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Kopfschmerz-News


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3. Migräne Klinik

**Lipton RB, Dodick D, Sadovsky R, Kolodner K, Endicott J, Hettiarachchi J, Harrison W. A self-administered screener for migraine in primary care. Neurology 2003, 61, 275-382

Zusammenfassung: Patienten einer medizinischen Erstversorgungseinheit, die dort über Kopfschmerzen in den letzten 3 Monaten berichtet haben, wurde ein selbst auszufüllender Fragebogen zur diagnostischen Vorfelderfassung einer Migräne überreicht (n=563). Diese Patientengruppe war im Alter von 18-55 Jahren und hatte im Beobachtungszeitraum zumindest 2 oder mehr Kopfschmerzereignisse. Im Verlauf der Studie wurden dann auch Patienten, bei denen eine Migräneerkrankung bereits bekannt war, von der Studie ausgeschlossen. Dann wurde diese Patientengruppe von Kopfschmerzexperten untersucht, wobei 80% (n=451) die Studie komplett abgeschlossen haben. In der ersten Screening- Phase wurden den Patienten 9 empirisch erprobte Fragen auf Basis der IHS-Kriterien vorgelegt, dann wurde das strukturie rte Interview durch die Kopfschmerz- Spezialisten angeschlossen (innerhalb von 2 Wochen nach der Erstuntersuchung). In dieser 2. Validationsstufe wurden wie üblich die Anamnese und ein physikalischneurologischer Status erhoben sowie die Diagnose der Migräne anhand einer auf IHS-Kriterien basierenden Frageliste festgestellt, dies wurde auch mit einem computerisierten Algorithmus kombiniert. Des weiteren wurden auch verschiedene Fragebögen zur Bestimmung der Lebensqualität, und von Funktionseinbußen (u.a. Health Related Quality of Life –HRQoL) und auch der MIDAS (Migraine Disability Assessment), sowie ein Fragebogen zur Bestimmung der Migränebedingten Produktivitätsausfälle bzw. spezielle über migräneassoziierte Behinderung (HDi, Headache Disability Inventory) ausgefüllt. Schließlich wurden in einem weiteren Durchlauf ein Fragebogen mit 9 Items und ein Fragebogen mit 3 Items bzw. ein 3- Item-Fragebogen mit binärer Antwortmöglichkeit verwendet. Dabei wurden aus dem 9-Punkt- Fragebogen 3 Fragen, nämlich Beeinträchtigung, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit hervorgehoben. Die diagnostische Sensitivität dieses Kurzfragebogens ergab einen Wert von 0,81 (95%iges Konfidenzintervall von 0,77-0,85) und eine Spezifität von 0,75 (CI von 0,64-0,84) und eine positive Vorhersagepotenz von 0,93 (CI 89,9-95,8). Die Zuverlässigkeit war mit einem Kappa von 0,68 gut und unabhängig von Geschlecht, Alter bzw. Vorliegen anderer komorbider Kopfschmerzen.

Kommentar: Die amerikanische Autorengruppe hat mit beträchtlichen methodischen Aufwand nachgewiesen, dass man statt ein umfangreiches Testset einzusetzen, mit 3 gezielten Fragen die von den Betroffenen selbst beantwortet werden, die Diagnose einer Migräne mit großer Wahrscheinlichkeit bei Kopfschmerzpatienten erstellen kann. Diese 3 Fragen wurden gewählt, nachdem sich aus einem Vortest an 9 Subitems (betreffend Schmerzlokalisationen und –qualitäten bzw. autonomer Begleitsymptome etc.) verständlicherweise eine hohe Sensitivität für den Schmerz (aber niedrig z.B. für eine Aura) und eine hohe Spezifität u.a. für Übelkeit und Fotofobie ergeben haben. Deshalb wurden (abgesehen von der grundsätzlichen Feststellung der Kopfschmerzen) die oben zitierten 3 Fragen für die Migränediagnostik ausgewählt und unter dem Titel „3-Item-Identification of Migraine Screener“ (ID MigraineTM) offenbar patentiert, wenn das TM als Trademark interpretiert wird. Ob der methodische Aufwand zur Feststellung einer Migränediagnostik mittels dreier Fragen im Verhältnis zum praktischen Nutzen und Neuigkeitswert stand, sei dahingestellt. (PW)


DMKG