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02. Migräne, Klinik
*** Panayiotopoulos CP (1999) Elementary visual hallucinations, blindness, and headache in idiopathic occipital epilepsy: differentiation from migraine. Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry 66: 536-540.
Anfälle des Okzipitallappens sind im Vergleich zu Temporal-, Frontal- und Parietallappen-Epilepsien mit etwa 5% vergleichsweise selten. Demgegenüber tritt die visuelle Aura bei Migränepatienten am häufigsten auf. Nicht selten ergibt sich daher ein differentialdiagnostisches Problem, zumal oft auch noch transitorisch ischämische Attacken als Ursache in Frage kommen.
Der Autor beschäftigt sich schon sehr lange mit den Charakteristika visueller Anfälle. Anhand von 9 eigenen Patienten mit okzipitaler Epilepsie werden Charakteristika visueller Anfälle aufgezählt. In dieser Übersichtsarbeit hebt er die differentialdiagnostische Bedeutung verschiedener Eigenschaften epileptischer elementarer visueller Halluzinationen hervor.
Im Vergleich zur Migräne finden sich farbige Halluzinationen mit zirkulären Mustern, stereotyper Lokalisation, Dauer und Verlauf, besonders kurzem Verlauf von 5 bis 30 Sekunden, selten schon eine Minute und nur ausnahmsweise bis zu 10 Minuten. Epileptische visuelle Anfälle treten meist gehäuft tagsüber auf, können kombiniert mit Augen- und Kopfbewegungen, der Illusion von Augenbewegungen einhergehen und mit einer postiktualen Erblindung verknüpft sein. Demgegenüber beginnt die visuelle Migräneaura mit vorwiegend achromatischen flickernden Zickzackmustern im Zentrum der Fovea mit der typischen, immer schneller werdenden Ausdehnung in die Peripherie und dem nachwandernden Skotom. Im Zweifelsfall wird man naturgemäß immer eine antiepileptische oder Migräne-Therapie als weiteres differentialdiagnostisches Kriterium heranziehen. Nicht verwertbar in der Abgrenzung zur Migräne sind postiktuale Kopfschmerzen, die kaum von Migränekopfschmerzen zu unterscheiden sind. Etwa die Hälfte der 9 Patienten hatte okzipitale epilepsietypische Muster, teilweise nach Augenschluß oder nach Augenöffnen. Hier bleibt unklar, inwieweit iktale EEG-Ableitungen vorlagen. Der Autor geht noch auf die Kombination von Epislepsien und Migräne ein, wie man sie eher im Kindesalter sieht. Hier schließt er, daß es sich am ehesten um okzipitale Anfälle handelt, die einen Migränekopfschmerz auslösen.
Zusammenfassend sollte es anhand der aufgeführten klinischen Kriterien möglich sein, okzipitale Anfälle von Migräneauren zu unterscheiden. Insofern handelt es sich um eine klinisch nützliche Übersichtsarbeit. (WP)
DMKG