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Neue Migränemedikamente – DMKG

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Neue Migränemedikamente auf dem Prüfstand

(Elzach) Die drei bislang zugelassenen neuen Migränemittel aus der Gruppe der Triptane unterscheiden sich nur geringfügig voneinander. Dieses vorläufige Fazit ziehen englische Wissenschaftler und Experten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft aus der Auswertung zahlreicher Untersuchungen. Allerdings erlauben die Wahlmöglichkeit und unterschiedliche Darreichungsformen eine Anpassung der Behandlung an die individuellen Bedürfnisse der Patienten.

1993 kam mit Sumatriptan das erste Medikament aus der Gruppe der sogenannten Triptane zur Behandlung der Migräne auf den Markt. Seit dem vergangenen Jahr gibt es zwei weitere Vertreter dieser Medikamentengruppe, Naratriptan und Zolmitriptan. In zahlreichen Studien mit mehreren Tausend Patienten haben Ärzte in Europa und den USA die Wirkungen und Nebenwirkungen dieser Substanzen bei unterschiedlichen Dosierungen untersucht.

Nun haben britische Wissenschaftler und ein Experten-Team der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft die Ergebnisse mehrerer Studien zusammengetragen und erneut unter die Lupe genommen. Die Spezialisten bewerteten bei den drei Triptanen den therapeutischen Nutzen und die Häufigkeit von Nebenwirkungen. Ebenso überprüften sie, wie häufig die Wirkung der Triptane nach einigen Stunden wieder nachläßt und darum eine Attacke wieder durchbricht.

Die britischen Forscher kommen zu dem Schluß, daß Naratriptan schwächer wirksam ist als Sumatriptan, dafür aber länger wirkt und weniger Nebenwirkungen hat. Zolmitriptan hat den gleichen therapeutischen Nutzen wie Sumatriptan und eine vergleichbare Nebenwirkungsrate. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die deutsche Expertengruppe um Professor Hans-Christoph Diener von der Neurologischen Klinik der Universität Essen.

“Aufgrund der bisherigen Erfahrungen gehen wir davon aus,” kommentiert der Präsident der DMKG, der Münchener Neurologe Dr. Volker Pfaffenrath, “daß sich die Triptane bezüglich ihrer Wirkungen und Nebenwirkungen nicht wesentlich unterscheiden.” Hans Christoph Diener ergänzt: “Die Auswahl zwischen drei Triptanen sowie unterschiedliche Darreichungsformen von Sumatriptan machen es jedoch möglich, die Therapie auf die individuellen Bedürfnisse eines Patienten zuzuschneiden.”

Allerdings gibt es für Ärzte und Patienten beim Einsatz von Triptanen auch Enttäuschungen: Bei einem Viertel der Patienten wirken die neuen Medikamente überhaupt nicht. Dies könnte, vermuten die Kopfschmerz-Spezialisten, mit den Bindungsstellen (Rezeptoren) für diese Substanzen auf den Nervenzellen in Zusammenhang stehen. Pfaffenrath: “Möglicherweise haben diese Patienten ein anderes Rezeptor-Profil.”

Diese Beobachtungen und Analysen decken sich auch mit der täglichen Erfahrung von Dr. Stefanie Förderreuther. Die Leiterin der Kopfschmerzambulanz am Münchener Universitätsklinikum Großhadern hält vor allem die große Auswahl an verschiedenen Darreichungsformen für sinnvoll. “Wenn Patienten keine Tabletten schlucken können, weil sie erbrechen, stehen Zäpfchen zur Verfügung. Kommt Durchfall hinzu, gibt es ein Nasenspray oder die Patienten können sich das Mittel selbst injizieren.”

Gleichwohl rät die Expertin, es bei leichteren Attacken zunächst stets mit einem einfachen Schmerzmittel zu probieren, das etwa Acetylsalicylsäure oder Paracetamol – erforderlich sind jeweils 1000 Milligramm – oder Ibuprofen (400 bis 600 Milligramm) enthält. Diese Medikamente sollten stets mit einem Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen kombiniert werden. Dieses unterdrückt nicht nur die unangenehmen Begleiterscheinungen einer Migräne, sondern verbessert auch die Aufnahme des Schmerzmittels im Magen. Nur bei schweren Attacken, raten die Experten zu stärkeren, verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Ergotaminen oder Triptanen.

Eine Migräneattacke kann trotz medikamentöser Behandlung nach einigen Stunden wieder durchbrechen. Dies kommt bei etwa etwa einem Drittel der Patienten vor, die Triptane nehmen. In solchen Fällen kann das Medikament erneut genommen werden. Doch mitunter schieben die Patienten dadurch eine Attacke nur vor sich her, hat Stefanie Förderreuther beobachtet: “In solchen Fällen ist es besser, erst einmal alle Arzneimittel abzusetzen.” Vor allem warnt die Expertin davor, in den hochwirksamen Triptanen eine Art “Wunderwaffe” zu sehen, die alle anderen Maßnahmen überflüssig machen: “Patienten sollten sich bei einer Attacke nach Möglichkeit in einen ruhigen abgedunkelten Raum zurückziehen. Diese Reizabschirmung lohnt sich, weil die Attacke dann schneller vorüber geht.”

Außerdem empfehlen die DMKG-Experten verschiedene nicht-medikamentöse Maßnahmen wie leichte Ausdauersportarten und Entspannungsübungen, um einer Migräne vorzubeugen.

Die Mitglieder-Liste der DMKG und weitere Informationen über Kopfschmerz und Migräne finden Sie auch unter: http://ww.dmkg.org


Eine Liste mit Kopfschmerz-Experten in der jeweiligen Region
ist beim Generalsekretär und Pressesprecher der DMKG erhältlich.
Prof. Dr. Gunther Haag
Elztal Klinik
Pfauenstr. 6, 79215 Elzach-Oberprechtal
Tel.: (07682) 805-333, Fax: (07682) 805-135
Die Mitglieder-Liste und weitere Informationen über Kopfschmerz und Migräne auch unter: http://www.dmkg.de