4. Migräne, Prophylaxe
**** Köseoglu E, Akboyraz A, Soyuer A, Ersoy AÖ. Aerobic exercise and plasma beta endorphin levels in patients with migrainous headache without aura. Cephalalgia 2003;23:972-976
Zusammenfassung: Kopfschmerzspezialisten empfehlen regelmäßig körperliches Ausdauertraining zur Migräneprophylaxe, obwohl es dafür kaum einen wissenschaftlichen Beleg durch prospektive Studien gibt. Die türkischen Autoren unternahmen eine Studie, in der sie Migränepatienten ein strukturiertes Trainingsprogramm vermittelten, dass sie 6 Wochen durchhalten mussten. Vor, während und nach dem Trainingsprogramm wurden die Betaendorphinspiegel im Blut gemessen. Insgesamt wurden 40 Patienten in die Studie aufgenommen, 34 Frauen und 6 Männer. Das mittlere Alter betrug 32 Jahre. Bei allen Patienten wurden zunächst die prophylaktischen Medikamente abgesetzt. 6 Wochen später begann dann ein Trainingsprogramm mit 30 Min. Ausdauertraining, dass mindestens 3x/Woche durchgeführt werden musste. Die Beobachtungszeit betrug 6 Wochen. 36 Patienten standen für die Endauswertung zur Verfügung. Es kam zu einer Halbierung der Häufigkeit der Migräneattacken, zu einer Reduktion der Kopfschmerzintensität um 1/3, um eine Reduktion der Kopfschmerzstunden pro Monat um die Hälfte und einem Anstieg von Betaendorphin von 32 pg/ml auf 88,7 pg/ml. Alle Unterschiede waren statistisch hochsignifikant.
Kommentar: Diese Studie ist eine der wenigen, die prospektiv den Einfluss von Ausdauersport auf die Häufigkeit und Schwere der Migräne untersucht hat. Die Studie zeigt einen eindeutigen therapeutischen Effekt von Ausdauersport. Die zeitliche Belastung ist mit 3 x 30 Min./Woche relativ gering. Methodisch krankt die Studie allerdings daran, dass sie nicht randomisiert war und dass keine Angaben über die eingenommenen Medikamente zur Akuttherapie gemacht wurden. Die Autoren postulieren, dass einer der möglichen Mechanismen der Wirkung von Ausdauersport in der Migräneprophylaxe der Anstieg von Betaendorphin, einem endogenen Opioid, ist. Dies ist etwas schwierig nachzuvollziehen, weil die Autoren keine Korrelation zwischen der Besserung der Migräne und dem Anstieg von Betaendorphin nachweisen konnten. (HCD)