz-News

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7. Clusterkopfschmerz

**** Leone M, Rigamonti A, Bussone G. Cluster headache sine headache: two new cases in one family. Cephalalgia 2002;22:12-14

Zusammenfassung:

In dieser Publikation von Leone und Mitarbeitern wird eine Familie beschrieben, in der zwei von drei Familienmitglieder typische Cluster Kopfschmerzattacken mit ausschließlich autonomen Symptomen und ohne Kopfschmerzen (Cluster headache sine headache) aufweisen.

Kommentar:

Bis dato wurden lediglich 3 Fälle von Cluster Kopfschmerz ohne Schmerzentwicklung beschrieben (Salvesen, Neurology 2000). In der vorliegenden Arbeit werden über zwei weitere Fälle innerhalb einer Familie berichtet. Das Auftreten typischer Cluster Kopfschmerzperioden mit und ohne autonomen Manifestationen (Großvater) und von oculonasalen autonomen Episoden ohne Schmerzen (Mutter und Sohn) lässt einen gleichen pathologischen Hintergrund vermuten, der möglicherweise durch einen gleichen genetischen Defekt verursacht wird. Es wird hypothetisiert, dass bei Cluster Kopfschmerzpatienten ohne Kopfschmerz die parasympathischen Komponenten des trigemino-facialen Reflexes aktiviert werden, während der trigeminale Anteil unterdrückt wird. Als Cluster Generator dürfte der Hypothalamus fungieren. Hypothalamische Stimuli führen möglicherweise zu unterschiedlicher Schwellenaktivierung trigeminaler und parasympathischer Anteile. Daher wäre das Auftreten von autonomen Symptomen (die typischerweise den Schmerz begleiten) ohne Schmerzattacken nicht als eine zwangsläufige Reaktion auf den Schmerz zu interpretieren. Zwei interessante Beobachtungen, die einerseits einen weiteren Puzzlestein in der bis dato noch weitgehend unbekannten Pathophysiologie des Cluster Kopfschmerzes bedeuten können. Weiter könnte dadurch der Terminus „Cluster Headache sine Headache“ als Subform des Cluster-Kopfschmerzsyndroms in die diagnostischen Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS) aufgenommen werden. (CL)

**** van Vliet JA, Bahra A, Martin V, Ramadan N, Aurora SK, Mathew NT, Ferrari MD, Goadsby PJ. Intranasal sumatriptan in cluster headache. Randomized placebo-controlled double-blind study. Neurology 2003;60:630-633

Zusammenfassung:

Bei den Clusterattacken handelt es sich typischerweise um heftigste unilaterale Schmerzattacken, die zwischen 15 und 180 Min. anhalten. Wirksam sind nur die Inhalation von Sauerstoff, die subkutane Gabe von Sumatriptan oder die intranasale Applikation von Dihydroergotamin. Mit großem Abstand am wirksamsten ist die subkutane Gabe von Sumatriptan, wobei diese Behandlungsform aber relativ teuer ist und die subkutane Applikation von einigen Patienten nicht sehr geschätzt wird. Deshalb untersuchten die Autoren, ob die intranasale Gabe von Sumatriptan, bei der Sumatriptan schneller resorbiert wird, als bei der oralen Gabe, bei Clusterattacken wirksam ist. In die Studie wurden Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren mit episodischem oder chronischem Clusterkopfschmerz aufgenommen. Die einzelnen Attacken mußten mindestens 45 Min. anhalten. Es handelte sich um eine randomisierte doppelblinde crossover Studie, bei der 20 mg Sumatriptan Nasenspray mit Plazebo verglichen wurden. Gemessen wurde die Schmerzintensität zum Zeitpunkt der Studienapplikation sowie nach 5, 10, 15 und 30 Min. Jenseits von 30 Min. durften die Patienten die Attacke mit Sauerstoff oder einem Schmerzmittel behandeln. Insgesamt wurden 118 Patienten rekrutiert, davon 97 Männer und 21 Frauen. Diese behandelten insgesamt 154 Attacken und zwar 77 mit Sumatriptan und 77 mit Plazebo. Eine Besserung der Schmerzen von schwer oder mittelschwer auf leicht oder keine Schmerzen nach 30 Min. beschrieben 57% der Patienten mit Sumatriptan und 26% mit Plazebo. Der Unterschied war statistisch signifikant. Schmerzfrei nach 30 Min. waren 47% der Patienten mit Sumatriptan und 18% mit Plazebo. Sumatriptan war auch besser wirksam für die Besserung von Begleitsymptomen wie Nasenlaufen und Augentränen. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.

Kommentar:

Diese große methodisch einwandfrei durchgeführte Studie belegt, daß die intranasale Gabe von Sumatriptan zur Behandlung von akuten Attacken eines Clusterkopfschmerzes signifikant wirksamer ist als Plazebo. Damit steht für einige Patienten eine Alternative zur subkutanen Gabe von Sumatriptan zur Verfügung, die zu einem deutlich preiswerter ist und zum anderen angenehmer in der Applikation. Interessant wäre es, die intranasale Anwendung von Zolmitriptan mit intranasalem Sumatriptan zur Behandlung akuter Clusterattacken zu vergleichen. (HCD)


DMKG