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Kopfschmerz-News

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11. Andere Kopfschmerzen

** Wibbeke B, Evers S, Husstedt IW.

Kopfschmerzen während der HIV-Infektion. Nervenarzt 2000; 14:245-251

Zusammenfassung:

Kopfschmerzen sind eines der häufigsten Schmerzsyndrome bei Patienten mit HIV-Infektion. In der von der Münsteraner Arbeitsgruppe verfaßten Übersicht wurden aktuelle Daten von Quer- und Längsschnittuntersuchungen zur Prävalenz und Symptomatologie unterschiedlicher Kopfschmerzformen sowie Einfluß der HIV-Infektion und antiretroviraler Medikamente auf bereits vor Beginn der HIV-Infektion bestehende Kopfschmerzen zusammengefaßt. In den von den Autoren zitierten Querschnittsuntersuchungen wurde zwischen primären Kopfschmerzen wie Migräne und Spannungskopfschmerz und sekundären Kopfschmerzen als Symptom z.B. intrazerebraler opportunistischer Infektionen unterschieden. Die Prävalenz primärer Kopfschmerzformen war dabei sehr unterschiedlich und reichte von 3% (Goldstein, Neurol Clin 1990) bis zu 25% (Mirsattari et al., Headache 1999). Ursache der sekundären Kopfschmerzformen waren v.a. eine Kryptokokkenmeningitis und eine Toxoplasma-Enzephalitis.

Wichtig bleibt hier festzuhalten, daß beide Erkrankungen bei Patienten mit ausgeprägterem Immundefekt (in der Regel CD4+-Zellen < 200/µl) auftreten und zumeist von anderen, für primäre Kopfschmerzen untypischen Symptomen begleitet werden (häufig Temperaturerhöhung, Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Meninigismus, neurologische Fokalsymptome, epileptische Anfälle). In prospektiven Längsschnittuntersuchungen war der Spannungskopfschmerz am häufigsten (64%), gefolgt von Migräne (12%) (Singer et al., Neurology 1996). Neu aufgetretene Kopfschmerzen wurden von den Patienten in 24% berichtet. Interessanterweise konnte eine Studie eine Verringerung der Frequenz und Intensität von Migräneattacken im Laufe der HIV-Infektion nachweisen (Evers et al., Pain 2000). Dagegen verschlechterten sich Spannungskopfschmerzen und nahmen in ihrer Intensität und Frequenz zu. Abschließend wird in dem Übersichtsartikel auf pathophysiologische und therapeutische Aspekte eingegangen. Dabei erscheint am wichtigsten, daß es möglicherweise einen direkt durch die HIV-Infektion hervorgerufenen Kopfschmerz gibt, der die Charakteristika eines Spannungskopfschmerz aufweist. Welche pathophysiologischen Mechanismen diesem Kopfschmerz zugrunde liegen, ist bisher jedoch nicht geklärt. Die Therapie sollte sich nach Ansicht der Autoren nach den Empfehlungen der DMKG richten, wobei Interaktionen mit antiretroviralen Medikamenten beachtet werden sollten. Dies trifft v.a. auch für Acetylsaliclysäure und Indometacin zu, die die Toxizität z.B. von Azidothymidin (AZT, Retrovir®) steigern können. Kommentar:

Insgesamt ist dies eine gelungene Übersichtsarbeit, die die vorhandenen Studien zu Kopfschmerzen bei HIV-Infektion gut zusammenstellt. Wichtig erscheint dabei nochmals der Hinweis darauf, daß bei der Therapie von Schmerzen bei HIV-Infizierten Patienten die Wechselwirkungen mit antiretroviralen Medikamenten beachtet werden müssen. Dies trifft v.a. für alle Medikamente mit hohen Plasmaeiweißspiegeln (z.B. Amitriptylin) und Metabolisierung über das Cytochrom P450-System zu (z.B. Carbamazepin), da die häufig in der antiretroviralen Kombinationstherapie verwandten Proteaseinhibitoren beide pharmakologischen Eigenschaften aufweisen. (MM)


DMKG