4. Migräne, Prophylaxe
* Wang F, van den Eden SK, Ackerson LM, Salk SE, Reince RH, Elin RJ. Oral magnesium oxide prophylaxis of frequent migrainous headache in children: a randomized, double -blind, placebo-controlled trial. Headache 2003;43:601-610
Zusammenfassung: 3-4% aller Kinder leiden bereits unter einer Migräne. Leider gibt es nur wenig gut durchgeführte Studien zur medikamentösen Prophylaxe der Migräne bei Kindern. Eine nachgewiesene Wirksamkeit fand sich für Betablocker, Flunarizin und Amitriptylin. Zwei Studien zum Einsatz von Magnesium bei der erwachsenen Migräne zeigten widersprüchliche Ergebnisse. In einer Studie fand sich ein prophylaktischer Effekt in der Praxis von Hausärzten, während Patienten, die bei Fachärzten betreut wurden, nicht von der Gabe von Magnesium profitierten. Die amerikanischen Autoren wollten daher untersuchen, ob Magnesium möglicherweise zur Behandlung der kindlichen Migräne prophylaktisch wirksam ist. In die Studie wurden Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 3 und 17 Jahren eingeschlossen, die berichteten, dass es innerhalb der letzten 4 Wochen zu mindestens einer Migräneattacke/ Woche gekommen war mit mittelschweren bis schweren Kopfschmerzen von pulsierender Qualität verbunden mit Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu und Lärmempfindlichkeit, wobei fieberhafte Infekte ein Ausschlusskriterium waren. Die Patienten erhielten randomisiert entweder 9 mg/kg Körpergewicht Magnesiumoxid in 3 Tagesdosen (n=58) oder Plazebo (n=60). Die Behandlung erstreckte sich über 16 Wochen. Die Zahl der Kopfschmerztage über acht 2-Wochenintervalle war der primäre Endpunkt der Studie. Von den ursprünglich 118 Kindern beendeten 86 die Studie, dies entspricht 73%. 42 erhielten Magnesiumoxid und 44 Plazebo. 74 der Jugendlichen, die für die Studie infrage gekommen wären, wollten nicht teilnehmen. Demographische Faktoren und die Kopfschmerzanamnese waren in beiden Behandlungsgruppen identisch. In der Intention to treat analyse fand sich eine signifikante Abnahme der Kopfschmerzhäufigkeit in der Magnesiumgruppe (P=0,037), aber nicht in der Plazebogruppe (P=0,86). Kinder und Jugendliche, die Magnesium erhielten, hatten auch eine signifikant reduzierte Kopfschmerzintensität im Vergleich zur Plazebogruppe.
Kommentar: Die hier durchgeführte Studie hat schwerwiegende methodische Mängel. So wurden beispielsweise die Zielkriterien, die von der Internationalen Kopfschmerz- Gesellschaft für Migräneprophylaxe- Studien empfohlen wurden, nämlich die Zahl der Migräneattacken pro 4 Wochen nicht als Endpunkt gewählt. Wählt man diesen Endpunkt, ergibt sich definitiv kein Unterschied zwischen Verum, d.h. Magnesium und Plazebo. Dies gilt auch über die gesamte Studie hinweg, wenn man die Zahl der Kopfschmerztage in den 2- Wochenintervallen betrachtet. Die hier verwendete Trendanalyse ist der einzige Parameter, der statistisch signifikant war und aus der Publikation geht nicht hervor, ob diese Art der statistischen Auswertung bestimmt wurde, bevor das Ergebnis der Studie bekannt war. Aus dieser Studie kann also mitnic hten geschlossen werden, dass Magnesium zur Prophylaxe der Migräne bei Kindern und Jugendlichen wirksam ist (HCD).