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Den Kopfschmerz im Griff

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Den Kopfschmerz im Griff

Nicht-medikamentöse Strategien helfen bei chronischen Kopfschmerzen
Psychologisch-verhaltensmedizinische Strategien können bei Kopfschmerzen die medikamentöse Behandlung sinnvoll ergänzen und mitunter sogar ersetzen.

“Psychologisch-verhaltensmedizinische Verfahren haben in der Therapie chronischer Kopfschmerzen einen festen Platz”, sagt der Generalsekretär der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, Professor Gunther Haag von der Elztal Klinik in Elzach. Einig sind sich die Experten auch darin, daß diese Methoden – abhängig von der Art des Kopfschmerzes – medikamentöse Therapien sinnnvoll ergänzen oder auch ersetzen können.

Entspannungverfahren, etwa die progressive Muskelentspannung nach Jacobson, reduzieren die “Schmerzanfälligkeit” des ganzen Organismus. Besonders erfolgreich sind diese Methoden, wenn sie mit einem Streßbewältigungstraining kombiniert werden. “Das Erleben von Streß”, erklärt Haag, “hängt nicht von äußeren Bedingungen, sondern von der eigenen Einschätzung der Situation und der eigenen Handlungsfähigkeit der Patienten ab.” Darum lernen die Patienten in solchen Programmen, ihre persönlichen Streßfaktoren zu erkennen und diesen gezielt entgegenzuwirken. Dazu gehört auch, jene Ressourcen (wieder) zu nutzen, die Kraft und Freude schenken.

Strategien zur Schmerzbewältigung sollen den Betroffenen helfen, die Schmerzen ertragbarer zu machen. Die Patienten lernen beispielsweise, ihre Aufmerksamkeit weg vom Schmerz auf angenehme Dinge zu lenken. Mitunter hilft es auch, sich vom Schmerz zu distanzieren und ihn – gleichsam wie unter dem Mikroskop – von außen zu betrachten. Die Betroffenen trainieren auch Methoden, die ihnen das Gefühl des Ausgeliefertseins nehmen können.

Hochwirksam in Kombination
Diese psychologisch-verhaltensmedizinischen Methoden sind vor allem in Kombination hochwirksam. Darum haben Forscher in den letzten Jahren standardisierte Programme für die Gruppen- und Einzeltherapie entwickelt. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, daß solche Programme zu einer deutlichen Verringerung des Medikamentenkonsums beitragen, die Befindlichkeit der Patienten verbessern und die Häufigkeit von Kopfschmerzen reduzieren. Sie helfen Migränikern und Patienten mit Spannungskopfschmerz gleichermaßen. In einer Untersuchung waren die psychologisch-verhaltensmedizinischen Methoden einer reinen Medikamentenbehandlung sogar überlegen. Die besten Resultate erzielten die Therapeuten jedoch durch eine Kombination von Medikamenten und psychologischen Strategien.

“Allerdings”, räumt Gunther Haag ein, “werden solche Programme nicht überall angeboten. Darum ist es wichtig, daß Patienten beraten werden, welche Angebote es in ihrer Nähe gibt.”

Patienten, die unter Spannungskopfschmerzen leiden, profitieren auch von Biofeedback. Bei diesem Verfahren lernen sie beispielsweise, die Spannung der Stirnmuskulatur zu kontrollieren und zu beeinflussen: Ein Sensor an der Muskelgruppe leitet deren Aktivität ab und meldet diese optisch oder akustisch dem Patienten. So kann er lernen, diese Muskelgruppe gezielt zu beeinflussen.

Generell empfehlen die Experten auch ein körperliches Ausdauertraining wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen.

Sanfte Ströme und Akupunktur
Ebenfalls wirksam bei Spannungskopfschmerzen ist die elektrische Nervenstimulation, kurz TENS genannt. Die Akupunktur ist zwar noch nicht in den Therapie-Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft enthalten. Doch gibt es inzwischen erste Untersuchungen, die der Nadelung bei Migräne Wirksamkeit bescheinigen. “Wenn sich diese Befunde bestätigen”, sagt Haag, “könnte die Akupunktur als kostengünstiges und vergleichsweise nebenwirkungsarmes Verfahren seinen festen Platz in der Migräneprophylaxe erhalten.”

Nicht wissenschaftlich gesichert, aber im Einzelfall bewährt
Neben den Methoden, die ihre Wirksamkeit im wissenschaftlichen “Härtetest” unter Beweis gestellt haben, gibt es auch noch weitere Verfahren, die Patienten im Einzelfall durchaus helfen können und mit denen Therapeuten positive Erfahrungen gemacht haben. Dazu gehören beispielsweise physiotherapeutische Methoden, etwa die Krankengymnastik. “Bei komplexen Kopfschmerzsyndromen können Funktionsstörungen der Muskeln ursächlich am Schmerz beteiligt sein oder das Geschehen verschlimmern”, erklärt Haag. Darum ist es im Rahmen der Diagnostik sinnvoll, solche Störungen abzuklären.

Auch die eher unspezifische Reizwirkung von Kneipp-Anwendungen und medizinischen Bädern kann sich auf Migräne und Spannungskopfschmerzen positiv auswirken. Eine sanfte Massage von Gesicht und Kopfhaut kann im Einzelfall einen Migräneanfall lindern. Bei Spannungskopfschmerzen muß die Massage hingegen auf Nakken und Schultergürtel ausgedehnt werden. Auch die Akupressur, bei der Akupunkturpunkte gedrückt werden, kann die Beschwerden von Kopfschmerzpatienten lindern.

Rückfragen an:
Prof. Dr. med. Dipl. Psych. Gunther Haag
Generalsekretär und Pressesprecher der Deutschen
Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft
Elztal Klinik GmbH
Pfauenstraße 6
79215 Elzach-Oberprechtal
Tel.: 07682-805-113
Fax: 07682-805-122


Eine Liste mit Kopfschmerz-Experten in der jeweiligen Region
ist beim Generalsekretär und Pressesprecher der DMKG erhältlich.
Prof. Dr. Gunther Haag
Elztal Klinik
Pfauenstr. 6, 79215 Elzach-Oberprechtal
Tel.: (07682) 805-333, Fax: (07682) 805-135
Die Mitglieder-Liste und weitere Informationen über Kopfschmerz und Migräne auch unter: http://www.dmkg.de