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Zur Therapie der menstruellen Migräne

 

Forschungsergebnisse

Zur Therapie der menstruellen Migräne

Dr. Volker Pfaffenrath, Neurologe, München

Etwa 7-10% der Migränikerinnen leiden unter einer menstruellen Migräne. Letzere ist definiert als eine Migräne im Zeitraum zwei Tage vor bis drei Tage nach Ende der Blutung und einer Dauer zwischen 3-7 Tage. Davon unterschieden werden müssen Patienten mit Migräne mit einer ausnahmslos an den Zyklus gebundenen Migräneattacke und zusätzlich Attacken außerhalb der Periode bzw. Patienten mit Migräne, die während der Menstruation, aber auch außerhalb, unregelmäßig Migräneattacken erfahren und natürlich die, die während der Menstruation nie unter einer Migräne leiden. Wir wissen wenig über den Spontanverlauf der menstruellen Migräne, ihrer Abhängigkeit von anderen gynäkologischen Faktoren, den Einfluß von Menopause bzw. einer Hormontherapie.

Der Zusammenhang zwischen weiblichen Geschlechtshormonen und der Migräne stützt sich auf die Tatsache, daß bis zur ersten Periode Mädchen und Jungen gleich häufig unter einer Migräne leiden, dann aber Frauen in einem Verhältnis 3:2 häufiger als Männer betroffen sind. Die Pille kann die erste Migräneattacke auslösen oder eine bestehende Migräne in ihrer Häufigkeit verstärken. Ab Ende des dritten Schwangerschaftsmonats sind 60-80% der Patientinnen mit Migräne relativ beschwerdefrei, genauso wie Migräneattacken in den Wechseljahren positiv oder negativ beeinflußt werden können. Der natürliche Abfalls des Östrogenspiegels vor Beginn der Periode ist der wahrscheinliche Auslösefaktor für diese Migräneattacken. Die menstruelle Migräne gilt als am schwersten zu therapierende Migräneform, was darauf zurückzuführen ist, daß sie entweder kontinuierlich 3-7 Tage anhalten, andererseits wieder diskontinuierlich mit Unterbrechungen von 1-2 Tagen auftreten kann. Sie wird durch die Pille oder eine Migräneprophylaxe wie z.B. mit Betablockern nicht beeinflußt.

Bei einer Attackendauer von maximal 3 Tagen können die Attacken mit einer Kombination von Domperidon (Motilium) und 1000mg Aspirin Brause behandelt werden; ersatzweise kommt in Frage die Kombination von Metoclopramid (Paspertin) mit 2-4mg Ergotamintartrat (z.B. Migrexa). Bei fehlendem Effekt ist der Einsatz von Sumatriptan (Imigran) oral in einer Dosierung von 50-100mg oft nicht zu umgehen. Eine Gesamtdosis von 300mg Imigran pro Attacke sollte nicht überschritten werden. Bei Attacken, die kontinuierlich oder diskontinuierlich mehr als 3 Tage anhalten, ist eine Kurzzeitprophylaxe angebracht, üblicherweise mit dem Antirheumatikum Naproxen (z.B. Proxen) in einer Dosis von 2x500mg pro Tag, beginnend zwei Tage vor dem erwarteten Kopfschmerz bis zum Ende der Blutung. Auch weibliche Geschlechtshormone in Form von Östrogenpflastern (z. B. Estraderm TTS) können über eine Dauer von 7 Tagen zur Anwendung kommen.

In verzweifelten Fällen kann mit der Patientin diskutiert werden, die Pille “durchzunehmen” bzw. pharmakologisch das Auftreten der Menstruation zu unterbinden (Dreimonatsspritze). Diese Therapie können nur in Absprache mit dem behandelnden Gynäkologen durchgeführt werden.

Gewarnt werden muß vor der kontinuierlichen Gabe von Ergotamintartrat über die Dauer der Menstruation, da diese Substanz bei der Verabreichung über mehrere Tage fast immer einen Ergotaminkopfschmerz auslösen kann und dadurch die Attacke unnötig verlängert wird.

Insgesamt stellt dieTherapie der menstruellen Migräne hohe Anforderungen an den betreuenden Arzt und muß durch das Führen eines Kopfschmerzkalenders systematisch kontrolliert werden.


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