6. Spannungskopfschmerz
**** Steiner TJ, Lange R, Voelker M. Aspirin in episodic tensiontype headache: placebo-controlled dose-ranging comparison with paracetamol. Cephalalgia 2003;23:59-66
Zusammenfassung:Viele Patienten mit episodischen Spannungskopfschmerzen behandeln diese Kopfschmerzform mit freiverkäuflichen Medikamenten. Erstaunlicherweise gab es bisher keine gute plazebo-kontrollierte Studie, in der Acetylsalicylsäure und Paracetamol miteinander verglichen wurden. Die vorliegende Studie wurde als doppelblinde, randomisierte Parallelgruppenstudie durchgeführt. Eingeschlossen wurden 638 Personen mit episodischem Spannungskopfschmerz, von denen 542 die Studienmedikation einnahmen. Verwendet wurden 500 oder 1000 mg Acetylsalicylsäure, 500 oder 1000 mg Paracetamol oder Plazebo. Der primäre Endpunkt war eine Besserung der Kopfschmerzen nach 2 Std. Die Schmerzintensität wurde zusätzlich auf einer visuellen Analogskala über 4 Std. registriert. Die Patienten durften, wenn die Studienmedikation nicht wirksam war, nach 2 Std. zusätzliche Schmerzmittel einnehmen. Die Wirkungsrate von 1000 mg Aspirin betrug 75,7%, die von 500 mg Aspirin 70,3% und die von 1000 mg Paracetamol 71,2%. Diese drei Dosierungen waren signifikant wirksamer als Plazebo (54,5%) und 500 mg Paracetamol (63,8%). Rescue Medikation nach 2 Std. benutzten 15,5% der Patienten mit 1000 mg ASS, 16,2% mit 500 mg ASS, 19,8% mit 1000 mg Paracetamol, 25,7% mit 500 mg Paracetamol und 29,5% mit Plazebo. Die Studienmedikation wurde gut vertragen und lediglich gastrointestinale Beschwerden waren nach Einnahme von Acetylsalicylsäure und Paracetamol etwas häufiger als unter Plazebo.
Kommentar:Dies ist die größte bisher durchgeführte Studie bei Patienten mit episodischem Spannungskopfschmerz, in der Acetylsalicylsäure und Paracetamol miteinander und im Verhältnis zu Plazebo verglichen wurden. Trotz der erstaunlich hohen Plazeborate von fast 55% waren 500 und 1000 mg Acetylsalicylsäure und 1000 mg Paracetamol besser wirksam als Plazebo. Es bestätigte sich auch die klinische Erfahrung, daß Acetylsalicylsäure etwas besser wirksam ist als Paracetamol. Beide Substanzen wurden gut vertragen und stellen angesichts ihrer Wirksamkeit eine gute erste Alternative zur Behandlung episodischer Spannungskopfschmerzen dar. (HCD)
**** Bendtsen L. Amitriptyline in the treatment of primary headaches. Exp Rev Neurotherapeutics 2003;3:165-173
Zusammenfassung:In vielen Lehrbüchern der Neurologie und Kopfschmerzen wird Amitriptylin zur Prophylaxe der Migräne und des chronischen Spannungskopfschmerzes empfohlen, insbesondere in den USA, wo Flunarizin als Migräneprophylaktikum nicht verfügbar ist. Der Autor hat die bisher publizierte Literatur zur Wirksamkeit von Amitriptylin in der Prophylaxe der Migräne und des chronischen Spannungskopfschmerzes zusammengefaßt. Insgesamt gibt es nur 3 plazebo-kontrollierte randomisierte Studien mit zusammen 150 Patienten, in denen Amitriptylin besser wirksam war als Plazebo. Für die Indikation chronischer Spannungskofpschmerz gibt es 6 randomisierte plazebo-kontrollierte Studien, von denen 5 ein signifikantes Ergebnis zeigten.
Kommentar:Die bisher durchgeführten Studien zur Wirkung von Amitriptylin in der Migräneprophylaxe sind zu wenige und zu klein, um eine endgültige Aussage darüber machen zu können, ob Amitriptylin wirklich wirksam ist. Etwas besser ist die Studiensituation im Bereich der Prophylaxe des chronischen Spannungskopfschmerzes, was auch erklärt, daß Amitriptylin hier die Substanz der ersten Wahl ist. Leider gibt es aber für Amitriptylin keine vernünftigen Dosisfindungsstudien und keine Studien, in denen Amitriptylin mit anderen Trizyklika direkt verglichen worden wäre. Vergleichsstudien mit selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern zeigen allerdings, daß letztere bei der Prophylaxe des Spannungskopfschmerzes nicht wirksam sind. (HCD)