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5. Migräne, Akuttherapie

**** Mathew NT, Hettiarachchi J, Aldermann J. Tolerability and safety of eletriptan in the treatment of migraine: a comprehensive review. Headache 2003;43:962-974

Zusammenfassung: Eletriptan ist ein gut wirksamer und selektiver 5-HT1B/1DAgonist, der in Dosierungen von 20, 40 und 80 mg zur Behandlung akuter Migräneattacken untersucht wurde. Für die vorliegende zusammenfassende Studie wurden die Ergebnisse von 11.000 Patienten und über 74.000 behandelte Migräneattacken zusammengetragen.

Konzentriert haben sich die Autoren auf Nebenwirkungen und Sicherheit. In allen Studien wurden Nebenwirkungen erfasst. Bei 23 der Studien wurden auch pharmakodynamische und pharmakokinetische Messungen von Eletriptan durchgeführt. In einigen der Studien erfolgte darüber hinaus ein Monitoring von EKG und Blutdruck. Bei den Studien, die hier referiert werden, nahmen 6.954 Patienten Eletriptan ein: 1.376 Plazebo und 2.249 ein anderes Triptan wie Sumatriptan, Naratriptan oder Zolmitriptan. In einer Studie war die Vergleichssubstanz Cafergot (Ergotamin plus Coffein). Betrachtet man alle Nebenwirkungen, so unterschieden sich die 20 mg Eletriptandosis nicht von Plazebo. Eletriptan 40 mg hatte mehr Nebenwirkungen als Plazebo, wobei die größten Unterschiede für Parästhesien, Wärmegefühl und Benommenheit bestanden. 80 mg Eletriptan hatten mehr Nebenwirkungen als Plazebo und auch mehr Nebenwirkungen als 40 mg Eletriptan. Hier sind vor allem ein allgemeines Schwächegefühl, ein unsystematischer Schwindel und Engegefühl im Bereich der Brust zu nennen.

In den Untersuchungen, in denen die Langzeitgabe von Eletriptan untersucht wurden, waren erwartungsgemäß die Nebenwirkungen sehr viel geringer als in den Studien, in denen Eletriptan nur ein- oder dreimal gegeben wurde. Eletriptan wird u.a. über CYP3A4 abgebaut. Es gibt daher eine Interaktion mit potenten Hemmern dieses Enzyms. Dies sind Ketoconazol, Itraconazol, Nefazodon, Clarithromycin, Ritonavir und Nelfinavir. Interaktionsstudien zeigten aber, dass Patienten, die diese Medikamente benutzten und Eletriptan einnahmen, keine erhöhte Nebenwirkungsquote hatten. Dessen ungeachtet sollten aber diese Medikamente nicht zusammen gegeben werden. Eletriptan wurde auch bei Patienten mit mittelschwerer Leber- und Nierenfunktionsstö- rungen untersucht. Bei diesen Patienten kam es zu einem Anstieg der Serumspiegel, die aber nicht in einem Bereich lagen, der klinisch relevant wäre. Theoretisch könnte die gemeinsame Applikation eines Triptans mit einem Serotoninwiederaufnahmehemmer zu einem Serotoninsyndrom führen. Dies wurde aber bisher nicht beobachtet. Das Nebenwirkungsspektrum von Patienten, die Eletriptan und gleichzeitig einen selektiven Serotoninhemmer einnahmen, unterschied sich nicht von dem Profil von Patienten, die nur Eletriptan erhielten.

Ein wesentlicher Faktor, ob Patienten Nebenwirkungen lästig oder bedrohlich empfinden, ist die Patientenzufriedenheit mit dem Medikament. Die Patientenzufriedenheit lag für Eletriptan 80 mg so höher als für 40 mg, was belegt, dass Patienten eine bessere Wirkung vorziehen und dafür auch etwas vermehrte Nebenwirkungen in Kauf nehmen.

Kommentar: Diese große Übersichtsarbeit zeigt, dass Eletriptan wie alle anderen Triptane eine sichere Substanz ist, solange sie bei Patienten eingesetzt wird, die keine Kontraindikationen haben. Wichtig ist die Beobachtung, dass eine Kombination mit selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern möglich ist, da eine hohe Komorbilität zwischen Migräne und Depressionen besteht. Die Übersicht zeigt auch, dass für Patienten der Parameter Wirkung wichtiger ist als der Parameter Nebenwirkungen. Leider wurde in der Übersichtsarbeit nicht aufgeführt, wieviel Prozent der Patienten in den einzelnen Studien die Behandlung mit Eletriptan wegen Nebenwirkungen abbrachen. (HCD)

***** Burstein R, Collins B, Jakubowski M. Defeating migraine pain with triptans: a race against the development of cutaneous allodynia. Ann Neurol 2004;55:19-26

Zusammenfassung: Triptane sind effektive Substanzen zur Behandlung der akuten Migräne. Am besten wirksam ist die subkutane Anwendung von Sumatriptan. Selbst bei dieser Anwendungsform beträgt aber die Erfolgsquote nur 50-70%, d.h. mindestens 1/3 der Patienten spricht nicht auf diese Behandlung an. Bisher gab es keine guten Möglichkeiten, die Wirksamkeit eines Triptans nach klinischen Kriterien vorauszusagen. Während der Migräneattacke kommt es zu 2 verschiedenen Phasen einer Sensitivierung peripherer und zentraler schmerzleitender Neurone. Unmittelbar zu Beginn der Attacke besteht bereits ein pulsierender Kopfschmerz, der durch eine Sensitivierung von C-Fasern in den Gefäßwänden der Duragefäße zustande kommt. Mit einer Zeitverzögerung von 1-4 Std. kommt es dann bei einem Teil der Patienten zu einer ipsilateralen Allodynie, d.h. einer vermehrten Empfindlichkeit bei Berührung von bestimmten Hautarealen bedingt durch eine Sensitivierung von zentralen Neuronen im Nucleus caudalis des N. trigeminus. Die amerikanischen Autoren postulierten, dass die Entwicklung einer zentralen Sensitivierung erklären könnte, warum bei manchen Patienten ein Triptan nicht wirkt. In die Studie wurden insgesamt 31 Migränepatienten aufgenommen, die gebeten wurden, insgesamt dreimal in die Klinik zu kommen. Beim ersten Besuch außerhalb einer Migräneattacke wurden im Gesicht mechanische Schmerzschwellen und Schwellen für Kalt- und Warmreize im Gesicht gemessen. Dann wurden die Patienten gebeten, innerhalb 1 Std. nach Beginn einer Attacke oder 4 Std. nach Beginn einer Attacke in die Klinik zu kommen, und sie wurden dann, nachdem festgestellt wurde, ob eine Allodynie besteht oder nicht, mit 6 mg Sumatriptan behandelt. Klinischer Endpunkt war Schmerzfreiheit 2 Std. nach Injektion des Triptans.

Von den untersuchten Migräneattacken bestanden bei 34 Attacken eine Allodynie und bei 27 nicht. Bei den Attacken, bei denen keine Allodynie bestand, betrug die Erfolgsquote nach Gabe des Triptans, d.h. schmerzfrei nach 2 Std. 93%. Bei den Attacken, bei denen Allodynie bestand betrug die Erfolgsquote 15%. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Behandlung nach 1 oder nach 4 Std. erfolgte. Patienten mit Allodynie waren älter als solche ohne Allodynie, litten unter mehr Attacken/Monat und hatten auch schwerere Attacken.

Kommentar: Die hier vorliegende Publikation ist eine der wichtigsten Arbeit in den letzten 10 Jahren zur Wirkung von Triptanen bei der Behandlung akuter Migräneattacken. Dieser experimentelle Ansatz zeigt, warum es gewisse Zahl von Patienten und Migrä- neattacken gibt, bei denen Triptane nicht wirksam sind. Bei einem Teil der Patienten kommt es offenbar nicht nur zu einer Sensitivierung peripherer schmerzleitender Fasern, sondern auch zu einer zentralen Sensitivierung. Wenn diese vorhanden ist, klinisch belegt durch eine Allodynie im Gesicht, sind Triptane fast nicht mehr wirksam. Damit bestehen jetzt klinische Kriterien, bei denen mit Hilfe vorausgesagt werden kann, welche Patienten zu welchem Zeitpunkt von einem Triptan profitieren und welche mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. (HCD)

*** Dowson AJ, Charlesworth BR. Patients with migraine prefer zolmitriptan orally disintegrating tablet to sumatriptan conventional oral tablet. Int J Clin Pract 2003;57:573-576

Zusammenfassung: Ziel dieser Studie war es, Patientenvorlieben für Schmelztabletten (Zolmitriptan 2,5 mg) oder konventionelle Tabletten (Sumatriptan 50 mg) (Sumatriptan 50 mg) zu eruieren. In der multizentrischen, bei niedergelassenen Ärzten in Großbritannien durchgeführten Studie wurden insgesamt 218 Patienten randomisiert, wobei die Daten von 168 Patienten letztendlich ausgewertet werden konnten. Das Patientenkollektiv entspricht hinsichtlich aller epidemiologischer Parameter dem in Triptanstudien üblichen Kollektiv. Die Patienten bevorzugten die Schmelztablette Zolmitriptan gegenüber der konventionellen Tablette (Sumatriptan) (60,5% vs 34,5%). Hinsichtlich der Wirksamkeit gaben die Patienten ebenfalls Zolmitiptan Schmelztabletten den Vorzug (77% vs. 63%). Gründe, die genannt wurden, waren, dass die Einnahme von Schmelztabletten am wenigsten mit dem Alltag interferiere, sie angenehm einzunehmen seien und eine aktive Lebensgestaltung trotz Migräne ermöglichen.

Kommentar: Der Platz von Triptanen in der Akuttherapie ist unbestritten. Optimale Migränetherapie orientiert sich im Jahr 2004 im wesentlichen an zwei Prinzipien: Patienten sollen möglichst eigenständig ihre Akuttherapie handhaben und diese sollte sich an den individuellen Bedürfnissen des Patienten bzw. der Spezifität der Attacke orientieren. Die vorliegende Studie repliziert im wesentlichen die Erkenntnisse der MAZE Studie (MacGregor et al. 2003), die in der ersten und zweiten Phase als populationsbasierte Studie an über 5000 Patienten Vorlieben erfragte und eine klare Präferenz für Schmelztabletten erkennen lies. Im Unterschied dazu handelt es sich bei dieser Studie um vordiagnostizierte Patienten, die mit aktiver Substanz behandelt werden. Positiv zu bewerten bei dem Studiendesign ist, dass als Vergleichssubstanz der Gold-Standard der Migräneakuttherapie gewählt und auch im cross-over design geprüft wurde, wobei die Reihenfolge des Substanzeinsatzes keinen Einfluss auf die Bewertung durch den Patienten hatte. Der Leser solcher vergleichenden Studien gewinnt häufig den Eindruck, dass immer die Substanz der Firma, die die Studie initiiert hat, auch den besseren Outcome hat. Hauptziel dieser Studie war jedoch zu belegen, dass die Schmelztablette von Patienten aus den genannten Gründen präferiert wird. Dies ist durch ein sauberes Studiendesign bei der multizentrischen Studie mit dem Manko der z.T. tendenziös gestellten Fragen im CRF und Tagebuch gut gelungen. Mac Gregor EA, Brandes J, Eikermann A. Migraine prevalence and treatment patterns: the global Migraine and Zolmitriptan evaluation (MAZE) survey. Headache 2003; 43 (1): 19-26 (AE)

**** Bendtsen L, Mattson P, Zwart JA, Lipton RB. Placebo response in clincial randomized trials of analgesics in migraine. Cephalalgia 2003; 23:487-490.

Zusammenfassung: Die Autoren analysieren Daten aus placebo-kontrollierten, randomisierten, doppelblinden Studien mit konventionellen Analgetika (n=11) zur Behandlung von Migräneattacken zwischen 1988 und 2001. Ziel der Studie war es, die Besserung (headache response/pain free) von Migräneattacken 2h nach Placebo Gabe zu analysieren und Ursachen hierfür zu finden. Nach Placebo zeigten 7-50% (im Mittel 30%) eine Besserung der Kopfschmerzen und 9% der Patienten waren schmerzfrei. Die Placebo Antwort war niedrig in Studien mit einem crossover Design und hoch in Studien in denen schwierig zu behandelnde Patienten ausgeschlossen waren. Insgesamt war die Variabilität der Placebo Antwort gering in Studien, die Kopfschmerzfreiheit als Zielparameter hatten. Eine hohe Placeborate war zudem korreliert mit einer hohen Erfolgsrate der aktiven Substanz.

Kommentar: Dies ist eine interessante und zugleich die erste systematische Analyse zur Placeboantwort in Akutstudien zur Behandlung der Migräne mit konventionellen Analgetika. Zudem werden Faktoren identifiziert, die eine Placeboantwort beeinflussen. Ein geringer Nachteil der Untersuchung ist, dass nur 11 Studien zur Analyse herangezogen wurden. Darüber hinaus wäre der Aussagewert höher sofern den Autoren Originaldaten zur Verfügung gestanden hätten. Insgesamt ergibt sich aus dieser Untersuchung die Notwendigkeit, in einem prospektiven Ansatz die identifizierten Einflussm öglichkeiten der Placeboantwort zu bestätigen, so dass diese bei der Konzeption zukünftiger Studien berücksichtigt und minimiert werden können. (UR)

**Garcia-Ramos G, MacGregor EA, Hilliard B, Bordini CA, Leston J, Hettiarachchi J. Comparative efficacy of eletriptan vs. naratriptan in the acute treatment of migraine. Cephalalgia 2003;23:869-876

Zusammenfassung: Es handelt sich um eine randomisierte, doppelblind angelegte Studie zum Vergleich der Verträglichkeit und der Effektivität zweier Triptane in der Akutbehandlung von Migräneattacken. Verglichen wurden 40 mg Eletriptan und 2,5 mg Naratriptan bzw. Placebo. In die Studie wurden 548 Patienten mit Migäne nach Kriterien der IHS eingeschlossen. Es wurde jeweils eine einzelne Attacke mit einer der 3 Substanzen behandelt, die Effektivität nach 2 und 4 Stunden erfasst und dabei eine signifikante Überlegenheit von Eletriptan gegenüber Naratriptan und von beiden Triptanen gegenüber Placebo zu den jeweiligen Zeitpunkten nachgewiesen. Die Eletriptan-Gabe führte in einem höheren bzw. signifikanten Prozentsatz nach 2 Stunden zur vollkommenen Schmerzfreiheit und im höheren Prozentsatz zu einer auch nach 24 Stunden stabilen Schmerzfreiheit. Zusatzmedikamente wurden nach Eletriptaneinnahme weniger häufig benötigt (15% versus 27%). Die Verträglichkeit war für beide Triptane gut. Allerdings kam es unter Naratriptan seltener zu unerwünschten Wirkungen.

Kommentar: Es gibt eine Reihe von groß angelegten systematischen Überblicksarbeiten bzw. Metaanalysen, in denen die Überlegenheit der Triptane für die Akutbehandlung der Migräne ausreichend dokumentiert ist, ebenso wird dies für einzelne Triptane ggü. Placebo bzw. im Vergleich mit einem anderen Triptan nachgewiesen. Seltener sind Placebokontrollierte randomisierte Kopf-zu-Kopf-Triptan- Vergleichsstudien. Für die einzelnen Triptane sind, abgesehen von ihrer generell guten Wirkung, in Einzelspektren auch individuelle Merkmale nachweisbar, z.B. niedrigere Rückfallsquoten unter Naratriptan oder der relativ rasche Wirkbeginn bzw. Stabilität der Wirksamkeit von z.B. Rizatriptan und Eletriptan oder kürzere/ längere Halbwertszeiten. Die gute Wirksamkeit von Eletriptan, die Konsistenz seiner Wirkung und relative Nebenwirkungsarmut wurde im Vergleich mit Sumatriptan, Zolmitriptan und dem ergokaminhaltigen Mischpräparat Cafergot ® bestätigt.

In vorliegender Studie sollte diese Wirksamkeit für die 40 mg Dosis auch gegenüber Naratriptan 2,5 mg bis zu 4 Stunden nach Einnahme überprüft werden, wobei jeweils eine Attacke behandelt wurde. Die Patienten wurden im Verhältnis 2:2:1 zu Eletriptan, Naratriptan oder Placebo randomisiert; der primäre Effektivitätsendpunkt war der Zustand nach 2 Stunden, gemessen an einer 4-stelligen globalen Kopfschmerz- Intensitätsskala, sekundäre Variablen waren u.a. das Ansprechen bzgl. Kopfschmerz sowie Kopfschmerzfreiheit nach , 1, 2, 4 und 24 Stunden und Beurteilung der Begleitsymptome. Die Ergebnisse (jeweils statistisch hoch signifikant gegenüber Placebo) sind in der Tabelle zusammengefasst.

  Besserung in % nach NW** [%]
  1 h 2 h 4h  
Eletriptan 40 mg 34 56* 80* 26
Naratriptan 2,5 mg 25 42* 67* 50
Placebo 21 31 ∇ 44 ∇ 32
  Schmerzfrei in % nach Akzeptanz [%]
  1h 2h 4h  
Eletriptan 40 mg 12 35* 56* 68*
Naratriptan 2,5 mg 6 18* 41* 50*
Placebo 5? 19 ∇ 24 ∇ 31 ∇
* Signifikant (E. vs. N.), ** medikationsrelevante Nebenwirkungen,
∇ (Tript. Vs. PL)

Somit wurde in dieser Studie nachgewiesen, dass 40 mg Eletriptan in allen Bereichen der Wirksamkeit signifikant dem Naratriptan (2,5 mg) und natürlich auch Placebo überlegen war, und in diesem Vergleich Eletriptan auch in einer subjektiven Endbewertung nach 24 Stunden von den Probanden als das bevorzugte Präparat gewählt wurde. Der relevante Wirkbeginn der Substanz liegt bei einer Stunde, für die 30 Minutenwerte konnte noch kein signifikanter Unterschied zwischen den 3 Präparaten gefunden werden. Die medikationsbedingte Nebenwirkungsrate war für Eletriptan etwas höher als für Naratriptan und Placebo; schwerwiegende Nebeneffekte sind nicht aufgetreten. Es ist immerhin innovativ, wenn klinisch bereits suspizierte Effekte im Rahmen einer kontrollierten Studie auch statistisch signifikant abgesichert nachgewiesen werden können. Dass Naratriptan innerhalb der Triptanpalette in allen Studien am schwächsten abgeschnitten hat, ist bekannt, es war also kein kraftvoller Herausforderer für Eletriptan, und somit liegt der Neuigkeitswert der Studienergebnisse im Erwartungsbereich. (PW)

** Baos V, Serrano A, Torrecilla M, Bertral C, Calotto MT, Nocea G, Gerth WC, on behalf of the I-MAX Study Group. Patientreported benefits of rizatriptan compared with usual non-triptan therapy for migraine in a primary care setting. Int J Clin Pract 2003;57:761-768

Zusammenfassung: In dieser, unter der Korrespondenzadresse von Merck & Co publizierten offenen, multizentrischen Studie wurde die Wirksamkeit von Rizatriptan 10 mg Schmelztabletten mit der üblicherweise eingesetzten Migrä- neakutmedikation verglichen. Die Patienten wurden in 22 großen allgemeinmedizinischen Praxen rekrutiert und hatten vor Studieneinschluss noch nie Triptane eingenommen. Bewertetet wurden eine mit der üblichen Medikation behandelte Migräneattacke retrospektiv sowie drei weitere Attacken prospektiv, wobei die erste und dritte Attacke mit Rizatriptan 10 mg und die zweite mit der üblichen Medikation behandelt wurde. Neben den üblichen Wirksamkeitsparametern (Schmerzlinderung Schmerzfreiheit, Begleitsymptome, Wiederaufnahme der üblichen Aktivität) hatten die Patienten Fragen zur Lebensqualität sowie Zufriedenheit mit der Therapie in einem Tagebuch zu dokumentieren. Patienten, die einer bezahlten Arbeit nachgingen, hatten darüber hinaus die Zahl der durch die Migräneattacken ausgefallenen Arbeitsstunden bzw. das Ausmaß der Leistungsreduktion am Arbeitsplatz zu dokumentieren. Von 118 inkludierten Patienten schlossen 97 die Studie ab. Kopfschmerzfreiheit nach 2 Stunden berichteten 41 47 % der Patienten nach Rizatriptaneinnahme und 12 18 % nach Einnahme der üblichen Medikation (p<0,01). Auch alle anderen Vergleiche zwischen Rizatriptan und der üblicherweise eingesetzten Migräneakuttherapie zeigten eine statistisch signifikante Überlegenheit von Rizatriptan. Zu Studienende waren 62 % der Patienten mit Rizatriptan und 17 % mit ihrer üblichen Therapie sehr oder völlig zufrieden (p<0,001). Als Nebenbemerkung sei erwähnt, dass unter den 17 Studienpatienten, die eine medikamentöse Migräneprophylaxe hatten, 4 Patienten ein Ergotaminpräparat einnahmen. Kommentar: Die deutliche Überlegenheit von Rizatriptan über die üblicherweise eingesetzte Migräneakuttherapie war angesichts des Studiendesigns zu erwarten und diese Erwartung wurde erfüllt. Die Autoren räumen zwar ein, dass die fehlende Verblindung sowie die retrospektive Bewertung der vor Studienbeginn mit der üblichen Medikation behandelten Migräneattacke die Aussage der Studie einschränken. Zu berücksichtigen ist allerdings auch, dass Patienten, die wegen Migräne ärztliche Hilfe suchen, mit ihrer Therapie oft nicht zufrieden sind und deshalb nicht ausgeschlossen werden kann, dass das schlechte Abschneiden der “üblichen Therapie” zumindest teilweise auf die Art der Patientenrekrutierung zurückzuführen ist. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass die Wirksamkeit der Medikation bei den 3 nach Studieneinschluss behandelten Attacken ebenfalls nur retrospektiv (nach 24 Stunden bzw. am Ende der Attacke) beurteilt wurde. Unbeantwortet blieb leider die Frage, ob die übliche Therapie von den Patienten “optimal” eingesetzt wurde (z.B. ausreichend hohe Dosierung, optimaler Einnahmezeitpunkt). Interessant wäre es zu wissen, bei wie vielen Patienten mit einem “optimal” eingesetzten Analgetikum oder nichtsteroidalen Antirheumatikum ebenfalls ein zufriedenstellender Therapieerfolg zu erzielen ist. Dieser Frage kommt nicht zuletzt deshalb Bedeutung zu, weil sich die Ärzteschaft zunehmend den Restriktionen der primär auf Kostenminimierung (nicht aber sozioökonomische Belange) achtenden Krankenkassen stellen muss und evidenzbasierte Daten, die sowohl die Wirksamkeit und Verträglichkeit als auch ökonomische Aspekte des gesamten Spektrums der Migräneakuttherapie berücksichtigen noch weitgehend fehlen. Positiv an der Studie hervorzuheben ist die umfassende Evaluation der Lebensqualität sowie der Arbeitsfähigkeit im Zusammenhang mit Migräneattacken. (CW)

** Steiner TJ, Diener H-C, MacGregor EA, Schoenen J, Muirhead N, Sikes CR: Comparative efficacy of eletriptan and zolmitriptan in the acute treatment of migraine. Cephalalgia, 2003; 23, 942-952

Zusammenfassung: Es handelt sich um die Darstellung der Ergebnisse einer von der Fa. Pfizer in Auftrag gegebenen Vergleichsstudie zwischen Eletriptan 40 und 80 mg, Zolmitriptan 2,5 mg und Placebo. Insgesamt wurden 1.587 Patienten in 4 Gruppen randomisiert, wobei jeweils knapp 400 Patienten Verum erhielten und 144 Patienten Placebo (Randomisierung 3:3:3:1). Primärer Endpunkt der Studie war der Standard-Parameter aller Triptan-Studien Headache Response within 2 hours . Daneben wurden als sekundäre Variablen die Headache Response nach 30 Minuten, 1 Stunde, 1 Stunden sowie die Schmerzfreiheit nach 30 Minuten, 1 Stunde, 1 Stunden, 2 Stunden, die Beeinflussung von assoziierten Symptomen sowie die Wiederherstellung der Funktionalität anhand einer 4- Punkte-Skala berücksichtigt. Weitere sekundäre Variablen waren die Kopfschmerz- Recurrence-Rate, die Häufigkeit der Einnahme einer Ausweich- Medikation sowie die Häufigkeit einer anhaltenden Kopfschmerzfreiheit, bzw. Kopfschmerz- Reduktion über 24 Stunden und eine globale Evaluierung von seiten der Patienten.

Zusammengefasst fand sich eine Überlegenheit bezüglich des primären Endpunktes von Eletriptan 80 mg gegenüber 40 mg Eletriptan und 2,5 mg Zolmitriptan; alle Triptan- Dosierungen waren Placebo hoch-signifikant überlegen. Die hohe Eletriptan-Dosierung war Zolmitriptan 2,5 mg überlegen, diese Überlegenheit begann etwa nach 30 Minuten. 40 mg Eletriptan war Zolmitriptan 2,5 mg nicht überlegen, wenn man die sekundären Variablen hinzuzog, fand sich eine hochsignifikante und eine signifikante Überlegenheit von Eletriptan 80, bzw. 40 mg gegenüber Zolmitriptan 2,5 mg bei den sekundären Endpunkten anhaltende Kopfschmerzfreiheit, bzw. Headache-Response sowie einigen der weiteren analysierten sekundären Variablen. Bezüglich Verträglichkeit und Sicherheit werden nur globale kumulative Zahlen angegeben und kein Einzelvergleich zwischen den Substanzen durchgeführt, im wesentlichen waren alle Wirkstoffe gut verträglich.

Kommentar: Diese von der Fa. Pfizer durchgeführte Studie war darauf angelegt, einen Wirkungsvorteil von Eletriptan gegenüber Zolmitriptan 2,5 mg nachzuweisen. Kritische Punkte dabei sind, dass die Zolmitriptan- Präparation auf Grund des Doppel-Dummy-Designs in einer Gelatine-Kapsel verkapselt werden musste, wobei die durchgeführten pharmakokinetischen Untersuchungen eine gleichwertige Bioverfügbarkeit dieser Zubereitung mit dem Original-Präparat nahe legen. Darüber hinaus ist anzumerken, dass 5 mg Zolmitriptan, welches auf dem deutschen Markt preisgleich zu 2,5 mg erhältlich ist, nicht getestet wurde.

Die Aussage der Autoren, dass Zolmitriptan 5 mg nicht besser wirksam ist als 2,5 mg, ist anhand der Metaanalyse- Daten von Ferrari so nicht zu halten. In dieser Metaanalyse ist 5 mg in Prinzip um den gleichen Anteil wirkungsvoller, wie 80 mg Eletriptan zu 40 mg Eletriptan. Des weiteren ist anzumerken, dass die Nebenwirkungsdaten nicht weiter statistisch bearbeitet werden, wobei in der eingefügten Tabelle auffällt, dass Symptome wie Brustbeschwerden mehr als 10-fach häufiger in der Eletriptan- Gruppe als in der Zolmitriptan- Gruppe waren. Zusammengefasst unterstützt die Studie schon länger bekannte Befunde, dass die hohe Dosierung von Eletriptan wirkungsvoller ist als Sumatriptan 50, bzw. 100 mg und jetzt auch Zolmitriptan 2,5 mg. Erkauft wird dieser Wirkungsvorteil mit im Vergleich mäßig vermehrten leichten Nebenwirkungen. Eletriptan 40 mg zeigt gegenüber Zolmitriptan 2,5 mg keinen Vorteil (primärer Endpunkt), einige sekundäre Endpunkte waren unterschiedlich. (AS)


DMKG