Medikamenten-induzierter Kopfschmerz: Fast alle Rückfälle innerhalb von zwei Jahren
Ärzte suchen nach Anhaltspunkten, warum Patienten mit “Medikamenten-induzierten Kopfschmerzen” nach erfolgreicher Behandlung wieder rückfällig werden. Erste Erkenntnis: Etwa ein Drittel der Betroffenen schluckt in den ersten beiden Jahren nach der Therapie wieder unkontrolliert Schmerzmittel. Darüber berichtet der Informationsdienst Kopfschmerz-News der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG).
Den Teufel mit dem Beelzebub treibt aus, wer an 14 Tagen im Monat oder noch häufiger Arzneimittel gegen sein Kopfweh schluckt: Dann droht Gefahr, dass sich zusätzlich zu Migräne oder Spannungskopfschmerz ein Medikamenten-induzierter Kopfschmerz entwickelt.
Um ihn wieder loszuwerden, müssen Patienten sich einer Entzugsbehandlung unterziehen. Dennoch erleidet rund ein Drittel bis zur Hälfte der so Behandelten innerhalb von fünf Jahren einen Rückfall. Und die behandelnden Ärzte haben bis heute noch keine guten Anhaltspunkte („Prädiktoren“), welche Patienten besonders rückfallgefährdet sind. Deshalb befragte ein Neurologen-Team um Dr. Gotthard Tribl vom Allgemeinen Krankenhaus Wien 55 ehemalige Kopfschmerzmittel-Entzugspatienten persönlich oder in Telefongesprächen, wie es ihnen nach der Behandlung erging. Im Schnitt, berichtete Tribls Gruppe kürzlich in der Fachzeitschrift „Cephalalgia“, lag die Therapie neun Jahre zurück. Ergebnis:
- Etwa ein Drittel der Befragten hatte fünf Jahre nach dem Entzug nur noch selten Kopfschmerzen geringer Intensität und nahm keine Schmerzmittel mehr miss-bräuchlich ein.
- Ein weiteres Drittel berichtete von gleich stark gebliebenen Kopfschmerzen, ohne rückfällig geworden zu sein.
- Die übrigen Befragten griffen wieder wie zuvor zur Pillenschachtel; 13 von 18 Rückfälligen hatten bereits im ersten Jahr nach dem Entzug die Empfehlungen ihrer Ärzte in den Wind geschlagen.
Tribls Team konnte allerdings keinen eindeutigen („statistisch signifikanten“) Prädiktor finden. Einzig Patienten mit Migräne sowie junge Betroffene scheinen weniger Rückfall-gefährdet zu sein.
Nun hoffen die Schmerztherapeuten auf eine neue Studie, die derzeit vorbereitet wird. Diese „prospektive“ – die Patienten von Beginn der Behandlung an begleitende – Untersuchung könnte mögliche Anhaltspunkte eher herausfischen. Immerhin, so kommentiert der Informationsdienst “Kopfschmerz-News” die Wiener Studie, wissen die Ärzte „nun besser Bescheid über den zeitlichen Verlauf von Rückfällen“: Offensichtlich geschehen diese fast alle innerhalb der ersten beiden Jahre, denn „fünf Jahre nach Entzug scheint die Rückfallgefahr gebannt“.
Eine Liste mit Kopfschmerz-Experten in der jeweiligen Region
ist beim Generalsekretär und Pressesprecher der DMKG erhältlich.
PD Dr. Peter Kropp
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Institut für Medizinische Psychologie
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Die Mitglieder-Liste und weitere Informationen über Kopfschmerz und Migräne auch unter: http://www.dmkg.de