08. Spannungskopfschmerz
** Packman B, Packman E, Doyle G, Cooper S, Ashraf E, Koronkiewicz K, Jayawardena S.
Solubilized ibuprofen: Evaluation of onset, relief and safety of a novel formulation in the treatment of episodic tension-type headache. Headache 2000;40:561-567
Zusammenfassung:
Der episodische Spannungskopfschmerz wird bevorzugt mit Analgetika behandelt. Mutterkornalkaloide und Triptane sind unwirksam. In den Vereinigten Staaten wurde jetzt eine schnelllösliche Form von Ibuprofen entwickelt und in einer doppelblinden randomisierten Parallelgruppenstudie an 154 Patienten mit episodischem Spannungskopfschmerz untersucht. In den einzelnen Gruppen wurden 400 mg Ibuprofen, 1000 mg Paracetamol und Plazebo eingesetzt. Primäres Zielkriterium war der Zeitraum bis zu einer für den Patienten bedeutsamen Besserung der Kopfschmerzen gemessen mit einer Stoppuhr nach Medikamenteneinnahme. Die mittlere Zeit bis zur Besserung der Kopfschmerzen betrug für Ibuprofen 39 Min., für Paracetamol 53 Min. und 180 Min. für Plazebo. Der Unterschied war signifikant. Drei Stunden nach der Einnahme berichteten 75% der 60 Patienten, die Ibuprofen eingenommen hatten, über Schmerzfreiheit verglichen mit 33% der 62 Patienten, die Paracetamol erhalten hatten und 13% der 32 Patienten, die Plazebo erhalten hatten. Bzgl. Minderung der Kopfschmerzen auf leichte Kopfschmerzen unterschieden sich die drei Therapien nicht.
Kommentar:
Diese Studie belegt, daß 400 mg Ibuprofen etwas schneller und etwas besser wirksam sind als Paracetamol. Beide sind besser wirksam als Plazebo. Die hier untersuchte Patientenpopulation ist allerdings untypisch, da fast alle Patienten berichteten, daß üblicherweise ihr episodischer Kopfschmerz nur zwischen 2 und 4 Std. anhält. Üblicherweise hält bei den meisten Patienten der episodische Spannungskopfschmerz eine halben oder einen ganzen Tag an. Deshalb können insbesondere die Ergebnisse über Schmerzfreiheit nach 2 Std. nicht auf die Gesamtpopulation der Patienten mit Spannungskopfschmerz übertragen werden. (HCD)
*** Ribeiro CA.
L-5-hydroxytryptophan in the prophylaxis of chronic tension-type headache: a double-blind randomized, placobo-controlled study. Headache 2000;40:451-456
Zusammenfassung:
In dieser doppelblinden, randomisierten Untersuchung wurde in einem Zweigruppenplan bei 78 Patienten die Wirksamkeit und Verträglichkeit von L-5-Hydroxytryptophan in der Behandlung des chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp mit der von Placebo verglichen. Die Behandlung erfolgte über 8 Wochen. Eine Wash-out-Periode von 2 Wochen war vorgeschaltet und eine Follow-up-Phase über weitere 2 Wochen war der Behandlung nachgeschaltet. Insgesamt konnten die Daten von 65 Patienten ausgewertet werden. Die Behandlung mit L-5-Hydroxytryptophan zeigte sich hinsichtlich der Anzahl der Tage mit Kopfschmerzen und der Kopfschmerzintensität der Placebo-Behandlung nicht überlegen. Allerdings zeigte sich eine signifikante Abnahme der Einnahme von Analgetika. In der zweiwöchigen Follow-up-Phase stellte sich darüber hinaus eine Abnahme der Anzahl der Kopfschmerztage in der Verumgruppe dar. Die Bewertung durch die Patienten hinsichtlich der Wirksamkeit fiel zu Gunsten der Behandlung mit 300 mg L-5-Hydroxytryptophan aus.
Kommentar:
Das Rationale der Studie zielt darauf ab, den Serotoninspiegel durch Gabe L-5-Hydroxytryptophan zu erhöhen. In den vergangenen 20 Jahren sind nur rund 10 doppelbinde, randomisierte, placebo-kontrollierte Studien für die Indikation Kopfschmerz vom Spannungstyp durchgeführt worden. Die meisten davon beziehen sich auf Antidepressiva, wie insbesondere Amitriptylin oder neuere selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer. Aus dieser Sicht ist es sehr begrüßenswert, daß die Autoren sich der Mühe unterzogen haben, eine kontrollierte Studie mit L-5-Hydroxytryptophan durchzuführen. Problematisch dabei ist, daß therapierefraktäre Patienten aufgenommen worden sind. Allerdings zeigten sich nur wenig bedeutsame Effekte. Positiv zu berücksichtigen ist jedoch, daß keine relevanten Nebenwirkungen aufgetreten sind, insbesondere keine Gewichtszunahme oder Blutdruckveränderungen. Gerade diese limitieren die Behandlung von Patienten mit chronischen Kopfschmerzen vom Spannungstyp mit den herkömmlichen trizyklischen Antidepressiva. Aus dieser Sicht ist die Therapie eine mögliche Option für Patienten, die die herkömmliche Behandlung mit einem trizyklischen Antidepressivum nicht vertragen oder bei denen keine ausreichende Wirkung zu erzielen ist. (HG)