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5. Clusterkopfschmerz
**Pringsheim T, Magnoux E, Dobson CF, Hamel E, Aube M.
Melatonin as adjunctive therapy in the prophylaxis of cluster headache:
a pilot study. : Headache 2002;42:787-92
Zusammenfassung:
In dieser prospektiven Analyse
wird die Wirksamkeit von 2 mg
Melatonin CR (controlled
release) in der prophylaktischen
Behandlung von Cluster-
Perioden mit Plazebo verglichen,
wobei allerdings die
bereits begonnen Prophylaxe
beibehalten wurde (add-on).
Neun Patienten wurden in die
Studie eingeschlossen, 6 mit
chronischem und 3 mit episodischem
Clusterkopfschmerz. Als
Maß für die Wirksamkeit wurden
drei Parameter herangezogen:
Kopfschmerzhäufigkeit, –
intensität und Schmerzmittelverbrauch.
Dauer der Studie war
3 Monate (Baseline- Plazebo-
Verum). Das Ergebnis dieser
Analyse zeigt keine signifikant
Verbesserung von Melatonin
gegenüber den Zielparametern.
Nebenwirkungen waren keine
beobachtbar.
Kommentar:
Damit steht diese Studie in
ihrem Ergebnis konträr zu den
von Leone und Mitarbeiter
publizierten Ergebnissen, die
einen positiven Effekt von
Melatonin in der prophylaktischen
Therapie von Cluster-
Episoden postulierten. Als
mögliche Erklärung wird angeführt,
dass die italienische
Arbeitsgruppe eine 10 mg
Standardtablette verwendeten,
im Gegensatz zu der eben
aktuell verwendeten controlled
release Form, das Melatonin
über 6 Stunden freisetzt. Als
weitere Begründung wird hypothesiert,
dass bei dieser Studie
Melatonin bei der episodischen
Form erst nach einem Monat
Plazebogabe, also möglicherweise
zu spät eingesetzt wurde,
während Leone und Mitarbeiter
bereits nach einer Woche „runin
period“ mit der Therapie
begannen. Beim Menschen wird
Melatonin im Ncl. suprachiasmaticus
und Zirbeldrüse im
Gehirn, abhängig vom Hell-
Dunkel Rhythmus, während der
Nacht produziert und ins Blut
ausgeschüttet. Seine Funktion
besteht offenbar primär darin,
den Aktivitätsrhythmus des
Körpers an die Umgebungsverhältnisse
anzupassen. Es wird
daher diskutiert dass eben
morphologische Veränderungen
im Ncl. suprachiasmaticus in
der Pathogenese der Cluster
Perioden eine Rolle spielen
könnten. Liegt ein gestörter 24-
Stunden Rhythmus zu Grunde
(innerhalb einer episodischen
Cluster Periode), wäre Melatonin
in der Lage den normalen
Rhythmus wiederherzustellen.
Dieser Effekt von Melatonin ist
jedoch abhängig von der Zeit
der Einnahme. Zusammengefasst
wird daher „empfohlen“
Melatonin bereits zu Beginn
von Cluster Perioden einzusetzen
um den zirkadianen
Schrittmacher wieder zurück zu
versetzen. (CL)
** Ekbom K, Svensson DA, Träff H, Waldenlind E. Age at onset
and sex ratio in cluster headache: observations over three decades.
Cephalalgia 2002;22:94-100
Zusammenfassung:
In einer epidemiologischen
Untersuchung über einen Zeitraum
von 1963 bis 1997 haben
die Autoren 554 ambulante
Patienten (81,6% Männer,
18.4% Frauen) mit Cluster
Kopfschmerzen aus Schweden
untersucht. Die Patienten wurden
den Untersuchern aufgrund
eines bekannten bzw. hoch
wahrscheinlichen Cluster-
Kopfschmerzes von außerhalb
zugewiesen. Zur Klassifikation
der Kopfschmerzen wurden bis
1988 die Kriterien von Ekbom,
ab 1988 die Kriterien der International
Headache Society
herangezogen. Die Hauptergebnisse
dieser Studie zeigen, dass
Männer häufiger als Frauen
unter Cluster Kopfschmerzen
leiden, dass aber das Verhältnis
von Männern zu Frauen in
Abhängigkeit vom Alter des
Erstauftretens der Erkrankung
schwankt. Das größte Verhältnis
bestand bei Erstauftreten zwischen
dem 30 und 49 Lebensjahr
mit 7,2:1 bei episodischem
und 11:1 bei chronischem
Cluster Kopfschmerz. Nach dem
50 Lebensjahr ist das Verhältnis
zwischen Männern und Frauen
annähernd gleich. Für die relative
Abnahme von betroffenen
Männern in zunehmenden Alter
kommen nach Ansicht der
Autoren möglicherweise geschlechtsabhängige
endokrine
und/oder genetische Faktoren
als Ursache in Frage. Weiterhin
wurde eine Tendenz der Abnahme
des Geschlechterverhältnisses,
insbesondere bei Erstauftreten
der Erkrankung nach
1970 festgestellt. Die Autoren
räumen jedoch ein, dass die
eigenen Daten hier keine signifikante
Änderung gezeigt haben.
Eine signifikante Abnahme des
Geschlechterverhältnisses
konnte erst nach einer gemeinsamen
Auswertung der Daten
mit denen von Manzoni, der
ebenfalls eine Abnahme des
Geschlechterverhältnisses
nachweisen konnte, gezeigt
werden. Die Autoren diskutieren
in ihrem Artikel die möglichen
Ursachen dieser Veränderungen.
Möglicherweise sei sie
auf geänderte Lebensgewohnheiten
und Umweltbedingungen
zurückzuführen. Ein weiteres
Ergebnis dieser Untersuchung
zeigte, dass zwischen dem
Erstauftreten der Cluster Kopfschmerzen
(am häufigsten
zwischen dem 20. und 29.
Lebensjahr, ca. 80% vor dem
50. Lebensjahr) und dem ersten
Arztbesuch im durchschnitt 9,9
Jahre vergangen seien.
Kommentar:
Die hier präsentierten Daten
zeigen im Wesentlichen wenig
Neues: Das Alter des Erstauftretens
ist in der 3. Lebensdekade
am größten und Männer sind
häufiger betroffen als Frauen.
Interessant erscheint hier jedoch
das Verhältnis zwischen betroffenen
Männern und Frauen. Es
nimmt sowohl mit zunehmendem
Alter (nach dem 50. Lebensjahr
nahezu ausgeglichen),
als auch bei Erstauftreten der
Erkrankung nach 1970 ab.
Letzteres konnte auch Manzoni
in seiner Arbeit zeigen und
machte hier Änderungen des
Lebensstils und der Umweltbedingungen
verantwortlich.
Unzulässig erscheint jedoch der
Schluss der Autoren, das ihre
Daten, welche auch nach eigener
Aussage lediglich eine
positive Tendenz und keine
signifikante Abnahme des
Geschlechterverhältnisses nach
1970 zeigen, die Untersuchung
von Manzoni bestätigen. Die
Bestätigung wurde durch die
Kombination von eigenen, nicht
positiven Daten mit den positiven
von Manzoni „errechnet“.
Auch Ekbom et al. diskutieren
geänderte Lebensbedingungen
und Umwelteinflüsse als möglich
Ursachen ohne dieses
jedoch belegen zu können. In
künftigen Studien sollte neben
der Erfassung grundlegender
epidemiologischer Daten (Alter
des Erstauftretens, Geschlechterverhältnis
in Abhängigkeit
vom Alter und vom Erstauftreten),
eben diese möglichen
Ursachen mit erfasst werden um
die Hypothese der Autoren
belegen oder widerlegen zu
können. (PAG)
** Nilsson Remahl AIM, Ansjön R, Lind F, Waldenlind E. Hyperbaric
oxygen treatment of active cluster headache: a double-blind
placebo-controlled cross-over study. Cephalalgia 2002; 22: 730-739
Zusammenfassung:
Die schwedische Arbeitsgruppe
untersuchte, in wie weit eine 2-
malige, 70-minütige Behandlung
in einer Überdruckkammer
mit 2,5 Atmosphären Druck
einen Einfluss auf die Häufigkeit
von Cluster-Kopfschmerz-
Attacken hat. Bei insgesamt 12
Patienten mit episodischem
Cluster-Kopfschmerz und 4
Patienten mit chronischem
Clusterkopfschmerz wurde
deshalb innerhalb einer Cluster-
Periode in einem doppelblinden,
placebo-kontrollierten Crossover-
Design der Einfluss von
hyperbarer Sauerstoff-
Behandlung (100% Sauerstoff
mit 2,5 Atmosphären Druck für
70 Minuten) bzw. einer entsprechend
angepassten Sauerstoff-
Nitrogen-Kombination, die
einer normoxischen Behandlung
entspricht, untersucht. Neben
der Dokumentation der Kopfschmerzattacken
wurden während
der Behandlungssitzungen
sowie 1 Tag und 1 Woche
später über einen Katheter in
der Vena jugularis externa der
betroffenen Seite, das Calcitonin-
Gene-Related-Peptid
(CGRP), vasoaktive intestinale
Peptid (VIP), Neuropeptid Y
und bei einigen Patienten auch
Endothelin, bzw. Nitrat bestimmt.
Wesentliches Ergebnis
war, dass bei dem Vergleich der
hyperbaren Sauerstoff-
Behandlung mit der normoxischen
hyperbaren Behandlung
weder ein Unterschied für die
Kopfschmerz-Intensität noch für
die Kopfschmerz-Häufigkeit,
bzw. für die bestimmten Neuropeptiden
bestand. Für die Gruppe
aller Patienten zeigte sich,
dass 83% der Patienten mit
episodischem Clusterkopfschmerz
und 25% der
Patienten mit chronischem
Clusterkopfschmerz wenigstens
für eine der beiden im Crossover-
Design applizierten Behandlungsoptionen
mit einer
Reduktion der Kopfschmerzen
reagierten.
Kommentar:
Diese Studie reiht sich in eine
Reihe von anderen Studien ein,
die den Effekt einer hyperbaren
Sauerstoff-Therapie auf Cluster-
Kopfschmerzattacken, bzw.
Migräneattacken evaluiert
haben. Positiv hervorzuheben
ist, dass bei dieser Studie ein
deutlich größerer Aufwand
betrieben worden ist und durch
die Messung von Neuropeptiden
auch versucht wurde,
objektivierbare Messparameter
vierbare Messparameter zu
erfassen. Darüber hinaus wurde
durch die Einführung einer
hyperbaren normoxischen
Behandlungsbedingung versucht,
eine Placebo-Kontrolle zu
ermöglichen. Insgesamt ist aber
das Ergebnis ernüchternd, da
weder bei den Neuropeptid-
Messungen, noch beim Vergleich
der durch Tagebuch-
Aufzeichnungen dokumentierten
Kopfschmerz-Tage und
Kopfschmerz-Intensität ein
signifikanter Unterschied zwischen
den beiden Therapie-
Optionen bestand. Die in der
Diskussion dann angeführten
Unterschiede der hyperbaren
Therapien zu einer erwarteten
rein zufälligen TherapieÄnderung,
bleibt unbefriedigend
und eher spekulativ. In den
Augen des Reviewers zeigt
diese Studie, dass neben der
geringen Praktikabilität einer
hyperbaren Sauerstoff-Therapie
diese auch keinen sicheren
prophylaktischen Effekt hat und
mit höchster Wahrscheinlichkeit
nicht sinnvoll ist. (AS)