Anmerkungen zum MKS-Protokollbogen der Neurologischen Universitätsklinik Essen
Dr. G. Fritsche
Mittlere Kopfschmerzintensität des Tages (0=keine, 1=leichte, 2=mittlere, 3=schwere Kopfschmerzen)
Rechte Spalte:
Einnahme von Schmerzmitteln an diesem Tage, unabhängig davon wieviel Einzeldosen und welches Präparat (+/–)
Am Ende eines Monats werden die Eintragungen Spaltenweise zusammengezählt. In der linken Spalte erhält man die Anzahl der Kopfschmerztage (KT) durch Summierung der Eintragungen > 0. In der rechten Spalte erhält man die Anzahl der Schmerzmittel-Einnahmetage (ET) durch Summierung der (+)-Eintragungen. Es gibt zwei „Gesetze“, nach denen der Patient leben muss, wenn er vor einem Rückfall bzw. Abusus geschützt sein möchte.
1. Regel:
Die Anzahl der Einnahmetage darf nie zweistellig werden!
Da eine bedenkliche Anzahl von Tagen mit Schmerzmitteln erst bei 10-14 Einnahmetagen pro Monat beginnt, hat der Patient also sicherheitshalber nur bis zu 9 Einnahmetage zur Verfügung, die er wie ein Budget über den Monat verteilt ausgeben kann. In dem Summenkästchen ET darf also jede Zahl £ 9 stehen
2. Regel:
Die Anzahl der Einnahmetage muss immer kleiner sein als die Anzahl der Kopfschmerztage!
Der Patient sollte sich Rechenschaft darüber geben, welche Kopfschmerztage er nach seinem subjektiven Dafürhalten mit leicht (1), mittel (2) oder schwer (3) in der Intensität bewertet. Das zweite Gesetz bedeutet, dass der Patient Medikamente „einsparen“ muss, also Tage mit Kopfschmerzen erduldet, an denen er kein Schmerzmittel einnimmt. Dies wird ihm am ehesten an den Tagen mit Kopfschmerze vom Intensitätsgrad 1 gelingen. Er sollte aber zusätzlich noch so viele „2er-Tage“ einsparen, bis es ihm gelingt, die Anzahl der Einnahmetage unter 10 zu halten.
Da der Protokollbogen ein halbes Jahr umfasst, hat der Patient jeder Zeit im Blick, wie sich seine Bemühungen um die Schmerzmittelreduktion entwickeln. Hält er sich über die Monate stabil an die beiden Regeln, dient der Protokollbogen der Selbstbekräftigung, im anderen Fall der Alarmierung. In regelmäßigen Abständen (spätestens alle zwei Monate) sollten Psychologe und Patient anhand des Bogens den Verlauf besprechen. Patienten profitieren in der Regel davon, dass sie einen nahen Angehörigen (z.B. Partner) in ihre Absichten und in die Protokollierung involvieren und somit eine soziale Kontrolle installieren.
Das Ziel des Kontrollbogens ist also die Transparenz der Medikamenteneinnahme für den Patienten und seine Behandler, die Führung eines „Schmerzmittelkontos“, die Selbstbekräftigung bei erfolgreichen Bemühungen und die Zuhilfenahme sozialer Unterstützung.