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Kopfschmerz-News

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4. Migräne, Klinik

*** Salobir B, Sabovic M, Peternel P, Stegnar M, Grad A. Classic risk factors, hypercoagulability and migraine in young women with cerebral lacunar infarctions. Acta Neurol Scand 2002;105:189-195

Zusammenfassung: Die Autoren untersuchen in ihrer Studie das Vorliegen und die möglichen Assoziationen von 3 verschiedenen Gruppen von Risikofaktoren für als lacunär klassifizierte cerebrale Infarkte in jüngeren Frauen. Es wurden in einer 5-Jahresperiode 192 prämenopausale Frauen zwischen 18 und 45 Jahren, die einen Schlaganfall erlitten hatten, erfasst. Von 58 Frauen mit klar ischämischen cerebro-vaskulären Ereignissen ohne Blutung zeigten 10 einen lacunären Infarkt. Die Diagnose eines lacunären Infarktes wurde von einem Neurologen und Neuroradiologen unabhängig gestellt, es wurden dann Blutfett- und Gerinnungsanalysen und klassische Risikofaktoren, wie arterielle Hypertonie, Rauchen, Diabetes mellitus und orale Kontrazeptiva sowie Migräne erfasst. In 10 von 16 Patientinnen war zumindest ein klassischer Risikofaktor vorhanden, wobei 6 überhaupt keine relevanten Risikofaktoren aufwiesen. Eine Patientin hatte Diabetes mellitus oder schwere familiäre Hpyercholesterinämie. 7 der 16 Patientinnen mit lacunären Infarkten berichteten über migräneartige Kopfschmerzen in der Vergangenheit. 5 von Ihnen hätten eine akute Kopfschmerzattacke vor dem ichämischen Ereignis erlitten. 5 der Migräne-Patientinnen mit Schlaganfall hatten gleichzeitig andere Risikofaktoren. Die Gerinnungsanalysen zeigten in Migräne-Patienten keine statistisch signifikanten Unterschiede zu nicht-migränösen lacunären Infarkt-Patientinnnen. Bei allen 5 Patientinnen mit Migräne und gleichzeitig einem anderen Risikofaktor für Schlaganfall zeigte sich eine statistisch signifikante Verkürzung der Thrombin- und Thromboplastinzeit gegenüber Kontrollen. Die Autoren schließen, dass die Analyse der klassischen Risikofaktoren zeige, dass 62% der Patientinnnen mit lacunärem Infarkt zumindest einen klassischen Risikofaktor aufweisen. Die leicht erhöhte Rate von Migräne in Patientinnnen mit lacunären Infarkten in dieser Studie gegenüber anderen Studien mit unselektierten verschiedenen Schlaganfällen erscheint den Autoren als ein Hinweis, dass die Migräne möglicherweise ein Trigger für lacunäre Infarkte in jungen Frauen sein kann.

Kommentar: Die Studie belegt, dass die meisten Patientinnen, die in jüngerem Lebensalter einen radiologisch als lacunär klassifizierten Hirninfarkt erleiden, zumeist eine Kombination von leicht bis mittelmäßig erhöhten klassischen Risikofaktoren und eine Tendenz zu Hperkoagolobilität haben. Auch zeigt die Studie, dass möglicherweise Migräne ein prädisponierender Co-Faktor im Risikoprofil für die Entwicklung eines lacunären Infarktes bei jüngeren Frauen ist. Dieses verdeutlicht, dass bei jüngeren Patienten zumindest ein Teil der „lacunären“ Infarkte wohl embolischer und nicht autochton-thrombotischer Natur sind. Der statistische Wert der Studie wird eingeschränkt durch die insgesamt sehr kleine Patientenzahl bei nur 16 Patientinnen mit lacunären Infarkten bei einer Gesamtzahl von fast 200 Schlaganfällen. Die statistische Aussage wird weiterhin erschwert durch die Tatsache, dass von den 16 Infarkt-Patientinnen nur 7 migräneartige Kopfschmerzen erlitten. Die Studie lässt trotzdem den Schluß zu, dass die Pathophysiologie der Migräne und lacunärer Infarkte bei jüngeren Patienten möglicherweise eine Verbindung haben. Die Angabe, dass 3 Patientinnen vor dem Schlaganfall eine Migräne-Attacke erlitten, lässt die Spekulation zu, dass Migräneattacken möglicherweise zu einer fokalen Ischämie oder auch bioenergetischen fokalen Erschöpfung prädisponieren können. Interessant in diesem Zusammenhang sind die ja bei Migräne-Patientinnnen immer wieder beschriebene Signalhyperintensitäten in der Kernspintomographie, die in ihrer Ätiologie ja auch noch nicht geklärt sind und fraglich auch kleinsten Durchblutungsstörungen entsprechen. (OK)


DMKG