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Migräne, Epidemiologie

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01. Migräne, Epidemiologie

* Spierings ELH, Ranke AH, Schroevers M, Honkoop PC. Chronic daily headache: a time perspective. Headache 2000;40:306-310

Zusammenfassung: In dieser epidemiologischen Studie untersuchten die Autoren 258 Patienten mit chronischen Kopfschmerzen (“chronic daily headache”). Als “chronisch” wurde die Kopfschmerzhäufigkeit an mehr als 5 Tagen pro Woche und über mindestens 1 Jahr definiert. Patienten mit paroxysmalen Kopfschmerzsyndromen wie Clusterkopfschmerz oder paroxysmaler Hemikranie wurden in die Studie nicht eingeschlossen. Alle Patienten wurden primär durch einen Neurologen untersucht. Folgende Faktoren wurden berücksichtigt: Alter und Geschlecht, Typ (Migräne- oder Spannungstyp), Intensität (leicht oder stark) sowie vegetative Begleitsymptome (Übelkeit und Erbrechen) des primären Kopfschmerzes, Alter beim Auftreten des chronischen Kopfschmerzes, Entwicklung des chronischen Kopfschmerzes (abrupt oder schleichend) sowie vegetative Begleitsymptome (Übelkeit und Erbrechen) des chronischen Kopfschmerzes. Patienten mit der schleichenden Entwicklung des chronischen Kopfschmerzes wurden mittels Telephon-Interviews bezüglich der Häufigkeit und aktuellen Kopfschmerzcharakteristika (Migräne- oder Spannungstyp) nachuntersucht. Das mittlere Alter aller Patienten betrug 42,1+/-13,6 Jahre, 50 (19%) Männer und 208 (81%) Frauen. Ca. ein Fünftel (21%) aller Patienten hatten primär einen chronischen Kopfschmerz. Ca. ein Fünftel berichteten über ein abruptes Einsetzen des chronischen Kopfschmerzes. Bei ca. zwei Drittel aller Patienten kam es zu einer schleichenden Entwicklung von initial intermittierenden zu chronischen Kopfschmerzen. Anhand der Angaben über Intensität, Charakter sowie Begleitsymptomatik des primären Kopfschmerzes stellten die Autoren fest, daß starke unilaterale Kopfschmerzen von Übelkeit und Erbrechen begleitet wurden (p<0.001) und die leichten Kopfschmerzen bilateral auftraten und ohne vegetative Symptomatik einhergingen (p<0.001). Insgesamt ließ sich feststellen, daß 2/3 der Patienten primär an einer Migräne und 1/3 an einem Spannungskopfschmerz litten. Beim Vergleich der Charakteristika des chronischen Kopfschmerzes ließ sich zwischen diesen beiden Gruppen jedoch kein signifikanter Unterschied feststellen. Daraus schlossen die Autoren, daß die Charakteristika (Kopfschmerztyp, Intensität und Begleitsymptomatik) des chronischen Kopfschmerzes unabhängig von der Charakteristika des primären Kopfschmerzes seien. In der "follow-up" Untersuchung der Patienten mit einer schleichenden Entwicklung des chronischen Kopfschmerzes zeigte sich, daß sich bei 2/3 dieser Patienten der chronische Kopfschmerz wieder zum intermittierenden Kopfschmerz zurückbildete. Ferner konnte festgestellt werden, daß 90% der Migränepatienten erneut an einer Migräne litten. Kommentar: Die Studie weist mehrere schwere inhaltliche sowie methodische Mängel auf. Der wichtigste Mangel der Arbeit ist die fehlende Medikamentenanamnese. Insofern bleibt unklar, ob es sich bei “chronischen” Kopfschmerzen um einen Medikamenteninduzierten Kopfschmerz, chronischen Spannungskopfschmerz, oder um eine schwere therapierefraktäre Migräne handelte. Sollte es sich beim Großteil der Patienten um einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz handeln, wäre es nicht erstaunlich, daß die Patienten sowohl mit Migräne als auch mit Spannungskopfschmerz einen gleichen Typ des chronischen Kopfschmerzes zeigten, nämlich einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz vom Spannungstyp. Auch die zweite Hypothese der Autoren läßt sich leicht nachvollziehen: im Falle einer Reduktion der regelmäßigen Medikamenteneinnahme bildet sich der medikamenteninduzierte Kopfschmerz zurück und hinterläßt den primären Kopfschmerztyp. (ZK)


DMKG