7. Andere Kopfschmerzen
*** Boes, CJ, Dodick DW. Refining the clinical spectrum ofchronic paroxysmal hemicrania: a review of 74 patients. Headache2002;42:699-708
Zusammenfassung:Die chronisch paroxysmaleHemikranie wurde als eigenständigesKrankheitsbild erstmals1974 von dem norwegischenNeurologen und KopfschmerzforscherSjaastad beschrieben.Er beschrieb auch alserster, daß diese Patienten eineerstaunliche therapeutischeWirkung durch den Einsatz vonIndomethacin aufweisen. Dieletzte klinische Übersicht zudem Krankheitsbild erschien imJahr 1989. Die Autoren derMayo Klinik in Rochester undScottsdale fanden in der Patientendatenbankim Zeitraumzwischen 1976 und 1996 insgesamt74 Patienten mit einerchronisch paroxysmalen Hemikranie.Zur Diagnose wurdendie folgenden Kriterien verwendet:1) Schwere Schmerzattackeneinseitig im Bereich von Orbita,Stirn oder Schläfe miteiner Dauer zwischen 2 und45 Minuten.2) Kein Seitenwechsel derSchmerzattacken.3) Attackenfrequenz über5/Tag.4) Der Schmerz ist mit einemder folgenden Symptome assoziiert:konjunktivale Injektion,Lakrimation, Kongestionder Nase, Rhinorrhoe,Ptose, Ödem des Augenlides.Von den 74 identifiziertenPatienten waren 62% Frauenund 38% Männer. Das mittlereAlter bei Beginn der Kopfschmerzattackenwar 41 Jahre.Der Altersrange bei Beginn lagzwischen 6 und 75 Jahren. Beiallen Patienten begann dasKrankheitsbild als episodischeparoxysmale Hemikranie undging bei 12% der Patienten dannin eine chronisch paroxysmaleHemikranie über. 93% derPatienten hatten einen striktunilateralen Schmerz, 4% hatteneinen bilateralen Schmerz, derseitenbetont war, und 3% hatteneinen primär unilateralenSchmerz, der in seltenen Fällenbilateral auftrat. Der Schmerztrat grundsätzlich in Attackenauf und wurde von den Betroffenenin 93% der Fälle alsschwer eingestuft. DieSchmerzqualität wurde alsscharf (58%), pulsierend (22%)und stechend (19%) beschrieben.Beim Löwenteil der Patientenentwickelte sich das Maximumder Kopfschmerzintensitätinnerhalb von 5 Minuten. DieDauer der Attacken betrug bei10% 1 Min., bei 31% zwischen2 und 5 Min., bei 39% zwischen10 und 15 Min. und bei 20%zwischen 20 und Min. Diemittlere Dauer der Attackenbetrug 12 Min. Die Zahl derAttacken lag zwischen 2 und 5bei 37% der Betroffenen, zwischen6 und 10 bei 35% und beimehr als 10 bei 29% der Patienten.88% der Patienten gabenan, die Attacken sowohl tagswie nachts zu haben. Etwa 3/4aller Patienten sprachen auf dieBehandlung mit Indomethacinan. Bei einigen Patienten warein Tagesdosis bis zu 150 mgnotwendig. Bei drei Patientenfand sich in der Bildgebung einesymptomatische Ursache für diechronisch paroxysmale Hemikranie.Es handelte sich dabeium ein Prolaktinom, ein Keilbeinflügelmeningeomund einAkustikusneurinom.
Kommentar:Die von den amerikanischenAutoren publizierten Patientenstellen zwar die zweitgrößteGruppe dar, die jemals publiziertwurde. Leider waren abernicht alle der hier referiertenDaten prospektiv erhobenworden, was dazu führt, daß zubestimmten Fragen keine repräsentativenAntworten gegebenwerden konnten. Die Arbeit gibtaber wichtige Hinweise, wiechronisch paroxysmale Hemikranieund Clusterkopfschmerzunterschiedenwerden können. Bei der chronischparoxysmalen Hemikranieist bei einem Löwenanteil derPatienten die Attackendauerunter 30 Minuten und beimClusterkopfschmerz bei 94%der Betroffen über 1/2 Stunde.Ähnliches gilt für dieAttackenfrequenz. Während85% aller Clusterpatientenzwischen 1 und 2 Attacken in24 Std. haben, ist dies nur bei25% der Patienten mit chronischparoxysmaler Hemikranie derFall. Wichtig ist aber die Tatsache,daß nicht alle Patienten aufIndomethacin ansprechen unddaß das Ansprechen auf Indomethacinnicht das primäre das primäre diagnostische Kriterium sein kann. (HCD)
**** Berde C, Sethna N. Analgesics for the treatment of pain inchildren. N Engl J Med 2002;347:1094-1104
Zusammenfassung:In diesem Übersichtsartikel wirdzunächst die Neurobiologie derSchmerzentwicklung beschriebenund dann auf die Unterschiededer Schmerzerhebungim Kindes- und Erwachsenaltereingegangen. Alters- und gewichtsbedingtunterscheidensich Clearanceraten und verschiedeneKatalysatoren in ihrerAktivität, was sich in der Dosisanpassungverschiedener Analgetikawiederspiegeln sollte. Imeinzelnen gehen die Autorendann verschiedene Gruppen vonAnalgetika durch -nichtsteroidale Analgetika,Opioide sowie Lokalanästetika-,besprechen im weiteren dannTumortherapie und Therapiechronischer Schmerzen imKindesalter.
Kommentar:Dies ist ein exzellenter Übersichtsartikelfür jeden Leser mitInteresse für Schmerztherapiebei Kindern. Der einleitendeGrundlagenteil dient dem tieferenVerständnis der nachfolgendenBesprechung der einzelnenSubstanzgruppen. Ideal sind dieTabellen zur gewichtskorreliertenDosierung verschiedenerAnalgetika, die für Opioideauch equianalgetische Dosierungennennen. Der interessierteLeser kann in dem ausführlichenLiteraturverzeichnis nochviele lesenswerte Quellenfinden. (AE)