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7. Medikamenteninduzierter Kopfschmerz

****Bahra A, Walsh M, Menon S, Goadsby PJ. Does chronic daily headache arise de novo in association with regular use of analgesics? Headache 2003;43:179-190

Zusammenfassung: Etwa 5-7% der Bevölkerung leiden unter chronischen Kopfschmerzen, d.h. an Kopfschmerzen an mehr als 15 Tagen im Monat. Bei 2-3% der Bevölkerung sind diese Kopfschmerzen durch die regelmäßige Einnahme von Schmerz-oder Migränemitteln bedingt. Die meisten Studien zur Epidemiologie dieser Bedingungen unterstellten, dass Voraussetzungen zur Entwicklung eines medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerzes das Vorliegen eines primären Kopfschmerzsyndromes ist. Gute Studien an Kontrollgruppen, die Analgetika neben andere Beschwerden einnehmen, gab es allerdings bisher nicht.

In die Studie wurden 110 Patienten einer Rheumaklinik aufgenommen, von denen 73% ein rheumatoide Arthritis, 23% eine seronegative Arthritis und 4% andere Ursachen für chronische Gelenkschmerzen hatten. Alle Patienten wurden bzgl. Medikamenteneinnahme befragt und dann von einem erfahrenen Neurologen die Kopfschmerzanamnese erhoben. 103 Patienten nahmen täglich ein oder mehrere Dosierungen eines Analgetikums ein. Acht dieser Patienten, das entspricht 7,6%, berichteten auch unter täglichen Kopfschmerzen zu leiden. Alle hatten in der Anamnese eine Migräne. Bei 7 der 8 Patienten hatte die Migräne deutlich vor dem Beginn der chronischen Kopfschmerzen begonnen, bei einem Patienten traten Migräne und chronische Kopfschmerzen zeitgleich auf. Der mittlere Zeitabstand zwischen dem Beginn der Migräne und dem Beginn täglicher Kopfschmerzen betrug im Mittel 30 Jahre. Der Zeitabstand zwischen der täglichen Einnahme von Analgetika und dem zustandekommen chronischer Kopfschmerzen betrug 5,4 Jahre. Unter den Patienten, die keine chronischen Kopfschmerzen entwickelten, hatten 41% in der Anamnese eine Migräne und 27% episodische Spannungskopfschmerzen.

Kommentar: Die hier durchgeführte Studie ist sehr wichtig, da sie zum ersten Mal zeigt, dass bei Patienten, die unter einer Migräne leiden, die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln, insbesondere von Schmerzmitteln die Opioide enthalten, zur Entwicklung chronischer Kopfschmerzen führen kann, auch wenn die Medikamente nicht zur Behandlung der Kopfschmerzen sondern zur Behandlung von Gelenkschmerzen eingenommen werden. Patienten ohne Migräne in der Anamnese entwickeln dieses Krankheitsbild nicht.

Demgemäss stellt die Migräne offenbar einen wesentlichen Risikofaktor für die Entwicklung medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerzen dar. Es kann mit Sicherheit angenommen werden, dass Rheumatologen und Orthopäden diesen Zusammenhang nicht kennen. Nimmt man die hier in der Studie gefundene Häufigkeit von 7,6% an, dürfte eine erhebliche Anzahl von Rheumapatienten in Deutschland unter medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerzen leiden. (HCD)


DMKG