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08. Spannungskopfschmerz
**** Castillo J, MuÒos P, Guitera V, Pascual J (1999) Epidemiology of chronic daily headache in the general population. Headache 39: 190-196.
Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS) hat operationale Kriterien zur Definition einzelner Kopfschmerzsyndrome vorgelegt. Für die meisten dieser Kopfschmerzentitäten gibt es in der Zwischenzeit gute epidemiologische Daten. Dies ist für chronische tägliche Kopfschmerzen, insbesondere medikamenteninduzierte Dauerkopfschmerz nicht der Fall. Zum Teil mag das daran liegen, daß die operationalen Kriterien der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft für diese Kopfschmerzentität nicht sehr gut gewählt wurden. Unter dem Begriff chronischer täglicher Kopfschmerzen verbergen sich chronische Spannungskopfschmerzen, symptomatische chronische Kopfschmerzen sowie medikamenteninduzierte Dauerkopfschmerzen.
Die spanischen Autoren untersuchten eine zufallsbezogene Stichprobe von 2252 Personen in einer spanischen Stadt mit 22.000 Einwohnern, wobei nur Personen im Alter über 14 Jahren erfaßt wurden. Die so ausgewählten Personen wurden entweder von ihrem Hausarzt gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, oder insgesamt dreimal per Post angeschrieben. Zunächst wurde nachgefragt, ob sie überhaupt Kopfschmerzen hatten und dann, ob sie Kopfschmerzen an 10 oder mehr Tagen im Monat hatten. Alle Patienten, die beide Fragen positiv beantworteten, wurden einem standardisierten Interview und einer neurologischen und internistischen Untersuchung unterzogen. Von den 2252 identifizierten Personen beteiligten sich 83,5% (n=1883) an der Studie.
135 Personen gaben an, an mehr als 10 Tagen im Monat unter Kopfschmerzen zu leiden. Bei 93 Personen bestanden 15 und mehr Kopfschmerztage pro Monat (dies ist die Definition der IHS für chronische Kopfschmerzen). Bei 4 Patienten lagen symptomatische Kopfschmerzen vor, davon bei zweien mit einer schlecht eingestellten Hypertonie, bei einer Person ein Nitrat-induzierter Kopfschmerz und bei einer Person einer chronischer posttraumatischer Kopfschmerz. Nach den Kriterien der IHS 52 Patienten unter einem chronischen Spannungskopfschmerz, 8 davon betrieben zusätzlich einen Analgetikaabusus. Bei 45 Patienten lagen bei einer ursprünglichen Migräne jetzt ein Dauerkopfschmerz vor. Bei 14 Patienten lag ein Medikamentenmißbrauch vor. Zwei Patienten litten unter einem neu entwickelten persistierenden Kopfschmerz. Insgesamt waren Frauen mit 90% deutlich überrepräsentiert. Das mittlere Alter bei Beginn der chronischen Kopfschmerzen betrug 38 Jahre, das mittlere Alter zum Zeitpunkt der Diagosestellung 50 Jahre.
Bezogen auf die Bevölkerung beträgt die Prävalenz chronischer Kopfschmerzen 4,7% mit einem 95%-Konfidenzintervall von 3,8-5,8. 24,7% der Personen betrieben einen Medikamentenmißbrauch. Damit beträgt die Prävalenz dieses Kopfschmerzes über 1% in der Allgemeinbevölkerung. Die spanische Studie ist methodisch sauber durchgeführt. Die hier angegebene Häufigkeit chronischer Spannungskopfschmerzen deckt sich mit der 2,2%igen Prävalenz in den Vereinigten Staaten und 3% in Dänemark. Unbefriedigend ist das hier verwendete Konzept der sog. transformierten Migräne. Hierunter werden Patienten subsummiert, die ursprünglich an einer Migräne litten und dann einen chronischen täglichen Kopfschmerz entwickelten. Ob es sich dabei um Patienten handelt, die neben einer Migräne einen chronischen Spannungskopfschmerz haben, oder um Patienten mit Medikamentenmißbrauch, wurde hier nicht differenziert.
Dessen ungeachtet zeigt aber die hohe Prävalenz von Patienten mit chronischen täglichen Kopfschmerzen, daß hier eine große Versorgungsaufgabe für Neurologen und Nervenärzte besteht. (HCD)
DMKG