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Homöopathie bei Migräne – DMKG

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Homöopathie bei Migräne nicht wirksamer als Scheinbehandlung

Eine homöopathische Behandlung ist zur Migräne-Prophylaxe nicht wirksamer als eine Placebotherapie. Dies bestätigt – nach mehreren vorausgegangenen Untersuchungen – nun erneut eine Studie aus England, über die in der aktuellen Ausgabe der Kopfschmerz-News der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) berichtet wird. Stattdessen empfehlen die Experten verhaltensmedizinische Therapien, Sport und bestimmte Medikamente, um die Stärke und Häufigkeit von Migräneattacken zu reduzieren.

Viele Migräne-Patienten hoffen, daß eine homöopathische Behandlung sie von ihrer Pein unter der Schädeldecke befreien könnte. Die hochverdünnten Mixturen gehören darum zu den beliebtesten Formen der Komplementärmedizin. Nicht zuletzt deshalb stand und steht die Homöopathie immer wieder auf dem Prüfstand klinischer Studien mit Migräne-Kranken.

Nach italienischen und deutschen Experten haben nun auch britische Ärzte bei 63 Patienten die Wirksamkeit einer homöopathischen Behandlung im Vergleich zu einer Scheinbehandlung (Placebo-Therapie) untersucht. Resultat: Die Häufigkeit der Migräneattacken besserte sich durch beide Behandlungen. Die Attackenfrequenz ging unter Placebo um 16 Prozent, unter homöopathischer Therapie um 19 Prozent zurück. Keinen Unterschied beobachteten die Ärzte bezüglich der Zahl der Tage mit Migräne pro Monat. Gleich in beiden Gruppen war auch der Verbrauch an Schmerzmitteln und die subjektiven Angaben der Patienten zur Wirksamkeit der Behandlung.

Allerdings kritisiert Professor Hans-Christoph Diener von der Neurologischen Klinik der Universität Essen die geringe Zahl der Patienten: “Studien zur Migräneprophylaxe sollten mindestens mit 80 bis 100 Patienten pro Gruppe durchgeführt werden.”

Professor Gunther Haag, der Generalsekretär der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, kam bereits im vergangenen Jahr in einer Homöopathie-Studie zu ähnlichen Ergebnissen: Die Kopfschmerzhäufigkeit reduzierte sich bei nahezu einem Viertel aller Patienten – unabhängig davon, ob sie homöopathisch oder mit Placebo behandelt wurden. Die Behandlung mit Hochpotenzen war damit nicht wirksamer als die Scheinbehandlung. “Für die positiven Effekte in beiden Gruppen” vermutet Gunther Haag, “könnten möglicherweise unspezifische Faktoren verantwortlich sein, etwa intensive Gespräche mit dem Arzt oder die verstärkte Zuwendung.”

Daher sieht die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft keinen Anlaß, ihre Empfehlungen zur Migräne-Vorbeugung zu ändern. “Es gibt keinen Grund” so Haag, “eine homöopathische Behandlung generell zu empfehlen, selbst wenn einzelne Patienten durchaus positive Erfahrungen damit gemacht haben.”

Die aktuellen Empfehlungen der DMKG zur Migräne-Prophylaxe wurden im November veröffentlicht. Denen zufolge ist eine vorbeugende Therapie sinnvoll, wenn Patienten mindestens drei Migräne-Attacken pro Monat haben, die auf eine Akuttherapie nicht ausreichend ansprechen.

Wissenschaftlich unbewiesen, aber in der Paxis bewährt haben sich Ausdauersportarten, wie Jogging, Radfahren oder Schwimmen.

Wissenschaftlich gesichert ist die vorbeugende Wirkung von

• Streßbewältigungstraining

• Biofeedback

• progressiver Muskelentspannung

• kognitiven Therapieverfahren

• körperorientierten Behandlungsansätzen (Konkordanztherapie)

Diese wirksamen nicht-medikamentösen Behandlungsmethoden werden von ärztlichen und psychologischen Verhaltenstherapeuten angeboten. “Allerdings” bedauern die Experten der DMKG, “stehen in Deutschland dafür nicht genügend Therapeuten zur Verfügung.” Denn medikamentöse Maßnahmen zur Migräne-Prophylaxe sollten – wenn möglich – durch derartige Behandlungsmethoden ergänzt werden.

Auf keinen Fall dürfen Schmerzmittel zur medikamentösen Migräne-Prophylaxe eingesetzt werden. Wissenschaftlich gesichert ist jedoch die Wirkung bestimmter Betarezeptoren-Blocker und Kalzium-Antagonisten. Diese Medikamente reduzieren Häufigkeit und Schwere der Attacken. Darüber hinaus stehen auch noch weitere Substanzen zur Verfügung, die Kopfschmerz-Spezialisten – angepaßt an die individuelle Situation eines Patienten – verordnen können.


Eine Liste mit Kopfschmerz-Experten in der jeweiligen Region
ist beim Generalsekretär und Pressesprecher der DMKG erhältlich.
Prof. Dr. Gunther Haag
Elztal Klinik
Pfauenstr. 6, 79215 Elzach-Oberprechtal
Tel.: (07682) 805-333, Fax: (07682) 805-135
Die Mitglieder-Liste und weitere Informationen über Kopfschmerz und Migräne auch unter: http://www.dmkg.de