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Stellungnahme und medizinische Bewertung des sogenannten „Psychophonie – Verfahrens“ zur Behandlung einer Migräne“.

 

online gestellt: Jan. 2003

Therapieempfehlungen der Deutschen Migräne- und

Kopfschmerzgesellschaft

Stellungnahme und medizinische Bewertung des sogenannten

„Psychophonie – Verfahrens“ zur Behandlung einer

Migräne“.

Von Arne May

Bei der sogenannten Psychophonie handelte es sich um ein Verfahren, in dem

mittels EEG gewonnenen biologischen Daten per Computer eine Übersetzung

dieser Daten in Töne erfolgt. Diese Tönen wiederum sollen

Erkrankungen positiv beeinflussen. Die Deutsche Migräne- und

Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) veröffentlicht regelmäßig in

der einschlägigen medizinischen Fachliteratur und im Internet aktuelle

Therapieleitlinien zur Behandlung von Kopfschmerzen und auch zur

Migränetherapie und zur Migräneprophylaxe. Dieser

Veröffentlichung ist explizit zu entnehmen, dass die Psychophonie als

unwirksames Verfahren zur Behandlung der Migräne angesehen wird, und

zwar sowohl in der Attackenkopierung als auch in der Migräneprophylaxe.

Das in der Patientenaufklärung der Psychophonie dargestellte

therapeutische Vorgehen ist mit den heutigen modernen pathophysiologischen

Vorstellungen zur Migräne, die ebenfalls in der DMKG

Veröffentlichungen dargestellt sind, nicht in Einklang zu bringen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Psychophonie

wissenschaftlich nicht abgesichert ist, und insbesondere

Veröffentlichungen in anerkannten Publikationsorganen zur Wirksamkeit

fehlen. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft und auch die

International Headache Society (IHS) haben klare Richtlinien hinsichtlich

des Nachweises der Wirksamkeit eines gleich wie gearteten therapeutischen

Verfahrens publiziert. Zur Psychophonie liegen diese Daten nicht vor.

Die Tatsache, dass per Internet oder Werbung in der Laienpresse von guten

therapeutischen Ergebnissen gesprochen wird, ersetzt in keinem Fall die

Anforderung an den Nachweis wissenschaftlich abgesicherter Effekte. Bislang

ist auch in einer aktuell durchgeführten Datenbankanalyse eine valide

Publikation von Ergebnissen zur Psychophonie bis heute nicht erfolgt. Die

valide Überprüfung von Therapieergebnissen jeglicher

therapeutischer Verfahren setzt entweder eine Placebokontrolle oder den

Vergleich mit einer anerkannten nichtmedikamentösen Therapie voraus.

Beides ist bislang zur Psychophonie nicht erfolgt.

Zusammenfassend sieht die Fachgesellschaft (DMKG) keinen Beleg dafür,

dass die Psychophonie ein sinnvolles Verfahren zur Behandlung der

Migräne darstellt. Hinsichtlich anerkannter nichtmedikamentöser

Verfahren (siehe Therapieempfehlungen der DMKG) ist es auch nicht

zulässig im Analogschluss davon auszugehen, dass die Psychophonie mit

einem Entspannungsverfahren gleichzusetzen ist. Die relativ hohen Kosten

dieses Verfahrens führen im Gegenteil dazu, dass anerkannte

medikamentöse oder nichtmedikamentöse Therapieverfahren nicht zur

Anwendung kommen.

DMKG

UPass