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04. Migräne, Pathophysiologie


** Cao Y, Welch KMA, Aurora S, Vikingstad BS (1999) Functional MRI-BOLD of visually triggered headache in patients with migraine. Arch Neurol 56: 548-554.

Seit vielen Jahren wird vermutet, daß die sog. "spreading depression" das pathophysiologische Korrelat der Migräneaura darstellt. Allerdings ist es bislang nicht gelungen, diese spreading depression beim Menschen in der Aura nachzuweisen.

Die Autoren untersuchten deshalb 10 Patienten mit Migräne mit Aura, 2 Patienten mit Migräne ohne Aura sowie 6 Normalpersonen. Aus tierexperimentellen Studien ist bekannt, daß sich bei der spreading depression eine Hyperpolarisation langsam von occipital nach frontal ausbreitet. Der Hyperpolarisationswelle geht eine Depolarisationswelle voraus. Parallel zu den elektrophysiologisch nachweisbaren Phänomenen findet sich tierexperimentell eine initiale Zunahme des Blutflusses, die gefolgt wird von einer lang anhaltenden und sich langsam nach frontal ausbreitenden Hypoperfusion. In der hier vorgestellten Studie wurde mittels funktioneller Kernspintomographie der regionale cerebrale Blutfluß gemessen. Migräne-Kopfschmerzen sollten mittels visueller Stimulation getriggert werden durch Präsentation eines rot-grünen Schachbrettmusters, bei dem das Muster mit einer Frequenz von 9 Hz invertiert wurde.
6 von 12 Patienten der Migräne mit Aura Gruppe entwickelten Kopfschmerzen. 2 von diesen 6 Patienten bekamen "visuelle Veränderungen" mit Beginn der Kopfschmerzen oder kurze Zeit danach. Die "visuellen Veränderungen" wurden von den Patienten als nicht typisch für eine Aura beschrieben. Kurz vor oder wenige Minuten nach Beginn der Kopfschmerzen zeigte sich bei 6 Patienten eine Abnahme des occipitalen Blutflusses, die sich langsam, mit einer Geschwindigkeit von 3-6 mm/min nach frontal ausdehnte.

Auf die Darstellung der weiteren Ergebnisse dieser Studie soll an dieser Stelle verzichtet werden. Entscheidend ist die Tasache, daß die Autoren nicht in der Lage waren, eine Migräneaura zu triggern, so daß die hier dargestellten Ergebnisse einer Abnahme des Blutflusses lediglich die Ergebnisse von Woods et al. aus dem Jahre 1994 bestätigen, die eine der spreading depression vergleichbare Abnahme des Blutflusses bei einer Patientin mit spontaner Migräneattacke (ohne Aura!) beobachtet hatten. Leider waren die Autoren der hier vorgestellten Studie nicht in der Lage, eine Migräneaura zu triggern, so daß weiterhin ungeklärt bleibt, ob die spreading depression das pathophysiologische Korrelat der Migräneaura darstellt.
Neue Erkenntnisse für das Verständnis der Pathophysiologie der Migräne oder der Migräneaura ergeben sich aus dieser Studie nicht. (MJ)




DMKG