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5. Spannungskopfschmerz


** Spira PJ, Beran RG, for the Australian Gabapentin Chronic Daily Headache Group. Gabapentin in the prophylaxis of chronic daily headache. A randomized, placebo-controlled study. Neurology 2003;61:1753-1759

Zusammenfassung: Im amerikanischen Sprachgebrauch werden chronische Kopfschmerzen als „chronic daily headache“ bezeichnet. Darunter fallen chronische Spannungskopfschmerzen, die chronische Migräne und medikamenteninduzierte Dauerkopfschmerzen. Die australischen Autoren wollten untersuchen, ob Gabapentin in der Behandlung chronischer Kopfschmerzen wirksam ist. In die Studie wurden Patienten eingeschlossen, die an mindestens 15 Tagen im Monat Kopfschmerzen hatten. Nach einer 4-wöchigen Baselinephase wurden die Patienten randomisiert und erhielten entweder in langsam ansteigender Dosis 2400 mg Gabapentin/Tag oder Plazebo über insgesamt 8 Wochen. Nach einer einwöchigen Auswaschphase wurde dann die jeweils andere Therapie appliziert. Gemessen wurde in den Kopfschmerztagebüchern die Häufigkeit und Intensität von Kopfschmerzen, die Begleitmedikation und die Lebensqualität. In die Studie wurden insgesamt 133 Patienten eingeschlossen. Bei 95 Patienten konnten die Ergebnisse ausgewertet werden. 64% der Patienten hatten eine Mischung aus Migräne und Spannungskopfschmerz, 21% nur Migräne und 26% nur Spannungskopfschmerz. Die Kopf-schmertage/Monat in der Baselinephase betrugen 27,4 und gingen unter Plazebo auf 25,1 zurück und unter Gabapentin um 22,3. Der Effekt war sowohl für Plazebo wie für Gabapentin signifikant. Auch für die Dauer der Kopfschmerzen/Tag ergab sich ein signifikanter Effekt. Die Dauer ging von 11,2 Std./Tag zurück auf 10,5 unter Plazebo und auf 8,8 unter Gabapentin. Die häufigsten Nebenwirkungen unter Gabapentin waren Schwindel (21% vs 3% mit Plazebo), Benommenheit (18% vs 5%), Ataxie (8% vs 1%) und Übelkeit (7% vs 2%).

Kommentar: Die vorliegende Studie scheint auf den ersten Blick zu belegen, daß eine Behandlung mit Gabapentin bei Patienten mit chronischen Kopfschmerzen wirksam ist. Interessant ist zunächst die Beobachtung, daß Plazebo allein zu einer signifikanten Abnahme der Kopfschmerztage, der Kopfschmerzdauer und der Kopfschmerzintensität führte. Gabapentin war signifikant besser wirksam als Plazebo.

Allerdings kam es unter Gabapentin im Gegensatz zu Plazebo auch zu einer signifikanten Reduktion der eingenommenen Analgetika, so daß letztendlich nicht entschieden werden kann, ob es sich tatsächlich um einen therapeutischen Effekt von Gabapentin handelt oder ob die Patienten im Rahmen der Studie ungewollt einen partiellen Medikamentenentzug durchgeführt haben. Ob Antikonvulsiva generell bei chronischen Kopfschmerzen wirksam sind, wird im Moment in einer plazebokontrollierten Studie mit Topiramat in Europa untersucht. (HCD)



***** Torelli P, Jensen R, Olesen J. Physiotherapy for tension-type headache: a controlled study. Cephalalgia 2004;24:29-36

Zusammenfassung: Die Behandlung häufiger und chronischer Spannungskopfschmerzen ist weiterhin problematisch. Die einzig wirksamen therapeutischen Ansätze im medikamentösen Bereich wie Trizyklika und Muskelrelaxanzien haben eine Vielzahl von Nebenwirkungen. Belegt ist allerdings die Wirkung von Muskelrelaxationsverfahren. In vielen Lehrbüchern wird Krankengymnastik empfohlen, obwohl es dafür bisher keine guten randomisierten Studien gab. Die dänischen Kollegen führten daher eine prospektive randomisierte Studie durch, in die sie 26 Patienten mit häufigen und 24 Patienten mit chronischen Spannungskopfschmerzen aufnahmen. Die Patienten führten zunächst über 4 Wochen Tagebuch und wurden dann randomisiert. Die Hälfte der Patienten erhielt zunächst über 8 Wochen eine standardisierte Krankengymnastik, die zweite Gruppe wurde für 8 Wochen beobachtet und erhielt dann die Krankengymnastik. Beide Gruppen wurden dann über jeweils 12 Wochen weiterverfolgt. 48 Patienten beendeten die Studie. Die Zahl der Kopfschmerztage innerhalb von 4 Wochen wurde in der Behandlungsgruppe von 16 auf 12 Tage reduziert. Die Intensität und Dauer der Kopfschmerzen wurde nicht beeinflußt. Eine Subgruppenanalyse zeigte, daß Patienten mit chronischen Spannungskopfschmerzen mehr von der Therapie profitierten, als Patienten mit episodischen Spannungskopfschmerzen und Frauen mehr profitierten als Männer. Es ergab sich kein Unterschied in der therapeutischen Wirksamkeit, ob ein erhöhter Spannungszustand der perikraniellen Muskulatur vorhanden war oder nicht.

Kommentar: Die dänische Studie ist extrem wichtig, da sie eine der ersten ist, die mit einem vernünftigen Studiendesign die Wirkung einer aktiven krankengymnastischen Behandlung bei Patienten mit häufigen oder chronischen Spannungskopfschmerzen belegt hat. Dieses therapeutische Programm ist auch in der Praxis umsetzbar, da die Behandlung in Gruppen erfolgte. Die Patienten wurden dann aufgefordert, die entsprechenden Übungen zu Hause durchzuführen. Der Aufwand mit 2 x/Woche Krankengymnastik über einen Zeitraum von 8 Wochen ist auch unter Kostenaspekten vertretbar. Das therapeutische Spektrum bei chronischen Spannungskopfschmerzen sollte daher neben Medikamenten und Muskelrelexation aktive krankengymnastische Techniken einschließen. (HCD)





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