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Schleudertraume – Halskrause?

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Schleudertrauma: Das Tragen einer “Halskrause” schadet oft mehr als daß es nutzt

Matthias Keidel von der Universität Essen mit dem MSEEG-Preis in München ausgezeichnet

Nach einem Schleudertrauma sollte die Halswirbelsäule nur dann ruhiggestellt werden, wenn die Haltefunktion der Wirbelsäule stark beeinträchtigt ist. Dies raten Experten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft aufgrund neuer Untersuchungen.

Jährlich erleiden schätzungsweise 200.000 Menschen in Deutschland bei Auffahr-unfällen ein Schleudertrauma der Halswirbelsäule. Nacken- und Kopfschmerzen sind die Folge. Üblicherweise verordnen Ärzte in solchen Fällen das Tragen einer Halskrause, um die Halswirbelsäule ruhig zu stellen. Doch diese Maßnahme scheint den meisten Patienten mehr zu schaden als zu nutzen, stellen Experten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft fest. Wenn überhaupt, sollte die Ruhigstellung der Wirbelsäule darum so kurz wie möglich erfolgen.

“Neuere Untersuchungen belegen”, so Privatdozent Dr. Matthias Keidel von der Neurologischen Universitätsklinik Essen, “daß diese Ruhigstellung die Dauer von Kopf- und Nackenschmerzen nach dem Unfall nicht verkürzt.” Auf den Nackenschmerz kann sich diese Maßnahme sogar nachteilig auswirken. So haben beispielsweise norwegische Ärzte herausgefunden, daß Schleudertrauma-Patienten, die keine Halskrause erhalten hatten, ein halbes Jahr nach dem Unfall seltener über Schmerzen und Nackensteifigkeit klagten sowie bessere Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen zeigten als eine Vergleichsgruppe von Patienten, die zwei Wochen eine Halskrause getragen hatten und für diesen Zeitraum auch krank geschrieben worden waren.

“Nur wenn etwa die Wirbelkörper verletzt sind und der Arzt bei der Untersuchung massive Funktionsstörungen der Halswirbelsäule feststellt, ist die Ruhigsstellung zwingend erforderlich”, erklärt Keidel. Doch auch dann ist die Halskrause wenig sinnvoll. Vielmehr müssen die Patienten in solchen seltenen Fällen mit einem Kopfhalteapparat versorgt werden, bei dem der Kopf in einer Fassung sitzt, die von einem Schulterjoch getragen wird.

Bei einem leichten Schleudertrauma empfehlen die Experten an Stelle der Ruhigstellung:

  • Krankengymnastische Übungen, die der Patient auch zu Hause fortsetzen sollte
  • Bei Bedarf Anwendung von Kälte oder Wärme
  • Schmerztherapeutische Maßnahmen und Entspannungsübungen

“Nach dem Unfall sollten die Patienten von ihrem Arzt engmaschig überwacht werden, um über die körperliche Begründbarkeit einer Verlängerung der Arbeits-unfähigkeit zu entscheiden”, rät Keidel. Denn prinzipiell raten die Experten zu einer frühzeitigen Wiedereingliederung der Betroffenen in das Arbeitsleben.

Um den Verlauf der Beschwerden und Therapie-Ergebnisse objektiv bestimmen zu können, hat das Team des Essener Neurologen vor kurzem eine neue computergestützte Methode weiterentwickelt, die auch außerhalb spezialierter Zentren eingesetzt werden kann (vgl. Pressemitteilung der DMKG Nr. 2/99). Für diese Untersuchungen wurde Matthias Keidel nun mit dem mit DM 23.000,- dotierten europäischen MSEEG-Preis (Muscle-Spasm European Expert Group) ausgezeichnet. Der Preis, der erstmals nach Deutschland ging, wurde am vergangenen Wochenende in München im Rahmen eines internationalen Symposiums verliehen.


Eine Liste mit Kopfschmerz-Experten in der jeweiligen Region
ist beim Generalsekretär und Pressesprecher der DMKG erhältlich.
Prof. Dr. Gunther Haag
Elztal Klinik
Pfauenstr. 6, 79215 Elzach-Oberprechtal
Tel.: (07682) 805-333, Fax: (07682) 805-135
Die Mitglieder-Liste und weitere Informationen über Kopfschmerz und Migräne auch unter: http://www.dmkg.de