Therapieempfehlungen der Deutschen Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft
Stellungnahme und medizinische Bewertung des sogenannten
„Psychophonie – Verfahrens“ zur Behandlung einer
Migräne“.
Von Arne May
Bei der sogenannten Psychophonie handelte es sich um ein Verfahren, in dem
mittels EEG gewonnenen biologischen Daten per Computer eine Übersetzung
dieser Daten in Töne erfolgt. Diese Tönen wiederum sollen
Erkrankungen positiv beeinflussen. Die Deutsche Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) veröffentlicht regelmäßig in
der einschlägigen medizinischen Fachliteratur und im Internet aktuelle
Therapieleitlinien zur Behandlung von Kopfschmerzen und auch zur
Migränetherapie und zur Migräneprophylaxe. Dieser
Veröffentlichung ist explizit zu entnehmen, dass die Psychophonie als
unwirksames Verfahren zur Behandlung der Migräne angesehen wird, und
zwar sowohl in der Attackenkopierung als auch in der Migräneprophylaxe.
Das in der Patientenaufklärung der Psychophonie dargestellte
therapeutische Vorgehen ist mit den heutigen modernen pathophysiologischen
Vorstellungen zur Migräne, die ebenfalls in der DMKG
Veröffentlichungen dargestellt sind, nicht in Einklang zu bringen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Psychophonie
wissenschaftlich nicht abgesichert ist, und insbesondere
Veröffentlichungen in anerkannten Publikationsorganen zur Wirksamkeit
fehlen. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft und auch die
International Headache Society (IHS) haben klare Richtlinien hinsichtlich
des Nachweises der Wirksamkeit eines gleich wie gearteten therapeutischen
Verfahrens publiziert. Zur Psychophonie liegen diese Daten nicht vor.
Die Tatsache, dass per Internet oder Werbung in der Laienpresse von guten
therapeutischen Ergebnissen gesprochen wird, ersetzt in keinem Fall die
Anforderung an den Nachweis wissenschaftlich abgesicherter Effekte. Bislang
ist auch in einer aktuell durchgeführten Datenbankanalyse eine valide
Publikation von Ergebnissen zur Psychophonie bis heute nicht erfolgt. Die
valide Überprüfung von Therapieergebnissen jeglicher
therapeutischer Verfahren setzt entweder eine Placebokontrolle oder den
Vergleich mit einer anerkannten nichtmedikamentösen Therapie voraus.
Beides ist bislang zur Psychophonie nicht erfolgt.
Zusammenfassend sieht die Fachgesellschaft (DMKG) keinen Beleg dafür,
dass die Psychophonie ein sinnvolles Verfahren zur Behandlung der
Migräne darstellt. Hinsichtlich anerkannter nichtmedikamentöser
Verfahren (siehe Therapieempfehlungen der DMKG) ist es auch nicht
zulässig im Analogschluss davon auszugehen, dass die Psychophonie mit
einem Entspannungsverfahren gleichzusetzen ist. Die relativ hohen Kosten
dieses Verfahrens führen im Gegenteil dazu, dass anerkannte
medikamentöse oder nichtmedikamentöse Therapieverfahren nicht zur
Anwendung kommen.