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Neues Medikament zur Migränevorbeugung - 9.08.04

(Kiel) Das Antiepileptikum Topiramat wirkt vorbeugend bei Migräne: Es kann die Zahl der Attacken reduzieren. Dies bestätigen zwei große US-amerikanische Studien mit über 900 Patienten, berichten Experten in den „Kopfschmerz-News“, dem Mitgliederorgan der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Voraussichtlich wird das Präparat Anfang nächsten Jahres zur Migräneprophylaxe zugelassen.

Wenn Migränepatienten mindestens drei Attacken pro Monat haben, die auf eine Akutbehandlung nicht ausreichend reagieren, wenn sie Attacken als unerträglich empfinden oder wenn die Akutbehandlung nicht tolerable Nebenwirkungen verursacht, ist – neben nicht-medikamentösen Strategien – eine medikamentöse Prophylaxe sinnvoll. Diese kann Häufigkeit, Dauer und Schwere der Anfälle reduzieren. Bei den Medikamenten, die dazu eingesetzt werden, handelt es sich nicht um Schmerz- oder Migränemittel, sondern beispielsweise um bestimmte Betablocker (Metoprolol; Propanolol).

Zwei Migräneattacken weniger im Monat. Nun wird die Palette der Migräneprophylaktika um eine weitere Substanz ergänzt: das Antiepileptikum Topiramat. Das Medikament wurde in zwei großen Studien getestet. In beiden teilten die Forscher 468 bzw. 469 Patienten mit drei bis zwölf Migräneattacken pro Monat in zwei Gruppen ein. Die eine Hälfte bekam Topiramat, die andere ein Scheinmedikament (Placebo). Beide Untersuchungen kamen zu dem gleichen Schluss: Jeder zweite Migränepatient profitiert von einer Tagesdosis von 70-100 Milligramm. Diese „Responder“ haben während der Therapie im Durchschnitt nur drei statt fünf Migräneattacken pro Monat. „Damit ist das Präparat ebenso wirksam wie andere medikamentöse Prophylaktika“, erklären die Kopfschmerzspezialisten.

Die gängigen Medikamente haben allerdings häufig einen Nachteil: sie führen zur Gewichtszunahme. Dies ist vor allem bei ohnehin übergewichtigen Patienten eine zusätzliche Belastung. Das Antiepileptikum Topiramat bewirkt genau das Gegenteil. In einer der beiden US-amerikanischen Studien verlor jeder zehnte Patient im Laufe der sechsmonatigen Behandlung an Gewicht. Gewichtszunahmen beobachteten die Forscher nicht. Als häufigste Nebenwirkung traten bei knapp der Hälfte der Partienten vorübergehende Missempfindungen wie Kribbeln oder Brennen auf.

Derzeit nur Off-label-use. Voraussichtlich wird Topiramat Anfang nächsten Jahres zur Migräneprophylaxe zugelassen. Bis dahin können Ärzte in bestimmten Fällen im Rahmen des sogenannten "off-label-use" das Antiepileptikum schon jetzt gegen Migräne verschreiben. „Wenn Patienten stark übergewichtig sind oder andere Prophylaktika wie Betablocker, Flunarizin und Valproinsäure nicht vertragen, ist ein solcher Einsatz bereits jetzt möglich“, betonen die Kopfschmerzexperten.


Eine Liste mit Kopfschmerz-Experten in der jeweiligen Region
ist beim Generalsekretär und Pressesprecher der DMKG erhältlich.
PD Dr. Peter Kropp
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Institut für Medizinische Psychologie
Niemannsweg 147, 24105 Kiel
Telefon: + 49 - 4 31 - 6 59 46 33
Telefax: + 49 - 4 31 - 6 59 46 39
e-mail: [email protected]
Die Mitglieder-Liste und weitere Informationen über Kopfschmerz und Migräne auch unter: http://www.dmkg.de