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Kopfschmerz-News 3/1999 Migräne, Akuttherapie – DMKG

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07. Spannungskopfschmerz

* Walker Z, Walker RWH, Robertson MM, Stansfeld S (1998). Antidepressant treatment of chronic tension-type headache: a comparison between fluoxetine and desipramine. Headache 38:523 528

Zur Behandlung des chronischen Spannungskopfschmerzes werden üblicherweise trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin eingesetzt. Englische Psychiater führten nun eine Studie zur Behandlung des chronischen Spannungskopfschmerzes mit dem selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Desipramin 75 mg täglich und Fluoxetin, einem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer in einer Dosis von 20 mg durch. Die Studie erstreckte sich über 12 Wochen. Die Schmerzintensität wurde auf einer Analogskala eingestuft, und in vierwöchigen Abständen wurde eine Depressionsskala und eine Lebensqualitätsskala ausgefüllt. Am Anfang wurden 37 Patienten in die Studie aufgenommen, nach 12 Wochen waren lediglich noch 25 Patienten in der Studie verblieben. Bei 72% der Patienten kam es zu einer Verbesserung der Kopfschmerzen. Es bestand kein Unterschied zwischen Fluoxetin und Desipramin. Auch die Depressionswerte besserten sich. Die Autoren schließen aus ihrer Studie, daß der therapeutische Effekt von Antidepressiva beim chronischen Spannungskopfschmerz indirekt sei, da die Besserung der Kopfschmerzen mit der Besserung der Depressionswerte einherginge. Diese Studie ist ein gutes Beispiel dafür, wie Studien zum chronischen Spannungskopfschmerz nicht durchgeführt werden sollten. Die Studie war weder doppel-blind noch Placebo-kontrolliert, so daß ein Einfluß des Untersuchers auf die Ergebnisse nicht ausgeschlossen werden kann. Betrachtet man die Streuungen der einzelnen gemessenen Werte, ist völlig eindeutig, daß eine Studienpopulation mit 37 Patienten in gar keinem Fall ausreichend war, um die hier gestellten Fragen zu beantworten. Dies kann man auch daran ermessen, daß die Autoren es nicht für nötig hielten, eine Fallzahlschätzung durchzuführen. Aufgrund der methodischen Mängel kann auch nicht der Rückschluß gezogen werden, daß ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer genauso wirksam sei wie ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Es ist durchaus möglich, daß es sich in beiden Fällen um einen Placebo-Effekt handelte. Erstaunlich ist, daß eine Zeitschrift wie Headache eine Studie mit so gravierenden methodischen Mängeln abgedruckt hat. (HCD)

* Cerbo R, Barbanti P, Fabbrini G, Pascali MP, Catarci T (1998). Amitriptyline is effective in chronic but not in episodic tension-type headache: pathogenetic implications. Headache 38:453-457

Es gibt eine Reihe prospektiver Studien, die zeigten, daß das Trizyklikum Amitriptylin beim chronischen Spannungskopfschmerz wirkt. Bisher liegen keine Untersuchungen vor, ob eine chronische Behandlung mit Amitriptylin auch beim episodischen Spannungskopfschmerz eine Wirkung hat. Die italienischen Autoren schlossen 82 Patienten mit Spannungskopfschmerzen in ihre offene Studie ein. 48 litten unter chronischen Spannungskopfschmerzen, 34 unter episodischen Spannungskopfschmerzen. Nach einer vierwöchigen run-in-Phase wurden die Patienten mit 25 mg Amitriptylin zur Nacht über 12 Wochen behandelt. Anhand von Tagebüchern wurden die Kopfschmerzen nach Häufigkeit, Dauer, Intensität und Analgetika-Konsum evaluiert. Am Ende der Beobachtungsphase standen Daten von 68 Patienten für die Analyse zur Verfügung. Bei Patienten mit chronischen Spannungskopfschmerzen kam es zu einer statistisch signifikanten Reduktion der Kopfschmerz-Tage, des Analgetika-Gebrauchs und der Dauer der Kopfschmerzen. Die Intensität der Kopfschmerzen war unverändert. Bei Patienten mit episodischem Spannungskopfschmerz kam es zu keiner Änderung. Die vorliegende Studie hat viele methodische Probleme. Zum einen ist sie nicht randomisiert und nicht Placebo-kontrolliert. Die Studie wurde auch nicht verblindet. Die gegebene Dosis von Amitriptylin liegt sicher am unteren Ende des therapeutischen Fensters. Darüber hinaus kann nicht ausgeschlossen werden, daß der wirkliche Therapieeffekt bei Patienten mit chronischem Spannungskopfschmerz durch eine verminderte Einnahme von Analgetika und nicht primär durch Amitriptylin bedingt war. Die hier gestellte Frage kann nur beantwortet werden, wenn eine nach modernen Kriterien durchgeführte doppel-blinde, Placebo-kontrollierte Studie mit ausreichender Dosierung von Amitriptylin durchgeführt wird. (HCD)


DMKG