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3. Migräne Klinik

**** Giffin NJ, Ruggiero L, Lipton RB, Silberstein SD, Tvedskov JF, Olesen J, Altman J, Goadsby PJ, Macrae A. Premonitory symptoms in migraine – An electronic diary study. Neurology.
2003;60:935-940

Zusammenfassung: In dieser Studie untersuchten die Autoren mit Hilfe eines elektronischen Tagebuches Vorboten-Symptome der Migräne und ihren prädiktiven Wert. 120 Patienten wurden rekrutiert, komplett durchlaufen haben die Studie 76 Patienten.
Die Patienten sollten Vorboten-Symptome vor, während und nach der Kopfschmerz-Phase in ein elektronisches Tagebuch einzugeben. Ein Alarmsystem erinnerte die Patienten, täglich Eingaben zu machen, darüber hinaus konnten selbstverständlich vor, während und nach Kopfschmerz-Attacken Daten eingegeben werden. Folgende Punkte seien als Ergebnisse herausgehoben:

  1. Müdigkeit ist das am häufigsten berichtete Vorboten-Symptom.
  2. Sprachstörungen, gefolgt von Schwierigkeiten beim Lesen oder Schreiben, hatten den höchsten prädiktiven Wert, die Migräne-Attacke korrekt vorherzusagen.
  3. An dritter Stelle war ein von Müdigkeit unabhängiges Gähnen genannt worden.
  4. Die Wahrscheinlichkeit, aus der subjektiven Sicherheit eine bevorstehende Migrä-ne-Attacke auf eine dann tatsächlich ablaufende Migräne-Attacke zu schließen, ist außergewöhnlich hoch.
  5. Diese Zuverlässigkeit steigt, je kürzer der Abstand zwischen Vorboten-Symptomen und dem eigentlichen Mig-räne-Kopfschmerz ist.
  6. Bereits 1-2 Tage vor der eigentlichen Kopfschmerz-Attacke wird der subjektive Gesundheitszustand als ausgesprochen schlecht bezeichnet.

Kommentar: Diese außergewöhnlich gute klinische Arbeit zeigt, wie – ausgehend von einer rein technischen Fragestellung – auf intelligente Weise eine Vielzahl von klinisch relevanten Daten gefunden werden kann. Zunächst einmal galt es ja, die Validität eines elektronischen Tagebuchsystems aufzuzeigen. Obwohl viele Patienten keine Erfahrung mit Computern hatten, ist dies auf hervorragende Weise gelungen. Elektronische Datensysteme sind einerseits in der Lage, Patienten an Eintragungen zu erinnern, zum anderen verhindern sie, dass nachträglich Veränderungen vorgenommen werden. Auf diese Art und Weise sind die Daten kompletter und weniger manipulierbar. Zum anderen gibt diese Studie weiteren Aufschluss über pathophysiologische Mechanismen im Vorfeld der Migräne. Es wird nicht nur klarer, dass die Migräne eine Erkrankung des Gehirns ist, sondern auch, welche Teile des Gehirns betroffen sein könnten: Die Autoren legen großen Wert auf die Tatsache, dass Gähnen einen hohen prädiktiven Wert hat. Damit wird auf die dopaminergen Neurone der Area postrema des Hirnstammes hingewiesen. Die Tatsache, dass Schwierigkeiten mit Sprechen, Lesen oder Schreiben sehr spezifisch für eine Migräne-Attacke sind, wird von den Autoren jedoch nicht kommentiert. Da hier kortikale Strukturen involviert sind, könnte die Reduktion auf Hirnstammstrukturen eine gewisse Vereinfachung darstellen. Insgesamt zeigt diese Arbeit jedoch zum ersten Mal, wie Vorboten-Symptome bei einer größeren Anzahl von Patienten verteilt sind und in welchem klinischen Zusammenhang sie mit der Kopfschmerz-Phase der Migräne stehen. (GA)


DMKG