Categories
Articles

Kopfschmerz-News

.

< – Inhaltsverzeichnis


02. Migräne, Klinik

* Mongini F, Ibertis F, Barbalonga E, Raviola F.

MMPI-2 profiles in chronic daily headache and their relationship to anxiety levels and accompanying symptoms. Headache 2000;40:466-472

Zusammenfassung:

Die Turiner Arbeitsgruppe hat 35 Patienten mit chronischen Kopfschmerzen (CDH; Mig.=25, TTH=6, neu aufgetretene KS=4) hinsichtlich ihrer Persönlichkeitsstile untersucht und diese in Beziehung gesetzt zu diversen psychopathologischen Auffälligkeiten. An validierten Instrumenten wurden das Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI-2) und das Spielberger State-Trait Anxiety Inventory (STAI) eingesetzt; weitere Konstrukte wurden im Interview erhoben. Die Autoren konnten mittels Konfigurationsanalyse vier Gruppen von Persönlichkeitsstilen unter den Patienten ausmachen: eine „Konversions-Gruppe“ (n=5), eine Gruppe mit erhöhter „neurotischer Triade“, i.e. erhöhte Hypochondrie-, Hysterie- und Depressionsscores (n=5), eine Gruppe mit erhöhter emotionaler Belastung (n=18) und eine sog. „Coper-Gruppe“, i.e. niedriges MMPI-Gesamtscoring (n=4). Drei Patienten konnten nicht zugeordnet werden. Alle Typen-Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich der Schmerzintensität. Die „Coper-Gruppe“ zeigte signifikant geringere MMPI- und STAI-Ausprägungen und Chronifizierungsmerkmale sowie eine Tendenz zu einem Konversionsprofil. Migräne-Patienten boten ebenfalls erhöhte Konversionsscores. Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß Hysterie eine Disposition des CDH darstellt und insbesondere ein Anstieg der Ängstlichkeit das Persönlichkeitsprofil von CDH-Patienten verschlechtert.

Kommentar:

Die methodischen und inhaltlichen Schwächen dieser Studie sind so zahlreich und eklatant, daß hier nur die wichtigsten angemerkt werden: Es ist unklar, welche KS-Population überhaupt untersucht wurde, da Angaben zum Medikamentengebrauch völlig fehlen und somit ein Abusus nicht auszuschließen ist (CDH!!). Über Durchführung und Statistik erfährt man wenig bis gar nichts; für eine Inferenz-Statistik sind die Zellenbesetzungen viel zu klein. Der Selektions-Bias ‘klinisch-auffällige Patienten’ ist besonders relevant, wenn Persönlichkeitsstile untersucht werden sollen. Kurz: Die Methodik ist fehlerhaft. Das Design ist unscharf und allemal ungeeignet, die Diskussion -Was ist Ursache und was ist Folge einer Krankheit?- zu befruchten. Das Kerninstrumentarium MMPI ist trotz soziokultureller Revision psychologisches Gedankengut der fünfziger Jahre. Die Ergebnisse sind evident. Die Schlußfolgerungen sind überzogen. Man fragt sich, wie diese Arbeit in einem anerkannten Journal Verbreitung finden konnte. (GF)


DMKG