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08. Migräne, Spannungskopfschmerz

**** Ahina M, Lassen LH, Bendtsen L, Jensen R, Olesen J (1999) Effect of inhibition of nitric oxide synthase on chronic tension-type headache: a randomised crossover trial. Lancet 353:287-289.

Die Pathophysiologie des chronischen Spannungskopfschmerzes wird bisher noch nicht verstanden. Stickstoffmonooxid (NO) ist ein wichtiger Neurotransmitter, der auch insbesondere bei der zentralen Sensibilisierung von schmerzleitenden und -modulierenden Systemen eine wichtige Rolle spielt. In Tiermodellen, in denen Dauerschmerz eine Rolle spielt, können Inhibitoren der Stickstoffmonooxid-synthetase (NOS) die zentrale Sensibilisierung hemmen.

Die dänischen Autoren haben daher chronischen Spannungskopfschmerz als ein humanes Modell benutzt, um die Hypothese zu testen, daß Stickstoffmonooxid bei dieser Form des chronischen Kopfschmerzes eine Rolle spielt. In die Studie wurden insgesamt 16 Patienten mit chronischem Spannungskopfschmerz aufgenommen. Die Studie wurde doppel-blind, Placebo-kontrolliert und cross-over durchgeführt. Zielkriterium war die Reduktion der Schmerzintensität auf einer visuellen Analogskala.

6 Patienten erhielten zunächst eine Infusion mit 6 mg/kg N-Monomethyl-L-Argininhydro-chlorid (L-NMMA), einem Hemmer der NOS, über 15 min. Eine Woche später erhielten diese Patienten dann Placebo. Umgekehrt wurden die 10 anderen Patienten zunächst mit Placebo und anschließend mit L-NMMA behandelt. Die mittlere Schmerzintensität nahm unter L-NMMA von 49 auf 33 innerhalb von 2 Stunden ab. Unter Placebo kam es nur zu einer Reduktion von 44 auf 40. Dieser Unterschied war mit p=0,01 signifikant. Auch auf einer verbalen Rating-Skala war die Schmerzintensität unter Verum signifikant niedriger zu Placebo.

Die Autoren schließen aus ihrer Studie, daß möglicherweise Stickstoffmonooxid eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung zentraler Strukturen bezüglich physiologischer afferenter Signale und möglicherweise Schmerzsignale spielt. Leider gibt es bisher keine oral applizierbaren, länger wirkenden Substanzen, die Stickstoffmonooxid hemmen. Die Studie leidet auch darunter, daß die Schmerzintensität nur um 30% abnahm und bei keinem der Patienten Schmerzfreiheit erzielt werden konnte. L-NMMA hemmt darüber hinaus alle drei Subtypen der Stickstoffmonooxidsynthetase und würde bei längerer Anwendung zu einer Hypertonie führen. Die Pharmakologen müssen zunächst selektive Hemmer der neuronalen Stickstoffmonooxidsynthetase entwickeln, bevor diese bei chronischen Schmerzen beim Menschen eingesetzt werden können. (HCD)

** Hannerz J, Jogestrand T (1998) Is chronic tension-type headache a vascular headache? The relation between chronic tension-type headache and cranial hemodynamics. Headache 38:668-675.

Die Pathophysiologie des chronischen Spannungskopfschmerzes (cSK) ist weiterhin ungeklärt. Auf zentraler Ebene wird eine erniedrigte Schmerzschwelle und Allodynie im Versorgungsbereich des N. trigeminus diskutiert, so daß normalerweise nicht schmerzhafte afferente Reize als schmerzhaft wahrgenommen werden. Andererseits weisen erhöhte Spiegel von Entzündungsparametern im Serum bei den Patienten mit cSK auf eine inflammatorische Ätiopathogenese hin. Als weitere Ursache werden unwillkürliche Kontraktionen der perikraniellen Muskulatur postuliert, in deren Folge schmerzhafte Muskel-ischämien entstehen sollen.

In der vorliegenden Studie wurde der Einfluß der kraniellen Hämodynamik auf die Intensität des Spannungskopfschmerzes untersucht. Die Kopfschmerzintensität, pCO2, die Herzfrequenz, systemischer Blutdruck, Durchmesser und Blutfluß und der A. carotis communis (CCA), kranieller vasculärer Widerstand nach horizontaler Lagerung, Kopftieflage und der Gabe von 1mg Nitroglyzerin sublingual wurden bei Patienten mit cSK und einer Kontrollgruppe verglichen. Darüber hinaus wurde der Liquordruck bei den Patienten gemessen. Horizontale Lagerung führte zu keiner Änderung der Kopfschmerzintensität. Kopftieflage führte zum Anstieg des Blutflusses in der Duplexsonographie, zur Dilatation der CCA, sowie zur Zunahme der Kopfschmerzintensität. Nitroglyzerin führte zu einem initialen kurzfristigen Anstieg des Blutflußes, jedoch einer längerdauernder (>60min) Dilatation der CCA, und Zunahme der Kopfschmerzintensität. Keiner der drei Provokationstests verursachte signifikante Kopfschmerzen in der Kontrollgruppe. Die Zunahme der Kopfschmerzintensität korrelierte mit der Vasodilatation und nicht mit der Zunahme des Blutflusses. Interessanterweise war der Liquordruck bei 45% der Patienten erhöht. Es zeigte sich jedoch kein Unterschied nach den Provokationstests zwischen den Patienten mit erhöhtem und normalem Liquordruck.

Der Zusammenhang zwischen cSK und erhöhtem Liquordruck sollte an einer größeren Patientenzahl weiter untersucht werden. Leider wurden keine Angaben gemacht ob sich durch die Liquorpunktion die Kopfschmerzintensität geändert hat.

Zusammenfassend weisen die Ergebnisse dieser Studie auf einen Zusammenhang zwischen kranieller Hämodynamik bzw. Dilatation der intrakraniellen Venen und der Intensität des cSK hin. Allerdings muß methodenkritisch berücksichtigt werden, daß nur der Durchmesser der CCA, nicht jedoch zervikaler oder kranieller Venen gemessen wurde. In der Interpretation der Ergebnisse bleibt es schwierig zu beurteilen, inwieweit die postulierte venöse Vasodilatation Ursache der cSK ist, oder Folge einer trigemino-vaskulären Dysregulation (ZK).


DMKG