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Kopfschmerz-News 12/1997 Spannungskopfschmerz – DMKG

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5. Spannungskopfschmerz

*** Lipchik GL, Holroyd KA, Talbot F, Greer M (1997) Pericranial muscle tenderness and exteroceptive suppression of temporalis muscle activity: a blind study of chronic tension-type headache. Headache 37: 368-376

In dieser Studie aus Athens/Ohio wurden bei 25 Spannungskopfschmerzpatientinnen die Druckschmerzhaftigkeit der perikraniellen Muskulatur und die exterozeptive Suppression (Kieferöffnungsreflex) im Intervall zwischen den Kopfschmerzen bestimmt. Zum Vergleich wurden eine Gruppe von 20 Patientinnen mit Migräne ohne Aura und eine Kontrollgruppe (n = 23 Frauen) untersucht. Die Untersuchung der perikraniellen Muskelschmerzhaftigkeit wurde manuell vorgenommen; der Untersucher wußte jedoch nicht, zu welcher Gruppe die Probanden gehörten. Die Bestimmung der ES1- und ES2-Dauern und -Latenzen des Kieferöffnungsreflexes erfolgte automatisch. Während ein Teil bisher dazu durchgeführter Studien gezeigt hatte, daß bei Spannungskopfschmerzpatienten im Intervall die ES2-Antwort als Ausdruck einer verminderten supraspinalen Antinozizeption verkürzt oder aufgehoben war, fanden sich in dieser Studie keine signifikanten Änderungen in der ES2. Die ES2-Dauer war auch nicht mit Frequenz, Dauer, Intensität oder Zeitpunkt des letzten Auftretens der Kopfschmerzen korreliert. Die perikranielle Muskelschmerzempfindlichkeit war bei Spannungskopfschmerzpatientinnen und Migränepatientinnen gegenüber der Kontrollgruppe erhöht, jedoch fand sich kein Unterschied zwischen den Kopfschmerzgruppen. Am besten geeignet zur Unterscheidung von Kopfschmerzpatientinnen und Normalpersonen waren die subokzipitale und die zervikale Muskulatur. ES2-Dauer und Muskelschmerzhaftigkeit waren ebenfalls nicht miteinander korreliert. Die Studie ist methodisch sehr sorgfältig angelegt. Die Ergebnisse fügen den zahlreichen vorliegenden Untersuchungen über die Muskeldruckschmerzhaftigkeit und die antinozizeptive Aktivität bei Spannungskopfschmerzen einige neue Aspekte hinzu. Daß die Muskelschmerzempfindlichkeit in beiden Kopfschmerzgruppen erhöht war, spricht gegen eine spezifische ursächliche Rolle der Muskelschmerzen beim Spannungskopfschmerz. Die unveränderte ES2 wird dadurch erklärt, daß die ES2-Veränderungen sich der Literatur nach erst im späteren Verlauf des chronischen Spannungskopfschmerzes entwickeln, daß die Patientinnen hier aber durchschnittlich nur 19 Jahre alt waren. Nach dieser Interpretation würde auch die gestörte supraspinale Antinozizeption, meßbar als verkürzte ES2-Dauer, eher eine Folge der chronischen Schmerzkrankheit (wie nach chronischen Kreuzschmerzen) sein, als eine ursächliche Rolle in der Entstehung der Schmerzen spielen. Diese interessanten Folgerungen können aus den Daten der vorliegenden Studie aber nur indirekt abgeleitet werden, und zur Bestätigung wären aufwendige Längsschnittuntersuchungen notwendig. (JN)


DMKG