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5. Spannungskopfschmerz


*** Xue CCL, Dong L, Polus B, English RA, Zheng Z, Da Costa C, Li CG, Story DF. Electroacupuntucre for tension-type headache on distal acupoints only: a randomized, controlled, crossover trial. Headache 2004; 44: 333-341

Zusammenfassung: Akupunktur ist nach wie vor ein Verfahren, das von Kopfschmerzpatienten besonders nachgefragt wird. Leider liegen nur wenige kontrollierte Studien mit einem befriedigenden Design vor. Insbesondere zum Spannungskopfschmerz sind noch sehr wenig Studien publiziert worden. In dieser Studie sind 40 Patienten mit einem episodischen oder chronischen Spannungskopfschmerz eingeschlossen worden. Sie wurden randomisiert entweder erst mit Verum-Elektroakupunktur oder mit Placebo-Elektroakupunktur für 4 Wochen behandelt. Danach fand für 2 Wochen eine Pause statt, dann wurde in umgekehrter Art wieder für 4 Wochen behandelt. Anschließend wurde noch für 3 Monate nachbeobachtet. Die Placebobehandlung wurde mittels einer Scheinakupunktur ausgeführt, die Akupunkturpunkte verwendete, die ca. 1 cm neben den nach der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) ermittelten Punkten lagen. Frequenz und Intensität der Scheinakupunktur wurden sehr viel niedriger als die der Verumakupunktur gewählt.

Die Studie zeigte eine signifikante Beeinflussung der verschiedenen Kopfschmerzparameter wie Tage pro Monat, Dauer der Attacken und Lebensqualität durch die Verumakupunktur. Die Zahl der Kopfschmerztage pro Monat sank z.B. von 12 auf 3 durch die Akupunturbehandlung. Nach der dreimonatigen Nachbeobachtungsphase waren die Therapieergebnisse jedoch wieder aufgehoben. In der genauen Phasenanalyse zeigte sich, dass der signifikante Effekt ca. 6 Wochen anhielt.

Die Autoren folgern aus der Studie, dass die Elektroakupunktur unter Verwendung von Fernpunkten, die nach den Kriterien der TCM ermittelt worden sind, wirksam ist in der Behandlung des Spannungskopfschmerzes für einen Zeitraum von ca. 6 Wochen.

Kommentar: Die Studie ist erst einmal hinsichtlich ihres methodischen Designs zu loben. Sie gibt sich Mühe, die Methoden der TCM (Auswahl der Akupunkturpunkte, Art der Stimulation) mit den Kriterien, die an eine moderne kontrollierte Studien anzulegen sind, zu kombinieren. Insofern ist der Vergleich zwischen Verumakupunktur und Placeboakupunktur überzeugend. Leider gibt es eine Reihe von anderen methodischen Mängeln, die den Wert der Studie mindern. Zum einen ist die Fallzahl zu klein, um eine Überlegenheit der Verumakupunktur auch wirklich zu demonstrieren. Zwar wurde ein kluges Cross-over-Design gewählt, die Power war dennoch sehr niedrig. Zum anderen sind Patienten mit einem episodischen und einem chronischen Spannungskopfschmerz zusammen behandelt worden (18 episodisch, 22 chronisch). Dies ist problematisch, da immer mehr deutlich wird, dass der chronische Spannungskopfschmerz eine Entität darstellt, die sich vom episodischen Spannungskopfschmerz durch mehr unterscheidet als nur durch die Kopfschmerzfrequenz. Der episodische Spannungskopfschmerz nach den Kriterien der IHS stellt dagegen eine Gruppe von attackenartigen Kopfschmerzen dar, die teilweise aus pathophysiologischer Sicht mehr Gemeinsamkeiten mit der Migräne haben. Insofern sind die Ergebnisse der Studie nur mit Vorsicht zu interpretieren. Sie liefern zwar einen Hinweis, dass die Elektroakupunktur einen kurzfristigen Effekt beim Spannungskopfschmerz haben kann, belegt dies aber nicht ausreichend für Therapieempfehlungen. Die Studie kann aber als Vorbild für größere Studien mit einem besser definierten Patientenkollektiv dienen.(SE)




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