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Kopfschmerz-News

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08. Spannungskopfschmerz

**** Russell MB, Ostergaard L, Bendtsen L, Olesen J (1999) Familial occurrence of chronic tension-type headache. Cephalalgia 19: 207-210.

Genetische Untersuchungen von Kopfschmerzerkrankungen haben seit den ersten Beschreibungen von molekularbiologischen Grundlagen der Migräne an enormer Bedeutung gewonnen. Dabei muß für die Kopfschmerzerkrankungen, die nicht so offensichtlich einem Erbgang folgen, wie es z.B. die familiäre hemiplegische Migräne tut, auf bevölkerungsepidemiologische Studien zurückgegriffen werden, um die Bedeutung von genetischen Faktoren genauer zu beschreiben.

Die dänische Arbeitsgruppe um Jes Olesen in Kopenhagen verfolgt seit vielen Jahren diesen Ansatz mit großem Erfolg. In der hier vorgelegten Studie ist untersucht worden, wie stark genetische Faktoren die Entstehung eines chronischen Spannungskopfschmerzes beeinflussen. Dafür sind die Angehörigen ersten Grades von Patienten mit einem chronischen Spannungskopfschmerz ebenfalls auf einen chronischen Spannungskopfschmerz hin untersucht worden.

Das dabei ermittelte Lebenszeitrisiko, ebenfalls an einem chronischen Spannungskopfschmerz zu erkranken, war für Geschwister um den Faktor 2,1 und für Kinder um den Faktor 3,5 gegenüber der Normalbevölkerung erhöht. Das höchste Risiko hatten Eltern mit einer 3,9-fachen Erhöhung. Das Geschlecht der Indexpatienten hatte dabei keinen Einfluß auf das Risiko. Gleichzeitig konnte ermittelt werden, daß nicht blutsverwandte Angehörige von Patienten mit chronischem Spannungskopfschmerz kein erhöhtes Risiko aufweisen. Dies deutet darauf hin, daß genetische Faktoren und nicht Umwelteinflüsse für das erhöhte Risiko von Verwandten ersten Grades verantwortlich sind. Die Studie konnte allerdings nicht aufzeigen, ob es sich um für den Spannungskopfschmerz spezifische genetische Mechanismen oder um allgemein bei Schmerzerkrankungen wirksame Mechanismen handelt.

Ein Nebenergebnis dieser Studie ist noch bemerkenswert. Die von einem erfahrenen Neurologen in einem Interview erhobene Diagnose wurde verglichen mit der von den Patienten selbst angegebenen Diagnose eines chronischen Spannungskopfschmerzes. Dabei ergaben sich eine Spezifität von 86% und Sensitivität von 68%. Dies belegt, daß für die Diagnose eines chronischen Spannungskopfschmerzes ein strukturiertes Interview erforderlich ist und die eigenständigen Angaben des Patienten nicht ausreichen. (SE)


DMKG