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Kopfschmerz-News 12/1997 Spannungskopfschmerz – DMKG

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5. Spannungskopfschmerz

**** Steiner TJ, Lange R (1998). Ketoprofen (25 mg) in the symptomatic treatment of episodic tension-type headache: a double-blind placebo-controlled comparison with acetaminophen (1000 mg). Cephalalgia 18:38-43

Bisher gibt es leider sehr wenig gute prospektive und Placebo-kontrollierte Studien zur Behandlung des episodischen Spannungskopfschmerzes. Die meisten Patienten suchen wegen ihrer Kopfschmerzen nicht den Arzt auf, sondern behandeln dieselben mit frei verkäuflichen Schmerzmitteln. Am häufigsten werden im klinischen Alltag Paracetamol (Acetaminophen) und Acetylsalicylsäure benutzt. Aus der Migräneforschung ist bekannt, daß nicht-steroidale Antirheumatika zumindest beim Migränekopfschmerz genauso gut wirksam sind wie die o.g. Analgetika. In England wurde daher jetzt eine multizentrische Placebo-kontrollierte, randomisierte Parallelgruppenstudie durchgeführt, die eine orale Dosis von 25 mg Ketoprofen und 1.000 mg Acetaminophen und Placebo verglich. Die Kopfschmerzintensität wurde auf einer visuellen Analogskala nach 30, 45, 60 und 120 min skaliert. Daneben wurden die Patienten gebeten, eine siebenstufige verbale Skala auszufüllen, die zwischen völligem Verschwinden der Kopfschmerzen und deutlicher Verschlechterung der Kopfschmerzen lag. 453 Patienten wurden randomisiert, die meisten wurden in den Praxen von Allgemeinärzten rekrutiert. 348 behandelten tatsächliche eine Attacke eines episodischen Spannungskopfschmerzes: 109 mit Ketoprofen, 123 mit Acetaminophen und 116 mit Placebo. Bezogen auf die visuelle Analogskala der Schmerzintensität kam es in allen drei Therapiegruppen zu einer Abnahme der Kopfschmerzen. Diese Abnahme war aber bei Acetaminophen und Ketoprofen rascher und ausgeprägter als bei Placebo. Der Unterschied der beiden aktiven Therapiearme gegenüber Placebo war ab einem Zeitpunkt von 45 min signifikant. Wurde die Kategorialskala benutzt, bestand ebenfalls eine signifikante Überlegenheit für Ketoprofen und Acetaminophen im Vergleich zu Placebo. Die beiden aktiven Therapien untereinander waren nicht unterschiedlich. Nebenwirkungen traten selten und allen drei Behandlungsgruppen gleich häufig auf. Diese Studie zeigt, daß bei der Behandlung des episodischen Spannungskopfschmerzes 25 mg Ketoprofen genauso wirksam sind wie 1.000 mg Acetaminophen und beide wirksamer sind als Placebo. (HCD)

** Mitsikostas DD, Gatzonis S, Thomas A, Ilias A (1997) Buspirone vs. amitriptyline in the treatment of chronic tension-type headache. Acta Neurol Scand 96: 247-251

In dieser offenen und randomisierten klinischen Studie wurde der Effekt von 30 mg Buspiron (BSR) täglich bei 26 Patienten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe von 32 Patienten unter 50mg Amitriptylin (AML), jeweils mit einem chronischen Spannungskopfschmerz, verglichen. Als Effektivitätsparameter galten der Kopfschmerzindex, die Frequenz der Einnahme von Schmerzmitteln, die Einschätzung des Patienten sowie die Ergebnisse der Hamilton-Skala. Von den ingesamt 58 Patienten konnten 51 ausgewertet werden, wobei in der BSR-Gruppe 54,5% versus 60% in der AML-Gruppe einen Behandlungserfolg zeigten. AML gilt immer noch als Goldstandard in der Therapie des chronischen Spannungskopfschmerzes. Das Anxiolytikum BSR ist ein Azapiron-Abkömmling, das sich strukturell und pharmakologisch von den Benzodiazepinen unterscheidet. Es bindet an Serotonin 5-HT-1A-Rezeptoren; sein exakter anxiolytischer Wirkungsmechanismus ist unbekannt. Im Gegensatz zu den Benzodiazepinen hat es nur geringe sedierende Eigenschaften und wenig Einfluß auf Psychomotorik und kognitive Fähigkeiten. Bisher gibt es keine sicheren Hinweise auf ein Abhängigkeitspotential. BSR wird bei Angsterkrankungen mit begleitender Depression oder Alkoholabhängigkeit eingesetzt und entfaltet dabei auch antidepressive Eigenschaften, unabhängig von seinem anxiolytischen Potential. BSR soll sich als Alternative zu Benzodiazepinen positionieren. Die Studie selbst läßt einmal mehr Zweifel aufkommen an dem Referee-Prozeß selbst renommierter Zeitschriften. Bei einem Placebo-Effekt von 30% und einem potentiell zu erwartenden Effekt bei mindestens 50% der Patienten hätten mindestens 150 Patienten mit einem chronischen Spannungskopfschmerz in die Studie eingeschlossen werden müssen. Selbst bei einer im Design festgelegten Zwischenauswertung hatte dies mindestens 80 Patienten vorausgesetzt. Die darüberhinaus angegebenen Parameter (Zahl der Tage mit Kopfschmerzen) sowie der Schmerzmittelverbrauch und die Einschätzung des Patienten bzw. Einschätzung des Nebenwirkungspotentials sind nicht ausreichend für die realistische Einschätzung einer Substanz, unabhängig von einem unabdingbaren Placeboarm. 42,6% unter BSR und 47,5% unter AML zeigten Migränesymptome, 52,5% unter BSR und 57,2% unter AML zeigten einen Fehlgebrauch von Analgetika. Bei letzterem wurde nur die Zahl der eingenommenen Tabletten, nicht aber die Frequenz der Einnahme berücksichtigt. Auffallend war, daß in der BSR-Gruppe 50,5% Vorerfahrungen mit Benzodiazepinen hatten (57,3% unter AML); darüberhinaus hatten 47,2% unter BSR vorherige Therapien mit Antidepressiva (53,8 unter AML). Dies läßt den Schluß zu, daß es sich um eine hochselektive Gruppe handelt, da der chronische Spannungskopfschmerz nicht automatisch mit einer Depression oder einer Angsterkrankung gekoppelt ist. Bei der geringen Patientenzahl und dem fehlenden Placeboarm war zu erwarten, daß die beiden Substanzen sich hinsichtlich ihres Effektes nicht unterschieden. Die Studie kann auf keinen Falls als Beleg dafür gelten, daß BSR einen gleich wie gearteten Effekt beim chronischen Spannungskopfschmerz hat. (VP)


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