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Kopfschmerz-News 12/1997 Migräne Klinik – DMKG

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< – Inhaltsverzeichnis


1. Migräne Klinik

**** Lee LH, Olness KN. (1997) Clinical and demographic characteristics of migraine in urban children. Headache 37; 269-276

Die vorliegende Arbeit referiert aktuelle epidemiologische Daten zum kindlichen Kopfschmerz. Die Ergebnisse einer Fragebogenaktion bei 18.000 Schulkindern zwischen 5 und 13 Jahren aus Cleveland werden vorgestellt. Ziel der Untersuchung war, Daten über die Häufigkeit, die Dauer und die Symptomatik von kindlichen Kopfschmerzen zu erhalten. Bei einer Rücklaufquote von 2572 Fragebogen wurde bei 222 (8,6%) Kindern die Diagnose einer Migräne gestellt. Das Geschlechterverhältnis (Jungen : Mädchen ) war 1 zu 1,2. 65,8% der Kinder hatten eine positive Familienaanmese, bei 54,1 % wurde eine Migräne mit Aura diagnostiziert. Die Dauer der Attakken wurde zwischen 2 und 12 Stunden angegeben, wobei 43% der Kinder während der Attacke bettlägerig waren. Bei nur 19,8% dieser Kinder wurde im Vorfeld die Diagnose einer Migräne gestellt. Diese Arbeit ist von wesentlicher klinischer Bedeutung, da die Daten aufgrund populationsbezogen erhoben wurden und nicht die spezielle Population eines Kopfschmerzzentrums wiederspiegeln. Beeindruckend ist die Tatasache, daß die meisten Kinder durschnittlich 3 Attacken pro Monat hatten, die sie teilweise deutlich im Alltag beeinträchtigten. Im Gegensatz zu anderen Studien war die Rate der Patienten mit Aura hoch (54,1%). Die Lokalisation des Kopfschmerzes konnte erwartungsgemäß von den meisten Kindern nicht genau angegeben werden, wobei die Kriterien der IHS eine Einseitigkeit des Kopfschmerzes voraussetzt. Die Autoren folgern aus ihrer Studie, daß Migräne eine im Kindesalter häufig unterdiagnostizierte Erkrankung ist. Wegen der Prävalenz dieser chronischen Erkrankung und der deutlichen Beeinträchtigung des Lebensgefühles des Kinden und daraus resultierenden familiären oder schulischen Problemen bedarf es weitererer intensiver Forschung im Hinblick auf die Pathogenese und Therapie der kindlichen Migräne. (AG)

*** Fletcher PE, Lowy MT (1997) Evaluation of the longterm safety and efficacy of zolmitriptan (311C90) in the treatment of migraine. Frontiers in Headache Research 6: 273-278

In dieser Studie werden Daten beschrieben, die auf dem International Headache Research Seminar in Kopenhagen zur Langzeitanwendung von Zolmitriptan vorgetragen worden sind. In einer multizentrischen, multinationalen und offenen Studie konnten die Patienten Migrärneattacken mit einer 5 mg-Dosis Zolmitriptan behandeln. Wiederkehrender Kopfschmerz (headache recurrence) konnte mit einer zweiten Dosis behandelt werden. Insgesamt wurden 701 Patienten in die Studienauswertung einbezogen. Es zeigte sich, daß bei Therapie mit 5 mg Zolmitriptan auch bei wiederholter Dosierung in der Langzeitanwendung eine gute Verträglichkeit erreicht werden konnte. Das Nebenwirkungsprofil ist ähnlich wie in der Kurzzeitanwendung. Die Effektivitätsraten zeigten sich in einem Bereich zwischen 75-87% bei den behandelten Attacken. Auch dabei besteht also kein Unterschied in der Langzeitanwendung im Gegensatz zur Kurzzeitanwendung. Bei 71 % der behandelten Patienten zeigt sich eine bedeutsam Besserung nach 2 Stunden. Erstaunlich hoch ist die Notwendigkeit einer zweiten Dosis bei den behandelten Patienten. Nahezu 50% der Patienten nahmen diese ein. Es wird sich in der Langzeitanwendung im täglichen Gebrauch zeigen müssen, ob die hohe Wiederholungsrate in der Einnahme bei der Attackenbehandlung die Gefahr eines möglichen Mißbrauchs der Substanz mit Gewöhnung und Induktion von medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerzen führen kann. Insgesamt zeigen die Daten während der Beobachtungsphase jedoch, daß Zolmitriptan während der Langzeitanwendung ein vorteilhaftes Sicherheitsprofil und eine hohe Effektivität aufweist. (HG)

*** Metsähonkala L, Sillanpää M, Tuominen J (1997) Headache diary in the diagnosis of childhood migraine. Cephalalgia 37: 240-244

Die vorliegende Arbeit hebt den Wert von Kopfschmerztagebüchern zur Behandlung kindlicher Migränepatienten hervor. Bei einer Studienpopulation des Einzugsgebietes der Klinik von Turku, Finnland, wurde von Patienten im Alter von 8-9 Jahren die Kopfschmerzanamnese mittels eines Fragebogens erhoben. Aus einem auswertbaren Kollektiv von 3580 Kindern hatten 33,6% Kopfschmerzen, wobei 2,7% die Diagnose einer kindlichen Migräne erfüllten. Diese Daten liegen unter den Werten, die von Bille in den sechziger Jahren erhoben wurden. Kinder, bei denen anhand der Fragebogenaktion eine Migräne diagnostiziert werden konnte, die an migräneähnlichen Kopfschmerzen litten sowie eine Kontrollgruppe von kopfschmerzfreien Kindern, die bereit waren, an einem Interview teilzunehemen wurden im Alter von 11-13 Jahren persönlich interviewt und ein prospektives Tagebuch für zwei Monate wurde ausgeteilt. Die Diagnosen die anhand der Tagebücher gestellt wurden, entsprachen in 60,8% den Diagnosen, die in dem Arzt-Patienten-Gespräch gestellt wurden. In der Diskussion gehen die Autoren auf die Schwierigkeiten der Diagnosestellung im Kindesalter ein, betonen die Wertigkeit eines Arzt-Patient-Eitern-Gespäches und empfehlen einen prospektiven Beobachtungszeitraum von 2-3 Monaten. Diese Studie kommt mit erheblichem praktischem Aufwand zu wichtigen Schlußfolgerungen als Anleitung zur Klassifikation, Diagnostik und damit korrekter Behandlung von Kopfschmerzen im Kindesalter. Ein Kopfschmerztagebuch ist vor allem im Kindesalter ein unverzichtbares Hilfsmittel in der Kombination mit Eigen- und Fremdanamnese (Eltern) sowie körperlichem Untersuchungsbefund und eventuellen diagnostischen Maßnahmen. Kopfschmerztagebücher sollten altersentsprechend aufgebaut sein und Raum für Bemerkungen von Kindern und erziehenden Personen bieten. Unverzichtbar sind Kontrolluntersuchungen in kurzen Intervallen, die oft eine erstaunliche Reduktion der Kopfschmerzfrequenz zur Folge haben. Die acht Patienten, bei denen nur anhand eines Tagebuches eine Migräne diagnostiziert werden konnte, sind einerseits ein Beweis, wie wichtig Tagebücher gerade im Kindesalter sind, andererseits stellt sich die Frage, ob die Art des Tagebuches, z. B. vorgegebene Fragen, die Antworten vor allem im Kindesalter zu sehr bahnen. Diese Arbeit ist lesenswert für besonders an kindlichen Kopfschmerzen interessierte Kollegen, bahnbrechende überraschende Ergebnisse werden nicht vorgestellt. (AG)


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