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Kopfschmerz-News

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10. Medikamenten-induzierter Kopfschmerz

*** Descombes S, Brefel-Courbon C, Thalamas C, Albucher JF, Rascol O, Montastruc JL, Senard JM. Amitriptyline treatment in chronic drug-induced headache: a double-blind comparative pilot study. Headache 2001;41:178-182

Zusammenfassung: Medikamenteninduzierte Dauerkopfschmerzen sind ein häufiges Problem in Kopfschmerzambulanzen. Es gibt bisher nur sehr wenige randomisierte und kontrollierte Studien zur medikamentösen Therapie der unmittelbaren Entzugsphase und der Zeit danach. Die französischen Autoren führten eine Pilotstudie durch, in die sie 17 Patienten mit chronischen medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerzen einschlossen. Es handelte sich um eine doppelblinde plazebo-kontrollierte Parallelgruppenstudie. Die Patienten wurden stationär aufgenommen und alle Analgetika abrupt entzogen. Dann erfolgte über sieben Tage eine intravenöse Behandlung mit ansteigender Dosis von Amitriptylin oder Plazebo. Plazebo wurde oral gegeben und enthielt ein Anticholinergikum, um die Verblindung der Verummedikation zu erhalten. Das primäre Zielkriterium war die Häufigkeit von Kopfschmerzen in den vier Wochen nach der Krankenhausentlassung. Daneben wurde die Einnahme von Analgetika und die Lebensqualität erfaßt. In der Amitriptylingruppe kam es zu einer 45%igen Abnahme der Kopfschmerzen, in der Vergleichsgruppe zu einer 28%igen Reduktion der Kopfschmerztage. Der Verbrauch an Analgetika, wie Paracetamol oder Acetylsalicylsäure, nahm um 85% ab. In der Amitriptylingruppe kam es auch zu einer Verbesserung der Lebensqualitätswerte. Unter Amitriptylin kam es auch in der vierwöchigen Weiterbehandlung mit 75 mg abends zu den erwartenden Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit und Benommenheit. In der Plazebogruppe kam es erwartungsgemäß durch das Anticholinergikum ebenfalls zu Mundtrockenheit.

Kommentar: Die vorliegende Pilotstudie ist eine der wenigen, die beim Medikamentenentzug ein doppelblindes randomisiertes Design verwendet hat. Positiv ist anzumerken, dass die Autoren bemüht waren, die Verblindung dadurch zu erhalten, dass sie in der Plazebogruppe niedrig dosiert ein Anticholinergikum gaben, das die anticholinergen Nebenwirkungen der Verumgruppe imitieren. Negativ ist anzumerken, dass die Gruppengröße viel zu klein war und die Nachbeobachtungszeit mit vier Wochen viel zu kurz. Dessen ungeachtet deutet sich aber an, dass eine Behandlung der Entzugsphase bei medikamteninduzierten Dauerkopfschmerzen und die Periode danach durch Amitriptylin sinnvoll sein könnte. Das hier erreichte Ergebnis muss allerdings noch in einer größeren randomisierten Studie bestätigt werden. (HCD)


DMKG