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08. Spannungskopfschmerz

*** Smuts JA, Baker MK, Smuts HM, Stassen JMR, Rossouw E, Barnard PWA. Prophylactic treatment of chronic tension-type headache using botulinum toxin type A. Europ J Neurol 1999;6 (Suppl. 4):S99-S102.

Zusammenfassung: Der chronische Spannungskopfschmerz tritt bei 2-3% aller Menschen auf und ist therapeutisch nur schwer zu beeinflussen. Botulinumtoxin A ist seit vielen Jahren zur Behandlung extrapyramidalmotorischer Erkrankungen und der Spastik etabliert. Nachdem in den Vereinigten Staaten ein Schönheitschirurg, der Botulinumtoxin bei Frauen mit Falten eingesetzt hatte, beobachtete, dass auch chronische Spannungskopfschmerzen sich in der Folgezeit besserten, wurde in Südafrika eine kleine randomisierte doppelblinde Phase II-Studie durchgeführt, um dieses Phänomen genauer zu untersuchen. In die Studie wurden initial 41 Patienten mit chronischen Spannungskopfschmerzen eingeschlossen. Die Studie wurde doppel-blind, randomisiert und Placebo-kontrolliert durchgeführt. Die Patienten in der Verumgruppe wurden einmalig mit insgesamt 100 E Botulinumtoxin A behandelt, wobei die entsprechenden Dosierungen in den M. temporalis und in vier verschiedene Stellen der Zervikalmuskulatur injiziert wurden. In der Vergleichsgruppe wurde Kochsalzlösung injiziert. Einen Monat vor der Injektion und drei Monate nach der Injektion führten die Patienten ein Kopfschmerztagebuch und notierten täglich die Intensität der Kopfschmerzen auf einer Skala von 0-5. 41 Patienten wurden in die Studie aufgenommen, 37 beendeten die Studie, davon 22 in der Botulinumtoxingruppe und 15 in der Placebogruppe. In der Patientengruppe, die Botulinumtoxin erhalten hatte, kam es zu einer stetigen Abnahme der Kopfschmerzintensität, während sich in der Placebogruppe keine Änderung ergab. Zum Zeitpunkt des dritten Monats ergab sich eine signifikante Überlegenheit von Botulinumtoxin. Responder wurden definiert als Patienten, bei denen die Kopfschmerzen sich um mindestens 25% gebessert hatten. In der Verumgruppe waren nach diesem Kriterium 13 Patienten Responder verglichen mit zwei in der Placebogruppe. In der Verumgruppe kam es insgesamt im dritten Monat zu 250 kopfschmerzfreien Tagen bei 22 Patienten verglichen mit 50 bei den 15 Patienten der Placebogruppe.

Kommentar: Viele heute wirksame Therapien in der Prophylaxe von Kopfschmerzen wurden zufällig entdeckt. Dies gilt für den Einsatz von Verapamil beim Clusterkopfschmerz und für den Einsatz von Betablockern und Fluranizin bei der Migräne. Möglicherweise wurde hier ebenfalls zufällig die Wirkung von Botulinumtoxin entdeckt. Problematisch bei dem Studiendesign ist allerdings die Tatsache, dass eine völlige Verblindung gegenüber der Wirkung von Botulinumtoxin nicht möglich ist, da die Patienten natürlich eine gewisse Schwäche der injizierten Muskeln bemerken können. Deshalb wird im Moment eine große multizentrische Dosisfindungsstudie durchgeführt, in der unterschiedliche Dosierungen von Botulinumtoxin mit Placebo verglichen werden. Das Ergebnis dieser Studie bleibt abzuwarten. (HCD)


DMKG