Was tun, wenn das Kind Kopfweh hat?
Kinder mit Kopfschmerzen brauchen kompetente Hilfe. Doch die erhalten sie nur selten. Auf dem Deutschen Schmerzkongreß gibt eine Expertin Tips, wie sich Eltern verhalten sollen, wenn ihr Kind Kopfschmerzen hat.
“Kinder mit Kopfschmerzen leiden, schämen sich für ihre “banalen” Beschwerden, werden bestenfalls bemitleidet, kompetente Hilfe erhalten sie selten”, kritisiert die österreichische Professorin Cicek Wöber-Bingöl auf dem Deutschen Schmerzkongreß in Düsseldorf. Eine ungezielte Diagnostik und aus Verzweiflung verabreichte, ausschließlich medikamentöse Therapien seien häufig zu beobachten, so die Leiterin der Kopfschmerzambulanz an der Wiener Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters weiter. “Dies kann dazu beitragen, daß aus Kindern mit gelegentlichen Kopfschmerzen Erwachsene mit Dauerkopfschmerz und Medikamentenabusus werden.”
Erst in jüngster Zeit haben weltweit in wenigen Zentren Experten damit begonnen. den Kopfschmerz im Kindesalter genauer zu erforschen. Welche Beschwerden haben die kleinen Patienten? Welche Faktoren spielen eine Rolle? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Auf diesem Gebiet diagnostiziert Cicek Wöber-Bingöl, die seit 1991 eine Kopfschmerzambulanz für Kinder leitet, einen “enormen Aufholbedarf, auch bei der ärztlichen Fortbildung.”
Was Eltern von einer Kopfschmerzambulanz für Kinder erwarten
Bei der Betreuung ihrer kleinen Patienten sind die Kopfschmerz-Spezialisten auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Wöber-Bingöhl: “Diagnostische und therapeutische Maßnahmen können nur dann realisiert werden, wenn die Eltern davon überzeugt werden können.” Darum hat das Team von der Wiener Klinik bei Eltern eine Umfrage gemacht, um herauszufinden, was diese von einer speziellen Kopfschmerz-Ambulanz erwarten.
Resultat: Die Mehrzahl erwartet eine Abklärung der Ursachen bzw. den Ausschluß einer organischen Erkrankung. Die meisten Eltern wollen auch Informationen und Beratung, gefolgt von der Abklärung psychischer Ursachen. “Der Wunsch nach einer Linderung der Kopfschmerzen”, so Wöber-Bingöhl, “wurde erstaunlicherweise von relativ wenigen Eltern explizit geäußert, ebenso der Wunsch nach bildgebender Diagnostik und der Verordnung von Medikamenten.” Ein kleiner Teil der Eltern hofft, daß die Schmerzen geheilt werden.
Wie sollen sich Eltern verhalten?
Aufgrund ihrer Umfrage hat die Wiener Professorin konkrete Empfehlungen für Eltern entwickelt:
Woran können Eltern erkennen, ob und wie rasch ihr Kind aufgrund von Kopfschmerzen ärztliche Hilfe benötigt?
Bei akutem Kopfschmerz ist rasche Hilfe erforderlich, wenn eines der folgenden Symptome auftritt:
- Fieber und Nackensteife
- Benommenheit oder extreme Müdigkeit
- massives Erbrechen
- erstmalig auftretender Krampfanfall
- plötzlicher Beginn der Kopfschmerzen
- neurologische Symptome wie Schwäche in einem Arm oder Bein, Schwierigkeiten beim Gehen oder Sprechen, wenn die Störungen länger als eine Stunde dauern
Bei wiederkehrenden oder chronischen Kopfschmerzen ist baldige ärztliche Hilfe ratsam, wenn
- die Frequenz oder Intensität der Schmerzen zunimmt
- sich die Art der Kopfschmerzen ändert
- die begleitenden neurologischen Symptome länger als sonst dauern opder neue Symptome (auch Wesensänderungen) hinzukommen
- Krampfanfälle auftreten
- schmerzstillende Medikamente nicht mehr helfen
Welche Schritte sollten Eltern eines Kindes mit Kopfschmerzen veranlassen, was können sie selbst tun?
Bei akuten Kopfschmerzen:
- Wenn gleichzeitig mit den Kopfschmerzen eines der o.g. Symptome auftritt, sollten Sie Ihr Kind rasch zum Arzt bringen
- Wenn keines dieser Symptome vorhanden ist, sollten Sie Ihr Kind in einem ruhigen und abgedunkelten Raum ausruhen lassen und beobachten. Wenn die Kopfschmerzen am nächsten Tag immer noch bestehen oder eines der o.g. Symptome auftritt, sollten Sie es zum Arzt bringen
Bei wiederkehrenden oder chronischen Kopfschmerzen:
- Jedes Kind mit wiederkehrenden oder chronischen Kopfschmerzen sollte von einem Arzt untersucht werden
- Chronische, an Intensität oder Häufigkeit zunehmende Kopfschmerzen erfordern so schnell als möglich weitere Untersuchungen.
- Um herauszufinden, ob die Kopfschmerzen durch eine organische Erkrankung verursacht werden, muß der Arzt
- ein genaues Gespräch führen
- eine klinische Untersuchung vornehmen und entscheiden, ob zusätzliche Untersuchungen erforderlich sind
- Manchmal ist eine Blutabnahme notwendig
- Bei Kleinkindern kann es nötig sein, für bestimmte Untersuchungen ein Beruhigungsmittel zu geben
Wenn bei einem Kind bereits eine Migräne oder Spannungskopfschmerzen diagnostiziert wurde, rät Professor Cicek Wöber-Bingöl: “Mögliche Faktoren zu finden, die die Kopfschmerzen auslösen, ist der erste Schritt, die Häufigkeit der Beschwerden zu verringern.”
Rückfragen an:
Prof. Dr. med. Cicek Wöber-Bingöl
Kopfschmerzambulanz für Kinder und Jugendliche
Universitätsklinik f. Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters
Universität Wien
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel.: 0043-1-40400-3044
Fax: 0043-1-40400-3012
e-mail: [email protected]
Eine Liste mit Kopfschmerz-Experten in der jeweiligen Region
ist beim Generalsekretär und Pressesprecher der DMKG erhältlich.
Prof. Dr. Gunther Haag
Elztal Klinik
Pfauenstr. 6, 79215 Elzach-Oberprechtal
Tel.: (07682) 805-333, Fax: (07682) 805-135
Die Mitglieder-Liste und weitere Informationen über Kopfschmerz und Migräne auch unter: http://www.dmkg.de