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Andere Kopfschmerzen

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7. Andere Kopfschmerzen

*** Juang KD, Wang SJ, Fuh JL, Lu SR, Su TP. Comorbidity of depressive and anxiety disorders in chronic daily headache and its subtypes. Headache 2000; 40:818-823

Zusammenfassung: Chronic Daily Headache (CDH) ist eine neue Umschreibung für Kopfschmerzen an mehr als 15 Tagen im Monat, die nicht auf die Ätiologie dieser Kopfschmerzen eingeht. CDH umfaßt vor allem die sog. transformierte Migräne und den chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp. Über die Komorbidität dieser Kopfschmerzerkrankungen mit psychiatrischen Erkrankungen ist bislang wenig bekannt. In dieser Studie aus Taiwan wurden 261 Patienten mit CDH psychiatrisch untersucht mit dem Ziel, die Prävalenz von depressiven Störungen und Angsterkrankungen zu ermitteln. Insgesamt hatten 78% aller Patienten mit einer transformierten Migräne und 64% aller Patienten mit chronischen Kopfschmerzen vom Spannungstyp eine weitere psychiatrische Diagnose. Am häufigsten waren die sog. Major Depression (nach ICD 10) mit 57% bei der transformierten Migräne und 51% beim chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp. Bei den Angsterkrankungen führten Panikattacken mit 30% bei der transformierten Migräne und 22% beim chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp. Bei sämtlichen psychiatrischen Diagnosen war das weibliche Geschlecht signifikant häufiger betroffen. Die Autoren schließen, daß CDH ein erhöhtes Risiko für psychiatrische Erkrankungen beinhaltet, insbesondere für Frauen und für Patienten mit einer transformierten Migräne.

Kommentar: Die Studie berichtet über ein Prävalenz von verschiedenen Depressionen und Angsterkrankungen bei Patienten mit CDH, wie sie bislang noch nicht in der Literatur beschrieben worden ist. Gerade die Komorbidität mit der Major Depression liegt am höchsten für alle bisher berichteten Studien. Eine Erklärung, warum sie die bisher höchsten Prävalenzen für diese Erkrankungen gefunden haben, bieten die Autoren nicht an. Möglicherweise liegt dies daran, daß sie aus einem Zentrum berichten, das für Taiwan die Spitze des medizinischen Versorgungssystems darstellt. Außerdem wurden in den verschiedenen Studien auch verschiedene Erhebungsinstrumente verwendet. Interessanter sind die Vergleiche der einzelnen Subgruppen untereinander. So zeichnet sich die transformierte Migräne durch ein eindeutig höheres Risiko für eine Depression oder eine Angsterkrankung aus als der chronische Kopfschmerz vom Spannungstyp. Daß Frauen von diesen Erkrankungen häufiger betroffen sind, ist inzwischen eine in der epidemiologischen Forschung triviale Erkenntnis. Leider geben die Autoren nicht an, wie groß der Anteil der Patienten mit Medikamentenmißbrauch ist und ob diese Subgruppe nicht eine höhere Komorbidität für psychiatrische Erkrankungen aufweist. Auch insofern kann auf Grundlage dieser Studie nur eine Assoziation von beiden Bedingungen beschrieben werden, es kann jedoch nichts über eine Kausalität oder ein gerichtetes Risiko ausgesagt werden. (SE)

Zvartau-Hindt M, Din MU, Gilani A, Lisak RP, Khan OA. Topiramate relieves refractory trigeminal neuralgia in MS patients. Neurology 2000;55:1587-1588

Zusammenfassung: Ca. 1% aller Patienten mit Multipler Sklerose (MS) entwickeln eine Trigeminus-Neuralgie. Diese Erkrankung tritt unter MS-Patienten häufiger als in der Normalbevölkerung auf. Verschiedene Medikamente (u. a. Antikonvulsiva, Antispastika, NSAID, trizyklische Antidepressiva) werden zur medikamentösen Therapie eingesetzt. Bei manchen Patienten kann mit den genannten Medikamenten keine oder nur eine unzureichende Schmerzlinderung erzielt werden. Als ultima ratio wird mit operativen Methoden versucht eine Besserung zu erreichen. Die Autoren haben Topiramat in der Behandlung einer therapierefraktärer Trigeminusneuralgie eingesetzt. Alle Patienten litten unter MS. Es wurde zunächst eine Dosis von 2 x 25 mg pro Tag gegeben. Dann wurde wöchentlich die Dosis um 50 mg bis zu einer Maximaldosis von 2 x 200 mg pro Tag erhöht. Wurde vor erreichen der Höchstdosis Schmerzfreiheit erreicht wurde die Dosisanpassung gestoppt. Nebenwirkungen seien bei keinem der sechs Patienten aufgetreten. Die Autoren berichten, daß bei fünf Patienten ein Rückgang der Schmerzen unter Monotherapie, bei einem Patienten unter der zusätzlicher Gabe von Carbamazepin verzeichnet werden konnte.

Kommentar: Es handelt sich um den ersten Bericht eines erfolgreichen Einsatzes des neuen Antiepileptikums Topiramat bei der Behandlung von symptomatischer Trigeminusneuralgie. Die vorliegenden Daten sind aus verschiedenen Gründen nicht auf die Allgemeinheit übertragbar. Es handelt sich hier zunächst um eine Anwendungsbeobachtung eines Medikamentes. Die Zahl der in dies Studie eingeschlossenen Patienten ist mit sechs Patienten sehr gering. Die Studie ist nicht placebokontrolliert. Auch fehlt ein Hinweis, wie die Untersucher eine erfolgreiche Schmerzreduktion definieren. Es werden lediglich angaben über den Zeitraum gemacht, innerhalb dessen die Wirkung eintrat, nicht jedoch wie diese sich äußerte. Auf die Darstellung von Schmerzreduktion mittels üblicher Skalen, z. B. der visuellen Analogskala, wurde verzichtet. Der Ansatz, neue Substanzen in der Behandlung der Trigeminusneuralgie, insbesondere bei bislang erfolgloser Therapie mit konventionellen Medikamenten, einzusetzen und zu untersuchen ist grundsätzlich richtig. Einen ersten Hinweis auf eine möglich Wirkung des Medikaments konnte mit der vorliegenden Untersuchung gewonnen werden. Ein endgültiger Beweis, daß Topiramat zur Behandlung der Trigeminusneuralgie ein geeignetes Medikament ist, kann jedoch nur eine plazebokontrollierte, randomisierte Studie mit einer ausreichend hohen Patientenzahl erbringen. (PAG)


DMKG