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Verordnung von Sauerstoff zur Akuttherapie einer Cluster-Attacke
– Praktische Hilfe –

 

online gestellt: Dez. 2001

Therapieempfehlungen der Deutschen Migräne- und

Kopfschmerzgesellschaft

Verordnung von Sauerstoff zur Akuttherapie einer Cluster-Attacke

– Praktische Hilfe –

Von Elke Leinisch und Arne May

Zur Attackencoupierung bei episodischen und chronischen Cluster-Kopfschmerz

ist nach den Richtlinien der DMKG die Inhalation von 7 l reinem Sauerstoff

15min über Maske in sitzender Position die Therapie der ersten Wahl und

bei etwa 70% der Patienten wirksam. Alternativ liegen hinsichtlich der

Wirksamkeit für 6mg Sumatriptan subcutan zur Attackencoupierung die

besten Ergebnisse vor.

Aufgrund einer Anfrage an die DMKG hinsichtlich der praktischen

Vorgehensweise bei der Verordnung von Sauerstoff für die

Cluster-Patienten setzten wir uns telefonisch mit einigen privaten und

nichtprivaten Krankenkassen in Verbindung, um uns nach deren Richtlinien zu

erkundigen. Die einzelnen Auskünfte waren unterschiedlich, so dass hier

leider keine einheitliche, alle Kassen betreffende Richtlinie vorgestellt

werden kann. Bei einigen Kassen ist eine Genehmigung durch den medizinischen

Dienst erforderlich.

Wir würden aus praktischen Gründen folgendes Vorgehen

vorschlagen:

1. Die Diagnose sollte durch einen in der Diagnostik und Therapie der

Kopfschmerzerkrankungen erfahrenen Kollegen gesichert sein.

2. Vor der Verordnung sollte die Wirksamkeit der Sauerstoffinhalation in der

Attackencoupierung z.B. in der Klinik überprüft worden sein.

3. Bei Kassenpatienten sollte ein Hilfsmittelrezept zur Verordnung eines

Sauerstoffgerätes zur Inhalation von reinem Sauerstoff über Maske

ausgestellt werden, in dem die etwa benötigte Menge an Sauerstoff

(7l/min, ca. 15min/Attacke, durchschnittliche Attackenhäufigkeit) und

die Diagnose vermerkt sein sollten. Bei Privatpatienten kann ein

Privatrezept ausgestellt werden, das ebenfalls die obigen Angaben

enthält. Hier scheint es in der Genehmigung von Hilfsmitteln

Unterschiede bezüglich des Versicherungsumfangs der Patienten zu geben,

so dass es sich empfiehlt, den Versicherungsstatus und -umfang durch den

Patienten zu überprüfen.

4. Die einzelnen Krankenkassen haben zum Teil eigene Lieferanten für

die Geräte und behalten es sich unter Umständen dann auch vor, die

Geräte und Lieferanten selbst zu benennen. Am sinnvollsten erscheint es

daher, das Rezept und gegebenenfalls ein Attest (Vorschlag hierzu siehe

unten) nach einem kurzen Anruf bei der zuständigen Krankenkasse direkt

an die Krankenkasse zu schicken oder faxen. Entscheidend ist die zügige

Bearbeitung aufgrund der Akuität der Symptomatik. Der Patient kann mit

dem Rezept auch direkt in ein Sanitätshaus gehen, das das

Sauerstoffgerät dann zur Verfügung stellt, sollte aber vorher die

Genehmigung durch die Kasse erfragt haben. Privatpatienten sollten ebenfalls

bei ihrer Kasse nachfragen, ob sie das Rezept dort unmittelbar einreichen

sollen und die Kasse eigene Geräte hat oder ob die Erstattung

nachträglich erfolgt.

5. Da die Indikation für Sauerstoff zur Akuttherapie der

Cluster-Attacke nicht allen Sachbearbeitern gleich geläufig ist, sollte

dem Rezept ein ärztliches Attest beigefügt werden, das diese

Indikation erläutert (siehe unten). Dieses Attest kann auch

heruntergeladen werden. Spezielle Besonderheiten den Patienten und das

Problem betreffend sollten natürlich ergänzt werden (z.B.

Kontraindikationen für Triptane). Dass ein solches Attest an die

Krankenkasse erstellt wird, sollte mit dem Patienten vorher besprochen und

entsprechend dokumentiert werden. Einige Kassen, auch private Kassen

möchten die medizinische Notwendigkeit auf diese Art begründet

haben.

Nicht sinnvoll ist ein Attest eines Lungenfacharztes. Dieagnose und

Therapie des Cluster Kopfschmerzens gehört als primäres

Kopfschmerzsyndrom in das neurologische Fachgebiet.

Für Rückmeldungen und Fragen stehen wir selbstverständlich

zur Verfügung. Auch Rückmeldungen über Erfahrungen und evtl.

Schwierigkeiten interessieren uns: e-mail:

[email protected]

Link:

www.clusterheads.org

Vorschlag für ein mögliches Attest zum Einsetzen in den eigenen

Briefkopf:

Patient Herr/FrauXY, geb. xy;

Diagnose: Episodischer/chronischer Cluster-Kopfschmerz

Verordnung von Sauerstoff zur Attackencoupierung bei Cluster-Kopfschmerz

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Anlage finden Sie ein Rezept über die Verordnung von 7l/min

100%-Sauerstoffstoff zur Inhalation über Maske für meienen

Patienten Herrn/Frau XY, geb. xy. zur Coupierung der Kopfschmerz-Attacken

bei episodischen/chronischem Cluster-Kopfschmerz.

Cluster-Kopfschmerz ist eine primäre Kopfschmerzform, die sich klinisch

in heftigsten, attackenförmig auftretenden, einseitigen Kopfschmerzen

äußert. Begleitend sind autonome Erscheinungen wie hängendes

Augenlid, Verkleinerung der Pupille, Tränenfluss, Überwärmung

und Nasenlaufen auf der betroffenen Seite, weshalb der Kopfschmerz in die

Gruppe der sogenannten „trigemino-autonomen“ Kopfschmerzen

eingeordnet wird. Während der akuten Attacke sind die Patienten

ruhelos, was in der Literatur als „pacing around“ bezeichnet

wird. Unbehandelt dauert eine Kopfschmerzattacke typischerweise zwischen 15

und 180 min und tritt bis zu 8x täglich, gehäuft nachts, auf.

Therapeutisch greift man hier zum einen durch vorbeugende Medikamente (z.B.

Verapamil, Lithium oder Methysergid) ein, damit die Attacken seltener werden

bzw. nicht mehr auftreten und durch Akuttherapie der einzelnen Attacken ein.

Mittel der ersten Wahl nach den Empfehlungen der Deutschen Migräne- und

Kopfschmerzgesellschaft und der internationalen Literatur zur Coupierung der

Cluster-Attacke ist die Inhalation von 7l 100% Sauerstoff über Maske

für die Dauer von 15min in sitzender vorne übergebeugter Haltung.

Alternative medikamentöse Therapie ist die Verabreichung von 6mg

Sumatriptan s.c. (Imigran-Spritzen), was jedoch die unter Umständen

nebenwirkungsreichere Alternative darstellt, zudem nicht beliebig oft

eingesetzt werden kann und zum Teil auch mit vorbeugenden Medikamenten

(Methysergid, Lithium) interagieren kann.

Die Verabreichung von Sauerstoff ist bei 70% der Patienten wirksam. Bei

Herrn/Frau XY wurde die erfolgreiche Coupierung der Cluster-Attacke durch

die Inhalation von Sauerstoff in unserer/meiner Klinik/Praxis bereits

überprüft.

Da Herr/Frau XY unter einem episodischen/chronischen Cluster-Kopfschmerz

seit xy mit einer Episodenfrequenz von xy/Jahr und einer Dauer von xy

Monaten ist aus jetziger Sicht davon auszugehen, dass Herr/Frau XY auf

längere Dauer auf die Therapie mit Sauerstoff angewiesen ist. Parallel

zur Akuttherapie wurde zur prophylaktischen Behandlung xy bereits

eingeleitet.

Ich/wir bitte/n um Genehmigung der Verordnung für ein

Sauerstoffgerät und Kostenübernahme. Sollten sie bezüglich

des weiteren Procederes oder der Auswahl der Lieferanten oder Geräte

irgendwelche Vorgaben haben, bitte/n ich/wir um umgehende entsprechende

Mitteilung.

Wir danken Ihnen bereits vorab für Ihre Bemühungen und verbleiben

mit freundlichen Grüßen

DMKG

UPass