Enge-Gefühle in der Brust nach der Einnahme von Triptanen: Migränepatienten reagieren wahrscheinlich empfindlich auf Schmerzreize an Blutgefäßen
(Elzach) Bis zu 20 Prozent der Migränepatienten, die ihre Attacken mit neuartigen Migränemitteln, den Triptanen, behandeln, klagen über Enge-Gefühle in der Brust. In den meisten Fällen wird diese Nebenwirkung jedoch nicht durch eine Verengung der Herzkranzgefäße verursacht. Wahrscheinlicher ist, daß Migräne-kranke auf leichte Schmerzreize an Blutgefäßen und der Muskulatur innerer Organe empfindlicher reagieren als Gesunde. Das vermuten Experten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft aufgrund neuer Untersuchungen.
Als Sumatriptan, der erste Vertreter einer neuen Gruppe von Migränemitteln, Anfang der neunziger Jahre in klinischen Studien getestet wurde, klagten drei bis fünf Prozent der Patienten über vorübergehende Enge-Gefühle in der Brust. Zunächst vermuteten Wissenschaftler, daß diese Beschwerden durch eine Verengung der Herzkranzgefäße (Koronarien) verursacht würden. Dies kann für Herzkranke, deren Koronarien durch Arteriosklerose bereits verengt sind, bedrohlich werden.
Nachdem das Medikament zugelassen war und bei vielen Migränikern eingesetzt wurde, beobachteten schwedische Ärzte, daß diese Nebenwirkung bei 20 Prozent der Patienten auftrat. Wurde Sumatriptan unter die Haut injiziert und nicht geschluckt, berichteten sogar 40 Prozent der Patienten über solche Beschwerden. “Gemessen daran”, so Professor Hans Christoph Diener von der Neurologischen Universitätsklinik in Essen, “sind jedoch schwerwiegende Folgen an den Herzkranzgefäßen außerordentlich selten.”
Inzwischen belegen Untersuchungen mit Hilfe der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und kardiologische Tests, daß die Enge-Gefühle in der Brust in der Mehrzahl der Fälle nicht durch eine Verengung der Koronarien verursacht werden. “Sehr wahrscheinlich haben Migränepatienten eine niedrigere Schwelle für Schmerzreize innerhalb ihrer Gefäßwände und in der Muskulatur innerer Organe”, schreibt Hans Christoph Diener in den Kopfschmerz-News der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Dies könne auch erklären, so der Neurologe weiter, warum diese Nebenwirkung nach der Gabe von Triptanen bei Migränepatienten häufiger sei als bei Menschen, die nicht unter Migräne leiden.
Allerdings betonen die Experten der DMKG, daß Patienten, die an koronarer Herzkrankheit leiden oder einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, dennoch nicht mit Triptanen behandelt werden sollten.
Quelle: Kopfschmerz News 1/99 Dahlöf C.G.H., Mathew, N.: Cardiovascular safety of 5HT1B/1D agonists – is there a cause for concern? Cephalalgia 18: 539-545.