Auch moderne Migräne-Medikamente können bei falschem Gebrauch Dauerkopfschmerz verursachen
Seit einiger Zeit steht eine neue Klasse hochwirksamer Medikamente, die sogenannten Triptane, für die Migräne-Therapie zur Verfügung. Inzwischen mehren sich Hinweise, daß auch diese – wie alle anderen Schmerzmittel und Mutterkornalkaloide – zu Dauerkopfschmerz führen können, wenn sie zu häufig eingenommen werden. Dies wird in den aktuellen Kopfschmerz-News der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) berichtet. Darum raten die DMKG-Experten, von diesen neuen Mitteln nicht mehr als drei Tabletten pro Attacke einzunehmen und – unabhängig vom Arzneimittel – grundsätzlich höchstens sechs Attacken pro Monat medikamentös zu behandeln.
Als mit Sumatriptan der erste Vertreter einer neuen Klasse von Migräne-Medikamenten im Jahr 1993 eingeführt wurde, gab es aus Langzeit-Untersuchungen keinerlei Hinweise, daß Patienten das neue Medikament zu häufig, also mißbräuchlich einnehmen. “Allerdings waren in diese Studien Problempatienten mit häufigen Migräne-Attacken oder einem vorausgegangenen Medikamenten-Fehlgebrauch auch nicht aufgenommen worden”, erläutert Professor Hans-Christoph Diener von der Neurologischen Universitätsklinik Essen.
Inzwischen haben die Ärzte an vielen Kopfschmerz-Zentren beobachtet, daß auch Sumatriptan – wie andere Schmerzmittel und Mutterkornalkaloide – einen Arzneimittel-Kopfschmerz verursachen kann, wenn es zu häufig eingenommen wird.
Dies belegt nun auch eine Studie dänischer Experten. Die Ärzte untersuchten den Sumatriptan-Konsum von insgesamt 2800 Patienten. Rund 44 Prozent der Betroffenen wurde Sumatriptan nur einmal verordnet und gut die Hälfte nahm monatlich weniger als 30 Tabletten. Knapp fünf Prozent schluckten zwischen 30 und 60 Pillen. Aber eine kleine Gruppe von 45 Patienten nahm mehr als 60 Tabletten. Da Patienten während einer Attacke innerhalb von 24 Stunden maximal drei Tabletten einnehmen können, bedeutdies, daß diese kleine Gruppe – 1,6 Prozent der Patienten – Sumatriptan fast täglich konsumierte. Sie verbrauchte mehr als die Hälfte der verordneten Gesamtmenge. “Die Untersuchung belegt indirekt”, resümiert Hans-Christoph Diener, “daß auch Sumatriptan bei entsprechend disponierten Patienten zu Medikamentenmißbrauch führen kann.” Dafür spricht auch die Tatsache, daß diese Patienten besonders häufig noch andere starke Analgetika einnahmen.
“Die Erfahrung in der Praxis zeigt”, so der Münchener Neurologe Dr. Volker Pfaffenrath, Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, “daß dies zwar extrem selten geschieht und vor allem bei solchen Patienten vorkommt, die oft über Jahre hinweg zu viele Schmerzmittel eingenommen haben.” Doch könne grundsätzlich wohl jedes Migränemittel in derartigen Fällen Dauerkopfschmerz verursachen.”
Als Faustregeln für die Einnahme der neuen Triptane* empfehlen darum die Experten:
Nicht mehr als drei Tabletten pro Attacke einnehmen
Grundsätzlich nicht mehr als sechs Attacken pro Monat medikamentös behandeln – unabhängig vom Arzneimittel |
Patienten, die an häufigeren Migräne-Attacken oder fast täglich unter Kopfschmerz leiden, der möglicherweise durch einen zu hohen Arzneimittelkonsum verursacht wurde, sollten von Kopfschmerz-Spezialisten behandelt werden. Diese kennen die ganze Palette der nicht-medikamentösen und medikamentösen Behandlungs- und Vorbeugungsmethoden. Darum können sie eine Therapie den individuellen Besonderheiten eines Patienten anpassen.
Eine Liste mit Kopfschmerz-Experten in der jeweiligen Region
ist beim Generalsekretär und Pressesprecher der DMKG erhältlich.
Prof. Dr. Gunther Haag
Elztal Klinik
Pfauenstr. 6, 79215 Elzach-Oberprechtal
Tel.: (07682) 805-333, Fax: (07682) 805-135
Die Mitglieder-Liste und weitere Informationen über Kopfschmerz und Migräne auch unter: http://www.dmkg.de
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Bei den neuen Triptanen handelt es sich um folgende Wirkstoffe:
Sumatriptan (Imigran®)
Zolmitriptan (AscoTop®)
Naratriptan (Naramig®)
alle neuen Triptane sind verschreibungspflichtig