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Kopfschmerz-News

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09. Migräne, Cluster-Kopfschmerz

**** Lovely TJ, Kotsiakis X, Jannetta PJ (1998). The surgical management of chronic cluster headache. Headache 38: 590-594.

Bei etwa 10% aller Patienten mit Cluster-Kopfschmerz handelt es sich um einen chronischen Cluster-Kopfschmerz. Die meisten dieser Patienten sprechen auch nicht mehr ausreichend auf eine medikamentöse Therapie an.

Die amerikanische Arbeitsgruppe um den berühmten Neurochirurgen Jannetta entwickelte eine operative Therapie des chronischen Cluster-Kopfschmerzes. In diesen Fällen wird eine retromastoidale Craniektomie durchgeführt und eine mikrovaskuläre Dekompression des N. trigeminus mit Durchtrennung des N. intermedius. Zwischen 1994 und 1996 wurden 28 Patienten operiert. Es handelte sich um 22 Männer und 6 Frauen im Alter zwischen 24 und 70 Jahren. 17 Patienten hatten den Cluster-Kopfschmerz auf der linken, 9 auf der rechten Seite, und 2 Patienten hatten bilaterale Cluster-Symptome (alternierend). 23 der 28 Patienten hatten die chronischen Cluster-Kopfschmerzen seit mehr als 5 Jahren und hatten alle medikamentösen Therapieoptionen ausgeschöpft. Bei den 28 Patienten wurden insgesamt 39 Operationen vorgenommen. Die mittlere Verlaufsbeobachtung betrug 5,3 Jahre. Bei keinem der Patienten kam es zu permanenten Hirnnerven-Ausfällen.

Die Ergebnisse unmittelbar nach den 22 Operationen waren exzellent bei 12 Patienten, was bedeutete, daß die Kopfschmerzen um mindestens 90% an Häufigkeit und Intensität verloren, bei 6 Patienten gut, d. h. eine mindestens 50%ige Besserung, und bei 4 Patienten waren die Kopfschmerzen unverändert. Bei der letzten Nachuntersuchung verblieben 9 Patienten in der Gruppe mit exzellenten Resultaten und 8 mußten als Therapieversager eingestuft werden. Bei den beiden Patienten, bei denen es später zum Wiederauftreten des Clusters kam, vergingen 18 bzw. 20 Monate, bis der Clusterkopfschmerz wieder in alter Stärke vorhanden war. Bei den Patienten, bei denen es nach einem Therapieversagen zu einer erneuten Operation kam, waren die Ergebnisse nicht so gut wie nach der ersten Operation. Bei den Patienten, bei denen nur eine mikrovaskuläre Dekompression des N. trigeminus vorgenommen worden war, waren die Ergebnisse genauso gut wie bei denen, bei denen zusätzlich der N. intermedius durchtrennt worden war.

Die hier beschriebene Operation stellt für Patienten mit chronischem Cluster-Kopfschmerz und ausgereizten medikamentösen Optionen in der Hand eines erfahrenen Neurochirurgen mit großer mikrochirurgischer Erfahrung eine Therapieoption dar, die zumindest zeitweise begrenzt die Intensität und Häufigkeit der Cluster-Attacken reduzieren kann. (HCD)

*** Hardebo JE, Dahlöf C (1998) Sumatriptan nasal spray (20mg/dose) in the acute treatment of cluster headache. Cephalalgia 18: 487-489.

Patienten, die an Cluster Kopfschmerzen leiden, brauchen aufgrund der Schwere und relativen Kürze der Schmerz-attacken eine rasch wirkende Akuttherapie. Tabletten wirken wegen der langen Magen-Darmpassage meist gar nicht und die bisher schnellste und effektivste Therapie ist die subcutane Gabe von 6 mg Sumatriptan.

In der vorliegenden Studie prüften die schwedischen Kollegen, ob der Sumatriptan Nasen Spray in seiner höchsten Dosierung von 20mg/Hub eine Alternative zur Injektion darstellt. Von 26 Patienten, die vier Clusterattacken alternativ mit der subcutanen oder der nasalen Applikationsform behandelten, berichteten praktisch alle innerhalb von 10 Minuten einen kompletten Schmerzrückgang nach der Injektion, dies war nur in 4 Patienten der Fall nach der nasalen Applikation. Bei letzterer spielte es auch keine Rolle, ob der Spray in das zum Schmerz ipsi- oder contralaterale Nasenloch gegeben wurde. Zwar handelt es sich um eine offene Studie, aber das Ergebnis bestätigt die sehr gute Wirksamkeit von Sumatriptan in der Cluster Kopfschmerzattacke und zusammenfassend würden nur 2 von 26 Patienten den Nasenspray und nur aus Gründen der einfachen Handhabung der Injektion vorziehen. (MAY)

*** Montagna P, Mochi M, Prologo G, Sangiorini S, Pierangeli G, Sabina S, Cortelli P (1998). Heritability of cluster headache. Europ J Neurol 5: 343-345.

Die mögliche genetische Disposition von Cluster Patienten wird seit längerem diskutiert und diverse Studien zu diesem Thema veröffentlicht (u.a. von Kudrow 1994 und Russel 1995). Die übereinstimmenden Resultate deuten darauf hin, daß diese seltene Kopfschmerzform eine gewisse, jedoch sehr schwache Vererbbarkeit aufweist, die als vermutlich autosomal dominant mit nur geringer Penetranz einzuordnen ist. In der vorliegenden, sehr kurzen Studie wird die Befragung von 222 Cluster Kopfschmerzpatienten hinsichtlich der familiären Häufung dieser Kopfschmerzform vorgestellt. Die Autoren fanden eine familiäre Häufung von 2.3% der Probanden (5 von 222 befragten Patienten). Dann wurde ein sogenannter Falconer’s heritability Index erstellt, der die relative Rolle von Vererbung versus Umwelteinflüsse bei diesen Familien abzuschätzen hilft. Ein Index von 0 deutet darauf hin, daß das untersuchte Merkmal ausschließlich durch Umwelteinflüsse zustande kommt, aus einem Index von 1 würde man folgern, daß das untersuchte Merkmal rein erblich ist.

In der vorliegenden Studie ergab sich ein Falconer’s heritability Index von 0.26. Zusammenfassend schließen die Autoren daraus, daß die Rolle der Umwelteinflüße auf die Ausprägung dieser Erkrankung entscheidend sind, verweisen jedoch auf die Vorläuferstudien und nehmen eine gewisse genetische Disposition an. (MAY)


DMKG